„Komplizierte Situation“: Delitzsch tritt in Jena an, auch wenn die Corona-Lage unübersichtlich ist

Lange her: Im März 2020 trafen Niklas Prautzsch (blaues Trikot) und der NHV Delitzsch zuletzt auf Jena.Foto: Alexander Prautzsch

Delitzsch. Punktspiele sind im Freistaat bis einschließlich zur Sachsenliga ausgesetzt. Das hat der Handballverband Sachsen angesichts der Pandemielage beschlossen. Davon ist auch der NHV Concordia Delitzsch betroffen. 15 der 16 Mannschaften, die meisten davon im Jugendbereich, dürfen zwar (noch) trainieren, aber keine Wettkämpfe bestreiten. Die einzige Ausnahme stellt das Oberliga-Team dar. Es darf weiterhin antreten. „Alle Beteiligten sind sich der komplizierten Situation bewusst, aber auch darüber einig, den Spielbetrieb aufrechterhalten zu wollen“, so der Mitteldeutsche Handballverband. Ergo treten die Nordsachsen an diesem Samstag beim HBV Jena an.

Rein sportlich gesehen hat es diese Begegnung in sich. „Ganz klar, es ist ein Spitzenspiel“, freut sich Jenas Manager Sergio Ruiz Casanona. „Es ist in dieser Saison bereits unser drittes Spitzenspiel“, setzt NHV-Trainer Jan Jungandreas noch einen drauf. Schließlich erwartet der Tabellenzweite Jena (13:5 Punkte) den Dritten aus Delitzsch, der 12:6 Zähler aufweist. Ganz oben grüßt die HG Köthen (13:3), auf Rang vier steht die SG Pirna/Heidenau (11:5).

Die Nordsachsen, gebeutelt dadurch, dass die Stammtorschützen aus dem Rückraum bislang aus Verletzungsgründen kaum eingesetzt werden konnten, haben etwas überraschend gegen Köthen und Pirna in eigener Halle jeweils ein Unentschieden geholt. Das macht Jungandreas für die Aufgabe in Thüringen Mut. „Natürlich wollen wir nicht ohne Punkte die Heimfahrt antreten“, betont der Coach. Optimistisch stimmt ihn die Leistung vom vergangenen Wochenende. Beim 31:22-Erfolg beim Sonneberger HV wurden alle Spieler eingesetzt und „haben ihren Teil zum Erfolg beigetragen – und nicht erst, als die Begegnung schon entschieden war“.

Jena überraschend gut

Jungandreas räumt ein, dass er über die gute Platzierung der Gastgeber schon ein wenig überrascht ist. Der HBV habe einen neuen Kader zusammengebastelt und setze, ähnlich wie der NHV, auf eine Mischung aus vielen jungen und mehreren älteren Aktiven. „Das ist eine eingeschworene Truppe, die jederzeit bereit ist, Gas zu geben.“ Casanova, ein im spanischen Valencia geborener ehemaliger Handballbundesligaspieler, der unter anderem mit Tusem Essen 2005 den EHF-Pokal gewann, hat mit dem mehr als geglückten Auftakt „nicht gerechnet“. Er verfüge nun über eine „gute Mannschaft“. Das habe der Verein in den vergangenen Jahren nicht immer bewiesen. Das Saisonziel lautet dennoch zurückhaltend, „in der oberen Tabellenhälfte“ zu landen. Mittelfristig sind die Ambitionen größer. „Wir wollen definitiv in den nächsten ein bis zwei Jahren in die dritte Liga aufsteigen.“

„Immer schlecht ausgesehen“

Die Jenenser starteten schlecht in diese Spielzeit mit zwei deutlichen Pleiten (22:31 gegen Köthen, 23:36 in Halle). Denen folgten aber sechs Siege in Serie, darunter ein 28:25 gegen Pirna. Am vorigen Spieltag wurde bei Einheit Plauen ein Remis geholt. Casanova erwartet gegen Delitzsch „eine ausgeglichene Begegnung“. Da diese in eigener Halle stattfinden werde, „sehe ich schon einen Vorteil für uns“. Ohne zu vergessen, dass „wir gegen Delitzsch immer schlecht ausgesehen haben“. In der Spielzeit 2019/20 gewannen die Concorden in der Universitätsstadt mit 29:24 und siegten daheim mit 32:26. Die vergangene Saison wurde so früh abgebrochen, dass die beiden Kontrahenten nicht aufeinander trafen.

An diese Erfolge will Jungandreas anknüpfen. Aber: „Wir brauchen eine geschlossene Mannschaftsleistung“, mahnt er. Das bedeutet: Die Abwehr – Thomas Oehlrich, der in Sonneberg wegen einer Erkältung aussetzte, steht wieder zur Verfügung – muss stehen, und im Angriff sind die Fehler zu minimieren. Ein oder zwei Punkte, das wäre auch ein kleiner Trost für die NHV-Teams, die nicht spielen dürfen.