Immer schön flexibel bleiben

Wichtige Rückraumschützen fallen beim NHV Delitzsch wohl weiter aus:
Zum Glück hat der Trainer eine Allzweckwaffe, die in die Bresche springt.

Von Ulrich Milde

Die Delitzscher hoffen auf die Rückkehr von Rückraum-Routinier Steve Baumgärtel.Foto: Wolfgang Sens

Delitzsch.  Auf  dem Papier ist die Ausgangslage eindeutig. Hier der NHV Concordia Delitzsch, der am vorigen Wochenende mit 29:24 bei Einheit Plauen siegte und in der Tabelle der Mitteldeutschen Handball-Oberliga mit 4:2 Zählern auf Rang sechs liegt. Dort der SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz. Er
kassierte bei der HG Köthen eine 26:30-Niederlage. Damit hat das Team von Trainer Armands Uscins mit 0:8 Punkten die rote Laterne.

Doch von einer Favoritenrolle seiner Mannschaft will NHV-Trainer Jan Jungandreas vor der Partie am Samstag in Wittenberg nichts wissen. „Damit tue ich mich schwer“, sagt er. Schließlich sei die Liga sehr ausgeglichen, „da hängt viel von der Tagesform ab“. Kleinigkeiten könnten den Ausschlag gegen.

Tatsächlich haben im bisherigen Saisonverlauf schon einige Duelle stattgefunden, deren Ausgang überraschend war. So unterlag die zweite Vertretung des EHV Aue dem Sonneberger HV mit 21:26, der HC Glauchau/Meerane behielt gegen den hoch gehandelten USV Halle mit 32:24 deutlich die Oberhand.

„Außerdem hat Wittenberg in Köthen lange Zeit gut mitgehalten“, warnt Jungandreas und mahnt: „Wir dürfen den Gegner nicht unterschätzen.“ Die Grün-Weißen würden vor eigenem Publikum mit Sicherheit alles in die Waagschale werfen, um die ersten Punkte einzufahren. Zudem läuft für Wittenberg mit Tomas Pavlicek eine Legende des Zweitligisten Dessau-Roßlauer HV auf. Und die Gastgeber haben sich mit Chris Hoffmann vom Drittligisten HC Burgenland verstärkt. Der 1,91 Meter große Handballer, dessen bevorzugte Position Kreis-Mitte ist („aber ich spiele da, wo der Trainer mich einsetzt“), war vor einigen Jahren mit Dessau in die zweite Bundesliga aufgestiegen. Dort baut er gerade ein Haus. Die Zeitfrage – der Weg nach Wittenberg ist kürzer – gab den Ausschlag für seinen Wechsel.

Während Hoffmann als Saisonziel einen einstelligen Tabellenplatz ausgegeben hat, ist sein Coach da defensiver. „Wir wollen den Klassenerhalt schaffen, ganz klar“, sagt Uscins. Er beklagt zwar einige verletzte Akteure, wirft aber dennoch die Flinte nicht ins Korn. „Wir brauchen jeden Punkt und werden alles unternehmen, um Delitzsch zu schlagen.“ Auch wenn der Gast eine gute Mannschaft habe.

Den Erfolg in Plauen schätzt Jungandreas hoch ein. „Meine Jungs haben das wirklich gut gemacht.“ Das Tempospiel habe ebenso überzeugt wie die Abwehrleistung. Und im Angriff sei es gelungen, den Ausfall der Rückraumschützen Max Amtsberg, Tobias Karl und Steve Baumgärtel weitgehend zu kompensieren. Amtsberg und Karl dürften auch in Wittenberg fehlen. Dafür hofft Jugandreas, dass wie in Plauen Marius Harig wieder in die Bresche springt. „Er ist ein fleißiger, ehrgeiziger Spieler. Auf ihn ist immer Verlass“, lobt der Coach. Der 23-Jährige traf im Vogtland mit dem Runden zwei Mal ins Eckige. Der linke Rückraumspieler studiert in Leipzig im fünften Semester Jura und will später Rechtsanwalt und Notar werden. Er ist jetzt in der dritten Spielzeit bei den Nordsachsen. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt er und geht davon aus, in Wittenberg zu längeren Einsatzzeiten zu kommen. „Wir wollen gewinnen“, verkündet er.

Dieses Ziel teilt natürlich auch Jungandreas. Ein doppelter Punktgewinn soll das Selbstvertrauen stärken, denn danach stehen zwei Top-Heimspiele auf dem Programm. Am 16. Oktober wird der momentane Tabellenführer Köthen in der Delitzscher Mehrzweckhalle erwartet, eine Woche später ist Mit-Meisterschaftsfavorit SG Pirna der Gast am Lober.