Anne Brosig als Spielerin: Nun hat sie beim NHV Concordia Delitzsch ein Angebot für Kinder mit Behinderung ins Leben gerufen.

Anne Brosig als Spielerin: Nun hat sie beim NHV Concordia Delitzsch ein Angebot für Kinder mit Behinderung ins Leben gerufen. © VereinAnzeige

Aktive Inklusion bei Concordia Delitzsch: Die frühere Handballerin Anne Brosig hat ein Angebot für Kinder mit Behinderung initiiert. Die erste Übungsstunde für Kids mit einer Beeinträchtigung im Alter von 6 bis 15 Jahren ist ein Erfolg gewesen. 

Delitzsch. Der Auftakt ist geglückt. „Das erste Training war super”, berichtet Anne-Marie Brosig vom NHV Concordia Delitzsch.“ Es hat den Kindern und den Trainern sichtlich Spaß gemacht.” Gemeint ist die erste Übungsstunde für Kinder mit einer Beeinträchtigung im Alter von 6 bis 15 Jahren. Für sie hat der Delitzscher Handballverein jetzt ein Angebot geschaffen und damit seine Inklusions-Aktivitäten verstärkt.Anzeige

Seit Jahren schon trainieren und spielen bereits erwachsene Menschen, die eine Behinderung haben. „Zunächst soll eine eigene Mannschaft gebildet werden und die Kinder sollen durch Spaß am Spiel, Freude an Bewegung und Sport in der Gemeinschaft eine regelmäßige Möglichkeit haben“, erläutert Initiatorin Anne-Marie Brosig. Sie selbst ist Trainerin der 2. und 3. Männermannschaft sowie im Vorstand tätig. Zudem fungierte sie einige Jahre als Jugendtrainerin in verschiedenen Altersklassen und war Spielerin der Frauenmannschaft, bis sie vor kurzem selbst Mutter wurde.

„Als Physiotherapeutin mit einer meiner Spezialausbildungen in der Kinder- und Säuglingstherapie habe ich tagtäglich mit Kindern und ihren Besonderheiten zu tun. Jetzt, als frisch gebackene Mama und mit Kindern und Säuglingen im Freundes- und Bekanntenkreis hat man nochmal eine ganz andere Sichtweise auf die Dinge“, erläutert Brosig. Durch Zufall sei sie auf einen Bericht über die Superkids im ostwestfälischen Bad Salzuflen gestoßen. Dort hat Maria Ravn Jörgensen eine Handballmannschaft für Kinder mit Beeinträchtigungen gegründet. „Eine super Sache“, meint die Delitzscherin.

Kleine Schritte

Der ausschlaggebende Punkt ihrer Idee sei dann die Geburt der Tochter von sehr guten Freunden gewesen mit ihrer „Besonderheit“. Der kleine Sonnenschein hat die Diagnose Trisomie 21. Warum solle die kleine Maus es nicht ihrem Papa nachmachen und in das Handballgeschäft einsteigen?! „Und da war – meine Idee, meine Aufgabe!“ Sofort setzte sie sich mit Maria Ravn Jörgensen in Verbindung. „Sie gab mir super Tipps und erzählte von der Gründung der Glücksliga in Deutschland, welche an die Idee der Lykkeliga in Dänemark anknüpft.“

In diesem nordeuropäischen Land gibt es bereits 77 Handballteams für behinderte Kinder. Brosigs nächster Schritt war, den Vorstand zu überzeugen. Das ging rasch. „Ich hatte kaum mein Anliegen geäußert, schon hatte ich alle überzeugt. Also konnte ich loslegen…“. Um dieses Angebot anzubieten, wurde eine Projektgruppe aus vier Freiwilligen gebildet, die gemeinsam an der Umsetzung arbeiten.

Dazu steht einmal wöchentlich eine Trainingszeit von einer Stunde zur Verfügung. Bei der Auswahl der Übungszeit wurde darauf geachtet, dass diese immer am gleichen Wochentag und zur gleichen Uhrzeit stattfinden kann, denn immer wiederkehrende und gleiche Abläufe sind für diese Zielgruppe besonders wichtig. In kleinen Schritten sollen die Kinder an den Handballsport herangeführt werden und Begeisterung dafür entwickeln. Nachdem sich die Kinder an die Regelmäßigkeit gewöhnt und Vertrauen zum Trainerteam aufgebaut haben, ist beabsichtigt, nach circa einem Jahr an Turnieren teilzunehmen.

Erfolgreich in der Special Liga

Der Verein konnte bereits jetzt sein Netzwerk erweitern und soll zukünftig mit einem anderen Blickwinkel auf bisherige Abläufe und neue Herausforderungen schauen, berichtet die Initiatorin. Neue Partner, wie integrative Kindergärten und Schulen, sollen gewonnen werden. Kinder mit Behinderung sollen durch die Mannschaften im Breitensport beim Lernen unterstützt werden. Durch die Projektgruppe wurde bereits Kontakt mit dem integrativen Kindergarten Delitzsch aufgenommen und das Projekt vorgestellt.

Brosig verweist darauf, dass die „Loberhechte“, die Mannschaft der erwachsenen Menschen mit Behinderung, erfolgreich in der Special Liga aktiv sind. Durch die aktive Jugendarbeit werde immer wieder festgestellt, dass ein Angebot für Kinder mit gesundheitlichen Einschränkungen beziehungsweise Behinderung fehle. „In Delitzsch und in der Region Nordsachsen gibt es auch keinen anderen Verein, der für diese Zielgruppe Möglichkeiten anbietet.“ Alle Mitglieder des Vereins sollen ein Selbstverständnis im Umgang mit Menschen mit Behinderung erlangen und wichtige Werte für ihre persönliche Entwicklung mitnehmen. „Großes Ziel des Projektes ist es, dass Inklusion im Verein aktiv gelebt wird“, sagt Brosig Das bedeute, dass Kinder und Erwachsene mit Behinderungen gemeinsam trainieren und Ziele verfolgen.

Das Training findet jeden Mittwoch von 16 bis 17 Uhr in der Grundschule Ost in Delitzsch statt. Wer Interesse hat, kommt einfach vorbei oder meldet sich vorher bei Anne-Marie Brosig unter nhv.delitzsch.brosig@gmail.com

Ulrich Milde Leipziger Volkszeitung 25.03.2022