„Es ist schön, wieder vorne zu stehen“, freute sich Niklas Seifert. Wieder von ganz oben zu grüßen, „war eine große Motivation für uns“. Schließlich war Rang eins in der vorigen Saison so etwas wie der Stammplatz für die Mannschaft, die letztlich auch den Titel holte. „Wichtig ist, dass wir großen Spaß hatten“, ergänzte Teamkollege Niclas Reinhardt.

Der NHV Concordia Delitzsch besiegt die SG Pirna/Heidenau deutlich mit 30:22. Auch weil der HC Elbflorenz II am vergangenen Wochenende gepatzt hat, steht der Handball-Oberligist aus Nordsachsen damit wieder an der Tabellenspitze.
Der Jubel war groß. „Spitzenreiter, Spitzenreiter“, schallte es am Samstag von den Rängen der Delitzscher Mehrzweckhalle. Der NHV Concordia Delitzsch hat die Tabellenführung der Handball-Regionalliga erobert. Die Nordsachsen gewannen souverän gegen die SG Pirna/Heidenau mit 30:22 und weisen nun 15:1 Zähler auf. Die Gastgeber profitierten von der 32:36-Niederlage des bisherigen Tabellenführers HC Elbflorenz II beim SV Anhalt Bernburg. Die Dresdner kommen auf 14:2 Punkte.
Seifert selbst erwies sich gegen die Gäste aus Pirna als Allzweckwaffe von NHV-Chefcoach Jan Jungandreas. Eigentlich ist der 23-Jährige als Kreisläufer eingeplant und bildet zumeist im Verbund mit Oldie Thomas Oehlrich und Boris Teichert ein schwer zu überwindendes Abwehrbollwerk. Doch da der erkrankte Tom Hanner im rechten Rückraum ausfiel, überraschte der Trainer mit der Variante, Seifert auf diese Position zu stellen. Der gebürtige Apoldaer erwies sich als würdiger Vertreter, stand gewohnt sicher in der Defensive und sorgte offensiv für viel Wirbel. Zudem trug er sich dreimal in die Torschützenliste ein.
Der Kaufmann für Büromanagement hatte vor zwei Jahren den Drittligisten HC Burgenland verlassen, weil er zu wenig zum Zuge kam und wenn doch, dann vorwiegend im Rückraum und nicht am Kreis. Doch den jetzigen Wechsel nahm der 1,93 Meter große Athlet ganz gelassen, er sieht sich als Mannschaftsspieler. „Es ist gut, wenn man auf mehreren Positionen eingesetzt werden kann“, sagte er. Und es sei schön, in dieser wichtigen Begegnung gegen einen so starken Kontrahenten wie Pirna das Vertrauen vom Trainer zu erhalten.
Dabei erwies sich die SG, gegen die der NHV vor elf Monaten die letzte Heimniederlage kassiert hatte, diesmal als keine allzu schwere Herausforderung. Das lag vor allem daran, dass Delitzsch von Anpfiff weg stark auftrumpfte und vor allem die Verteidigung „das umgesetzt hat, was wir uns vorgenommen hatten“, freut sich Jungandreas. Mit der Folge, dass zahlreiche Bälle abgefangen wurden und Pirna oftmals kein Durchkommen fand. Und dann stand im Tor ein Max Neuhäuser, der die glänzende Form der Vorwoche konserviert hat und herausragende 43 Prozent der gegnerischen Würfe entschärfte. Obendrauf parierte Axel Ramos Schwirtz einen Strafwurf von Ivan Kucharik.
„Delitzsch hat absolut verdient gewonnen, war die bessere Mannschaft“, räumte Gäste-Kapitän Torsten Schneider ein. „Die Begegnung haben wir in den ersten zehn Minuten verloren“, gestand Pirnas Übungsleiter Dusan Milicevic. Denn es dauerte bis zu Minute 9:35, als sein Verein den ersten Treffer erzielte – per Siebenmeter. Da hatte der NHV schon einen Fünf-Tore-Vorsprung herausgeworfen, der ungefährdet über die Bühne gebracht wurde.
„Es war eine gute Leistung von uns“, meinte Niclas Reinhardt, der seine Fußverletzung weitgehend auskuriert hat und vor allem defensiv die Bestnote verdiente. Auch Torjäger Max Amtsberg nähert sich seiner Bestform, netzte neunmal ein. Seine Schulterverletzung ist fast auskuriert. „Sie schmerzt nur noch ein wenig“, berichtete er. „Es ist schön, dass wir wieder Spitzenreiter sind“, kommentierte Jungandreas. Aber es sei bis zur Titelverteidigung noch ein „ganz langer Weg“.
Dafür überbrachte er den Fans ein Geschenk. Weil die Concorden Oehlrich im September für die Partie des SC DHfK Leipzig gegen den THW Kiel abgestellt hatten, kommt der Bundesligist am 21. Januar 2026 zum Freundschaftsspiel an den Lober. Da wollen die Concorden den Gast aus der benachbarten Messestadt natürlich am liebsten als Spitzenreiter empfangen.
NHV: Neuhäuser (1), Ramos Schwirtz; Seifert (2), Amtsberg (9), Prautzsch (2), Eckart (3), Bielicki (1), Birke, Schmidt, Oehlrich (5), Griehl (3/1), Reinhardt (3), Teichert (1), Wächter
Ulrich Milde / 27.10 2025 / Leipziger Volkszeitung
