
Wer gewinnt, darf kicken: Auf der Zielgeraden der Saison ist die Meisterschaft nur noch eine Frage der Zeit. Wie eine Mischung aus Lockerheit und Ernsthaftigkeit den NHV zum Platz an der Sonne führte
In der Torschützenliste der Handball-Regionalliga liegt er auf Rang sieben. 130 Treffer hat Max Amtsberg vom NHV Concordia Delitzsch in den bisherigen 21 Begegnungen erzielt. Jetzt, beim Training vor dem Spiel gegen den Sechsten, den HC Elbflorenz II, am Samstag in eigener Halle (Anpfiff: 19 Uhr) erwies sich der Rückraumspieler ebenfalls zielsicher. Er verantwortete das entscheidende 1:0 in einer Partie Alt gegen Jung, wobei der 1,99 Meter große Hüne trotz seiner erst 25 Jahre zur Seniorengruppe zählte. Das Tor markierte er mit seinem rechten Fuß – und Trainer Jan Jungandreas, der als Schiedsrichter fungierte, pfiff nicht ab. Richtig entschieden, denn zu Beginn der Einheit spielten die Handballer Fußball.
Das dürfen sie immer dann, wenn sie am Wochenende zuvor erfolgreich waren wie zuletzt mit dem 39:22 gegen den HC Aschersleben. „Wir gewinnen, weil wir Fußball spielen wollen“, scherzte Spielmacher Niklas Prautzsch. Und das klappte in jüngster Zeit meistens. Nur nach den Niederlagen gegen die SG Pirna/Heidenau (24:27) und bei der HG Köthen (27:30) wurde im Training nicht gekickt. Alle anderen 19 Partien haben die Nordsachsen für sich entschieden und führen mit sieben Punkten Vorsprung fünf Spieltage vor Schluss die Tabelle souverän an. Dahinter folgt der HSV Bad Blankenburg.
„Die Stimmung ist gut, wir freuen uns auf die Meisterschaft“, sagte Rechtsaußen Dominik Eckart. Und tatsächlich: Die Sportler präsentierten sich in der Übungseinheit in einer beeindruckenden Mischung aus Ernsthaftigkeit, gepaart mit der nötigen Lockerheit, wobei auch der eine oder andere Scherz nicht ausblieb.
Um vom Weg zum ersehnten Titel nicht abzukommen, ist gegen das Perspektivteam des Zweitligisten aus Dresden ein Sieg eingeplant. „Elbflorenz ist mit der offensiven Deckung eklig zu bespielen“, warnte Eckart. Jungandreas sprach von einem „unangenehmen Gegner“ mit vielen jungen und flinken Sportlern. Auch die Abwehr sei gefordert. Da müsse mehr kommuniziert werden als gegen Aschersleben, mahnte der Coach. Immerhin stellen die Elbestädter mit Henrique Bilhastre den treffsichersten Werfer der Staffel. 78 seiner 149 Tore gehen auf das Konto verwandelter Siebenmeter. Die Dresdner Offensive ist mit 668 Treffern die zweitbeste der Liga. Auf Rang eins auch hier: der NHV, der bislang 694 Mal einnetzte. „Wir müssen im Angriff beweglich sein und viel Druck ausüben“, forderte Jungandreas. Mit entsprechenden Offensivübungen stellte er sein Team auf das Duell mit dem EHC ein, es folgten noch Videoanalysen.
„Hoffentlich mehr gefordert als zuletzt“
Positiv sei, „dass wir hoffentlich mehr gefordert werden als zuletzt und mehr investieren müssen“. Schließlich sind danach noch harte Brocken aus dem Weg zu räumen. So geht es Mitte April nach Pirna. Bei einem Erfolg dort wäre die Meisterschaft unter Dach und Fach. „Dort den Titel zu holen – das wär’s“, sagte Eckart. In der vergangenen Spielzeit stand er noch bei der SG unter Vertrag. Allerdings: Wenn alles noch positiver für die Concorden läuft, dann kann bereits jetzt am Wochenende gefeiert werden. Vorausgesetzt, der SV Oebisfelde schlägt den Zweiten, den HSV Bad Blankenburg. Und der NHV behält die Oberhand.
Nach 100 Minuten beendete Jungandreas das Training, die Spieler gingen unter die Dusche. „Die Intensität war gut“, gab er ihnen mit auf den Weg in die Kabine. Und alle wollen beim nächsten Mal zum Beginn wieder Fußball spielen.
Text: Ulrich Milde/ 04.04.2025 / Leipziger Volkszeitung
Foto: Jörg Weichelt