
Auch nach dem Regionalliga-Titel ist der NHV Concordia Delitzsch weiter hungrig. Trainer Jan Jungandreas resümiert die abgelaufene Saison und hat auch schon die kommende Spielzeit fest im Blick.
Der Appetit ist geblieben. Da ist Handball-Regionalligist NHV Concordia Delitzsch in der jetzt beendeten Saison souverän mit 48:4 Punkten und damit neun Zähler vor dem Zweiten, dem HSV Bad Blankenburg, Meister geworden. Doch Trainer Jan Jungandreas ist weiter hungrig auf Top-Platzierungen. „Es wird unser Ziel sein, erneut den Titel zu holen“, kündigt er an. „Es wäre quatsch, davon abzuweichen.“
Schließlich bleibt der Kader zusammen, die vielen jungen Spieler haben an Erfahrung gewonnen. Allerdings dürfte es „definitiv schwerer werden“, vermutet der Chefcoach. „Wir haben mehr Druck, da die meisten unserer Gegner wissen, dass sie gegen uns nichts zu verlieren haben.“ Zudem gebe es etwa mit Anhalt Bernburg einen Absteiger aus der dritten Liga, die bestimmt wieder hoch will. Die Titelverteidigung sei deshalb „kein Selbstläufer“.
Finanzielle Gründe verhindern Aufstieg
Neuzugänge sind nicht geplant. Es sei denn, es meldeten sich, wie bereits mehrfach in der Vergangenheit geschehen, interessante Spieler, die zum Studium nach Leipzig kämen. „Dann müssen wir schauen.“ Ansonsten sei geplant, aus der zweiten Mannschaft mehrere Sportler an das Regionalliga-Team heranzuführen. „Sie sollen die Vorbereitung bei uns mitmachen.“ Am vorletzten Spieltag gegen Bad Blankenburg hatte Jungandreas bereits Jason-Luca Richter eingesetzt.
Aus finanziellen Gründen werden weder die erste noch die zweite Mannschaft (Meister in der Verbandsliga) den Sprung in die höhere Klasse wahrnehmen. „Was Strukturen und Wirtschaftlichkeit anbelangt, sind wir als Verein derzeit an gewisse Grenzen gestoßen“, analysiert der Übungsleiter. Es müsse geschaut werden, „ob wir über diese Grenzen hinauskommen können oder ob es der Rahmen ist, in dem wir uns bewegen“. Immerhin sei die Regionalliga mit ihren vielen Derbys hochattraktiv.
Der NHV behauptet sich da in der Staffel seit neun Jahren mit einem vergleichsweise kleinen Etat. Viele Konkurrenten können pro Saison mehr als 200.000 Euro aufweisen, in Delitzsch ist es deutlich weniger. Wettgemacht wird der finanzielle Nachteil durch mehrere Faktoren. „Wir haben einen Standortvorteil durch die Nähe zu Leipzig.“ Junge Spieler, die in Leipzig wohnen, kommen gerne zu den Concorden, weil sie große Einsatzzeiten bekommen. Nicht zuletzt sei das Mannschaftsgefüge „absolut intakt“, was es Neuzugängen erleichtere. Jungandreas hat sich zudem den Ruf erworben, seine Sportler deutlich besser zu machen.
Was auch in der jetzt beendeten Spielzeit zu sehen war und nicht nur auf die jungen Handballer beschränkt ist. So hat Oldie Thomas Oehlrich (40) seine Wurfquote im Vergleich zum Jahr zuvor von 73 auf 84 Prozent hochgeschraubt. „Das ist total cool“, kommentiert der Trainer. Dominik Eckart (23) habe eine starke Rückrunde hingelegt, Kapitän und Torjäger Max Amtsberg (25) in der Defensive deutlich an Klasse gewonnen. „Ich könnte jetzt fast alle Spieler aufzählen, da sie sich gesteigert haben“, sagt Jungandreas. All dieses Plus an Qualität habe dazu geführt, dass der NHV so dominant durch die Saison gerauscht sei.
Weshalb es wenig überraschend ist, dass er aus der Mannschaft niemanden als Spieler der Saison herausheben will. Die Abwehr sei insgesamt stärker geworden, die Torhüter Max Neuhäuser, Denny Alpers und Axel Ramos Schwirtz („einer hatte immer einen ordentlichen Tag“) seien die Verlässlichkeit in Person, im Angriff hätten das Tempo- und das Positionsspiel an Qualität gewonnen. Nichtsdestotrotz „haben wir noch Steigerungspotenzial“.
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Natürlich sei die jetzt errungene Meisterschaft sein größter Erfolg als Trainer“, räumt Jungandreas ein. Allerdings habe jede Saison etwas Besonderes gehabt, „weshalb es mir hier so viel Spaß macht“. Auch aus einem kleinen Kader etwa in der Saison 2023/24 sei mit dem zweiten Platz sehr viel erreicht worden. Wichtig sei ihm, sich selbst weiterzuentwickeln und eine Perspektive zu haben. Wobei er seine Zukunft erst einmal weiter in Delitzsch sieht: „Ich befasse mich mit nichts anderem.“
Ulrich Milde / 06.06.2025 / Leipziger Volkszeitung