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Achter Sieg im achten Spiel: Darum ist Trainer Jan Jungandreas trotz des 30:19-Erfolgs beim HC Aschersleben mit einigen Dingen unzufrieden. Nebenbei glänzt der Chefcoach als Referent bei einer Fortbildung.
Delitzsch. Vor der Partie schallte der Song „Reißt die Hütte ab“ eines gewissen Mickie Krause durch die Sporthalle. Doch die Musikauswahl ging am Samstag für die Gastgeber der Handball-Regionalliga-Begegnung zwischen dem HC Aschersleben und dem NHV Concordia Delitzsch nach hinten los. Offenkundig hatten die Nordsachsen den Text als Aufforderung verstanden, ließen nichts anbrennen, gewannen deutlich mit 30:19 und behalten ihre weiße Weste. Mit 16:0 Punkten führt der NHV die Tabelle mit drei Zählern Vorsprung vor dem HSV Bad Blankenburg souverän an.
Am Vorabend des Duells hatte Concorden-Chefcoach Jan Jungandreas in einer sachsenweiten Trainerfortbildung über das 6:0-Abwehrsystem seines Kaders referiert. In Aschersleben setzten seine Schützlinge das speziell in der ersten Halbzeit nahezu perfekt um. Torhüter Max Neuhäuser bekam kaum eine Hand an den Ball – kein Wunder, denn die Deckung räumte fast alles ab, blockte zahlreiche Würfe und gestattete dem Gegner nur einige wenige Treffer von den Außenpositionen. „So etwas nehmen wir in Kauf“, hatte der Übungsleiter seinen Trainer-Kollegen erklärt. Dafür luchsten die Delitzscher dem HC zahlreiche Bälle ab und setzten so zu zahlreichen erfolgreichen Kontern an.
„Wir standen unglaublich gut in der Defensive und sind durch unser Tempo im Angriff zu vielen einfachen Toren gekommen“, freute sich Niklas Prautzsch. Der 27-Jährige lenkte das Spiel seiner Mannschaft überragend und war mit sechs Treffern ausgesprochen torgefährlich. „Wir kommen mit unserer Abwehr überragend in die Auseinandersetzung“, ergänzte Jungandreas und kritisierte, dass „wir es gelegentlich mit dem Tempo übertrieben haben“ – so wurden einige gute Wurfgelegenheiten vergeben. Mithin hätten die Gäste deutlicher als mit 16:7 zum Seitenwechsel führen können.
„Der Zug hat keine Bremse“ wurde in der Pause gespielt. Dieser Ballermann-Hit, der aus der Feder von Kölner Studenten stammt, schien den HC zu Beginn des zweiten Abschnitts zu inspirieren. Er übernahm das Zepter, ballerte los und verkürzte den Rückstand im ICE-Tempo auf 17:20 in der 42. Minute. „Ich bin voller Anspannung“, gestand Niclas Reinhardt, der nach einer roten Karte in der 13. Minute auf der Tribüne Platz genommen hatte. Doch der Rechtsaußen konnte kurze Zeit später aufatmen. Die Abwehr packte wieder energisch zu, der Vorsprung erreichte alte Höhen.
Viehweger hat Ex-Magdeburg-Torjäger Rojewski im Griff
„Wir haben uns da gut herausgekämpft“, meinte Prautzsch. „Es fehlte der Glaube, weitere Tore zu erzielen“, bemängelte Ascherslebens Trainer Martin Wartmann, der lediglich zwei seiner Sportler Normalform attestierte. Er sprach von einem „verdienten Erfolg“ des NHV, der „für mich der Meisterfavorit Nummer eins ist“. Delitzsch habe sich mit Tom Hanner, der in Aschersleben krankheitsbedingt fehlte, sowie Rechtsaußen Dominik Eckart (Jungandreas: „Er hat das heute gut gemacht“) perfekt verstärkt und habe ein Top-Team. Ein Sonderlob verdiente sich Vincent Viehweger. Ihm gelang es, Torjäger Andreas Rojewski, der früher unter anderem für den SC Magdeburg und den SC DHfK Leipzig auflief, zu neutralisieren. Der Ex-Nationalspieler überwand die Concorden-Keeper lediglich zwei Mal.
Am kommenden Samstag will der NHV beim HC Elbflorenz II den nächsten doppelten Punktgewinn einfahren. Die Dresdner sind momentan der torgefährlichste Klub. Da wird es wieder auf die Delitzscher Deckung ankommen.
NHV Delitzsch: Neuhäuser, Alpers, Ramos Schwirtz; Eulitz, Seifert (2), Amtsberg (6), Prautzsch (6), Eckart (6), Bielicki, Zierau (3), Oehlrich (2), Griehl, Viehweger (3), Reinhardt (2).
Ulrich Milde / 11.11.2024 / Leipziger Volkszeitung