Delitzschs Niklas Seifert setzt gegen Köthen zum Wurf an.

Für das Team von Trainer Jungandreas fühlte es sich an wie eine Niederlage. Gegen HG 85 Köthen reicht es nur zu einem 24:24 – auch weil die akute Verletzungsmisere den Concorden zusetzt.

Gegensätzlicher hätten die Reaktionen kaum ausfallen können: Nach der Schlusssirene bildeten die Spieler des Oberligisten HG 85 Köthen ein Kreis und jubelten. Die Handballer des gastgebenden NHV Concordia Delitzsch schlichen dagegen mit gesenkten Köpfen von der Platte. Für sie fühlte sich das 24:24 am Samstag wie eine Niederlage an. Dabei bleiben die Gastgeber nach dem Remis mit 33:9 Punkten auf dem zweiten Platz. Vorne zieht Aufstiegsaspirant SV 04 Plauen-Oberlosa nach dem 25:20 gegen die SG Pirna immer einsamer seine Kreise, hat bereits fünf Zähler Vorsprung.

„Wenn man so weit vorne wie wir steht, dann ist das Unentschieden enttäuschend“, versuchte sich NHV-Trainer Jan Jungandreas an einer Erklärung. Sprich: Die Ansprüche an das Team sind gewachsen. Obendrauf kommt, dass die Concorden nahezu das gesamte Spiel über vorne lagen, zwischendurch sogar mit vier Treffern. Doch sie schafften es nicht, den Sack zuzumachen. „Die Führung hat uns nicht die Sicherheit gegeben“, räumte der Chefcoach ein. Ähnlich wie eine Woche zuvor beim USV Halle. Dort verlor der NHV mit 24:25, jetzt gab es wenigstens ein Remis.

Köthens Trainer Martin Lux zeigte sich dagegen gut gelaunt und sprach einem verdienten Punkt in einer „hart umkämpften Begegnung“. Der Aufwärtstrend seines Vereins, der in den vergangenen Jahren stets vorne mitmischte, derzeit aber mit 22:20 Punkten nur im Mittelfeld rangiert, hält also an. „Wir haben nie aufgesteckt und nie den Glauben verloren, dass wir hier was holen können.“ Ex-Concorde und Neu-Köthener Oliver Wendlandt, dem NHV-Präsident Axel Schüler und Vize Sören Raab vor der Partie für sein vierjähriges Engagement am Lober dankten, hatte ein „leistungsgerechtes Unentschieden“ gesehen. Seine späte Verabschiedung „war eine schöne Geste“.

„Für uns ist der Punktgewinn wie ein Sieg“, jubelte Frank Grohmann, der drei Jahre lang bis 2021 ebenfalls das Delitzscher Trikot trug, bevor er nach Köthen wechselte. Seine Mannschaft habe bis zuletzt toll gekämpft. Es wäre letztlich sogar mehr drin gewesen, meinte der 33-Jährige, der aber auch dem NHV Respekt zollte: „Delitzsch steht nicht ohne Grund oben in der Tabelle.“ Dabei war es den Nordsachsen vor allem in der ersten Halbzeit gelungen, den Torjäger weitgehend zu neutralisieren. Grohmann traf da nur mit zwei Siebenmetern ins gegnerische Gehäuse. Nach dem Seitenwechsel drehte er auf, erzielte vier wichtige Feldtore und verwandelte sicher drei weitere Strafwürfe.

„Wir haben zu viele Fehler gemacht“, seufzte Benedikt Schmidt, mit sieben Treffern erfolgreichster NHV-Werfer, der vom Strich alle fünf Versuche im Köthener Tor versenkte. Jungandreas nannte noch einen weiteren Aspekt, warum es seinem Kader in manchen Situationen an der letzten Konzentration mangelte. „Wir kriechen auf dem Zahnfleisch“, sagte er mit Blick auf zahlreiche verletzte und angeschlagenen Spieler. Das führte dazu, dass etwa Martin Müller, der seien Laufbahn beendet hatte und als Teammanager fungiert, wie schon in Halle für alle Notfälle auf der Auswechselbank Platz nahm.

Zudem fehlt mit Max Amtsberg (Mittelfußbruch) ein wurfgewaltiger Hüne, der für einfache Tore sorgen kann. „Unser Rückraum ist ohne ihn im Schnitt 1,85 Meter groß“, sagte Jungandreas. Von einem Gardemaß ist das weit entfernt. Folglich müssten seine Spieler permanent versuchen, sich mit Eins-gegen-Eins-Aktionen an den Kreis vorzukämpfen. Das ist ebenso intensiv wie kräfteraubend. Diese Spielweise „ist auf Dauer sehr anstrengend“, gestand Niklas Zierau. „Das Ergebnis fühle sich wie ein Punktverlust an.“ Der 23-Jährige lief trotz seiner Fußprobleme auf, attackierte unermüdlich das Köthener Tor und trug mit seinen vier Treffern dazu beitrug, dass vor 700 Zuschauern wenigstens ein Zähler geholt wurde.

NHV: Neuhäuser, Alpers; Eulitz (4/1), Karl, Seifert (1), Prautzsch, Bielicki, Zierau (4), Schmidt (7/5), Oehlrich, Beyer, Viehweger (2), Müller, Reinhardt (6),

Ulrich Milde / 03.03.2024 / Leipziger Volkszeitung