NHV-Trainer Jan Jungandreas und sein Team gewinnen trotz personeller Probleme in Apolda.

Ein Leistungsträger fällt mit Mittelfußbruch wochenlang aus: Auch mehrere andere Spieler stehen dem NHV Concordia Delitzsch momentan nicht zur Verfügung, so dass Trainer Jungandreas kurzfristig das System umstellen musste. Zum Sieg reichte es trotzdem.

Jan Jungandreas hat offenkundig prophetische Gaben. „Rumpfmannschaft gewinnt in Apolda, so könnte der Tenor lauten“, schlug der Trainer des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch am Samstagvormittag vor. So kam es auch: Die Nordsachsen behielten am Abend beim HSV Apolda mit 25:17 deutlich die Oberhand und bleiben mit 28:6 Punkten als Zweiter weiter im Rennen um die Meisterschaft. Tabellenführer ist der SV 04 Plauen-Oberlosa, der beim USV Halle mit 34:28 siegte und 30:4 Zähler aufweist.

Die Ausfallliste des NHV war lang. Max Amtsberg zog sich beim Abschlusstraining am Freitag einen Mittelfußbruch zu und fällt nun wochenlang aus. Thomas Oehlrich hatte Dienst bei der Polizei, Max Kalliske laboriert an einem Muskelfaserriss, Lukas Gorecki und Boris Teichert fehlten aus Krankheitsgründen. So standen lediglich 12 statt der möglichen 16 Spieler zur Verfügung.

Jungandreas probiert im Spiel völlig ungewohntes System aus

Not macht bekanntermaßen erfinderisch. Jungandreas ließ sein Team in Thüringen nicht im gewohnten 6:0-Deckungssystem auflaufen, sondern im etwas offensiveren 5:1. „In dieser Formation haben wir noch nie gespielt und trainiert“, berichtete der Chefcoach von seiner Überlegung, über die er den dezimierten Kader erst auf der Hinfahrt informierte. Ein Plan, der aufging: „Wir haben das super gemacht.“ Vincent Viehweger agierte etwas vorgezogen, die Abstimmung mit Niklas Seifert am Kreis passte so perfekt, als hätten sie nie etwas anderes gemacht.

„Unter diesen Voraussetzungen haben wir gut zusammengespielt“, freute sich Georg Eulitz, der sich zu seinem 36. Geburtstag mit fünf Treffern selbst beschenkte. Gerade im Innenblock habe das gut funktioniert, urteilte der Routinier. Tatsächlich war die Abwehr der Gäste in der Kreisstadt im Weimarer Land der Erfolgsgarant.

Schlussmann Alpers mit überragender Quote

„Sie hat sehr gut gestanden“, lobte Torhüter Denny Alpers. Jeder sei bereit gewesen, den notwendigen zusätzlichen Schritt zu machen, um einen stabilen Verbund zu formieren. Das habe ihm als Schlussmann die Arbeit erleichtert, sagte der 31-Jährige bescheiden. Er unterschlug, dass er sich ebenfalls in Glanzform präsentierte und 15 Würfe entschärfte. Somit kam er auf eine überragende Quote von knapp 40 Prozent gehaltener Bälle.

Die Gastgeber bissen sich an der Verteidigung die Zähne aus, fanden nur selten ein Durchkommen zum Delitzscher Gehäuse. Die Folge war eine Reihe überhasteter Würfe. „Wir haben im Angriff schlecht agiert“, seufzte HSV-Trainer Igor Toskoski. Er habe alles probiert, aber das sei vergeblich gewesen. Die zahlreichen Ausfälle habe Delitzsch gut kompensiert. „Wir wussten, dass auch die anderen Spieler stark sind.“

Souverän nach Stotter-Start

Apolda hielt nur in der Anfangsphase mit und gestaltete die Begegnung vor 321 zahlenden Zuschauern offen. Das lag aber in erster Linie daran, dass der Concorden-Angriff noch nicht in Fahrt gekommen war. „Da waren wir nicht effektiv genug“, bemängelte Jungandreas. Doch Seifert brachte den NHV in der 18. Minute mit 6:5 in Führung. Dieser Vorsprung wurde kontinuierlich ausgebaut, mit 14:8 ging es zur Halbzeit in die Kabine.

Im zweiten Abschnitt ließ der NHV nichts mehr anbrennen und dem Gegner keine Chance, noch einmal heranzukommen. „Wir haben verdient gewonnen“, kommentierte Eulitz den Ausgang der Partie. Letztlich „haben wir das souverän gemacht“, meinte Alpers, während Toskoski einen Glückwunsch nach Delitzsch schickte. Für seinen Verein, der mit 10:24 Punkten auf dem zwölften Platz liegt, komme es nun darauf an, im Kampf um den Klassenerhalt in den nächsten Spielen zu punkten.

 NHV Delitzsch: Neuhäuser, Alpers; Eulitz (5/1), Karl, Seifert (4), Prautzsch (2), Bielicki, Zierau (3), Schmidt (2), Griehl (4/2), Viehweger (2), Reinhardt (3).

Ulrich Milde / 28.01.2024 / Leipziger Volkszeitung