Georg Eulitz, hier im Spiel gegen den HC Glauchau/Meerane, sichert Delitzsch gegen Plauen in den letzten Sekunden einen Punkt.

Der NHV Concordia Delitzsch bleibt Tabellenführer. Gegen Aufstiegsfavorit SV 04 Plauen-Oberlosa ging das Team von Jan Jungandreas geschwächt in die Partie, wurde aber von 700 Fans zum Punktgewinn getragen.

Delitzsch. An Spannung und Dramatik ist das kaum zu überbieten. Niklas Prautzsch bringt im Top-Spiel der Handball-Oberliga den NHV Concordia Delitzsch in der 58. Minute auf 22:23 heran. Der SV 04 Plauen-Oberlosa hat Ballbesitz, verursacht 30 Sekunden vor dem Abpfiff aber ein Stürmerfoul. Mit dem letzten Angriff der Gastgeber holt Niklas Seifert drei Sekunden vor dem Ende einen Siebenmeter heraus. Georg Eulitz tritt an und verwandelt souverän zum 23:23-Ausgleich. Den feiern die Concorden wie einen Sieg, während die Spieler aus der Stadt der berühmten Plauener Spitze den erwarteten Sprung zurück an die Tabellenspitze verpassen. Der NHV verteidigt die Tabellenführung mit 20:4 Punkten und hält die Vogtländer (18:4), die weiter Zweiter sind, auf Distanz.

Dabei ging der NHV arg gehandicapt in die Top-Begegnung. Torjäger Max Amtsberg fiel mit Nasenbeinbruch aus, Niclas Reinhardt war erkrankt, zudem verletzte sich Niklas Zierau in der achten Minute an der Wade und musste passen. Nicht zuletzt fällt weiterhin Yves Voigtländer aus. Der Rückraumspieler macht nach seinem Kreuzbandrisse zwar gute Fortschritte. „Aber es dauert noch bis zum Comeback“, sagt er. Angesichts dieser Personalnot reaktivierte Trainer Jan Jungandreas Martin Müller. Der heutige Team-Manager hatte vor der Saison eigentlich seine Karriere beendet.

Jungandreas: „Wie die Tiere gekämpft“

Kein Wunder, dass der Concorden-Chefcoach angesichts des Ausfalls dieser „ganz, ganz wichtigen Spieler“ mit dem Ergebnis mehr als zufrieden ist. „Dass wir noch das Remis erkämpft haben, zeichnet die Mannschaft aus.“ Sie habe „wie die Tiere gekämpft“, lobt Jungandreas. Begeistert zeigte er sich auch von der Kulisse. Über 700 Fans, so viele wie schon lange nicht mehr, waren in die Mehrzweckhalle gekommen und verwandelten sie in einen Hexenkessel. „Das ist wie in alten Zeiten“, sagte der Trainer mit Blick auf die glorreiche Zweitliga-Ära des Vorgängervereins Concordia Delitzsch. An die erinnert unter anderem Ex-Trainer und-Spieler Vladimir Maltsev, der nach gut zwei Jahren wieder in der Halle war. „Jeder hat Verantwortung übernommen“, kommentierte er und kündigte an, sich wieder öfter sehen zu lassen.

Jungandreas wartete in dieser Partie, die Handball auf hohem Niveau bot, wobei vor allem die Abwehrreihen überzeugten, mit einem entscheidenden Schachzug auf: Niklas Seifert lief im Rückraum auf. „Das hat mich schon überrascht, ich habe das erst kurz vor dem Spiel erfahren“, berichtete der Kreisläufer, der auch auf dem Aushilfsjob überzeugte. „Wir haben mit aller Konsequenz gegen den starken Gegner gespielt“, meinte er. „Wir haben Leidenschaft gezeigt, das zeichnet uns aus“, ergänzte Georg Eulitz. Also ein gewonnener und kein verlorener Punkt.

Unzufriedenheit dagegen bei Plauen. Sie machten das Schiedsrichtergespann Hendrik Herbst und Antonio Oliva zu den Sündenböcken. Der Strafwurf kurz vor dem Abpfiff „ist schwer nachvollziehbar“, sagte Trainer Ladislav Brykner. Die Referees hätten „keine klare Linie“ gehabt. Kevin Roch sah das ähnlich. Im Zweifelsfall sei gegen sein Team gepfiffen worden, so der vom Zweitligisten EHV Aue zum SV gewechselte Linksaußen des haushohen Meisterschaftsfavoriten. Er räumte aber ein, „dass wir viel cleverer spielen müssen, wenn wir aufsteigen wollen“. Und vergisst nicht das Lob für den NHV: „Hut ab vor dieser Leistung.“

NHV: Neuhäuser, Alpers; Eulitz (7/3), Seifert (6), Prautzsch (3), Bielicki, Zierau, Kalliske, Schmidt (2); Oehlrich (3), Griehl (1/1), Viehweger (1), Müller.

Ulrich Milde /Leipziger Volkszeitung / 19.11.2023