Niklas Prautzsch (Mitte) und der NHV feiern gegen Wittenberg-Piesteritz einen Pflichtsieg.

Pflichtsieg mit Kritik garniert: NHV Delitzsch bezwingt Abstiegskandidat Wittenberg-Piesteritz. Trainer Jan Jungandreas bemängelt den zweiten Durchgang scharf.

Max Amtsberg fasst das Geschehen knapp zusammen. „Die zwei Punkte sind das wichtigste“, sagte der Torjäger des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch. Sein Team hatte am Samstagabend gegen den SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz mit 28:24 einen „Pflichtsieg errungen“. Durch den Erfolg haben die Nordsachsen mit 17:3 Punkten die Tabellenführung zurückerobert. Dennoch lief beim neuen Primus längst nicht alles rund.

Auch wenn sich der Coach zunächst auf das Wesentliche konzentrierte. „Nach zehn Spieltagen auf Platz eins – das ist schon riesig“, kommentierte Trainer Jan Jungandreas. Zweiter ist der HSV Bad Blankenburg (16:4), der vorherige Spitzenreiter SV 04 Plauen-Oberlosa rutschte auf den dritten Rang ab (15:3). Allerdings haben die Vogtländer eine Partie weniger ausgetragen. Derweil sahen die 452 zahlenden Zuschauer in Delitzsch eine Begegnung mit zwei Gesichtern.

Start im Stil einer Spitzenmannschaft

Die Gastgeber legten gegen den Aufsteiger, der sich auf dem 15. und vorletzten Platz befindet, im Stil einer Spitzenmannschaft los. Niklas Seifert eröffnete den Torreigen, schnell lagen die Concorden mit fünf Treffern vorn, bauten den Vorsprung bis zum Seitenwechsel auf 15:7 aus. Die Defensive arbeitete konzentriert und konsequent, Max Neuhäuser im Kasten glänzte mit neun Paraden und kam auf die überragende Quote von 56 Prozent parierter Würfe. „Da hat unsere Defensive gut gestanden“, lobte Jungandreas.

Gäste-Coach Marco Hüls zeigte sich dagegen mit dem Auftreten seiner Mannschaft „nicht zufrieden: Wir hatten keinen Zugriff auf das Spiel.“ Delitzsch sei gut gestartet, fand der Ex-Concorde Steve Baumgärtel, der jetzt für die Grün-Weißen aufläuft, obwohl er seine Karriere eigentlich schon beendet hatte. „Ich habe wieder Bock“, sagte der 39-Jährige.

Wittenberg steigert sich, der NHV lässt deutlich nach

Baumgärtel und sein Team steigerten sich im zweiten Durchgang deutlich. „Da hatten wir eine bessere Einstellung und Bereitschaft“, meinte Hüls. Hinzu kam ein unerwartetes Nachlassen des NHV. Er trat in den letzten 20 Minuten fahrig und unkonzentriert auf, leistete sich zahlreiche Fehlpässe, vergab im Angriff klarste Chancen und packte in der Abwehr nicht mehr richtig zu. Folglich kam der Klub aus Sachsen-Anhalt etwas heran, ohne jedoch ernsthaft den doppelten Punktgewinn der Delitzscher zu gefährden.

„Der NHV hat auch viel durchgewechselt“, begründete Baumgärtel den Bruch im Concorden-Spiel. Jungandreas wurde nach dem Abpfiff in der Spielerkabine da schon deutlicher. „Mit der zweiten Halbzeit bin ich überhaupt nicht einverstanden“, betonte er. Sicherlich sei die Begegnung schon frühzeitig entschieden gewesen. Doch über weite Teile dieses Durchgangs habe „völlig die Spannung gefehlt“. Wittenbergs Trainer Hüls zog ein versöhnlicheres Fazit: „Der Sieg für Delitzsch geht völlig in Ordnung“, der Kader sei „sehr gut“.

NHV Delitzsch: Neuhäuser, Alpers; Eulitz (3), Seifert (4), Prautzsch, Bielicki (1), Zierau (5), Schmidt, Oehlrich (1), Griehl, Viehweger (3), Reinhardt, Amtsberg (11/2).

Ulrich Milde / 05.11.2023 / LVZ