NHV-Trainer hat sich manches anders vorgestellt / Zum Start geht es nach Aschersleben, wo ein einstiger Magdeburger Bundesliga-Held spielt

Mahnt vor dem Saisonstart zu größter Vorsicht: NHV-Trainer Jan Jungandreas.Foto: Alexander Prautzsch

Delitzsch. Für Jan Jungandreas ist klar: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen.“ Zudem möchte er eine positive Entwicklung der Mannschaft sehen. Das sagt der Trainer des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch im Interview. Die Nordsachsen bestreiten am Samstag ihr erstes Punktspiel der neuen Saison beim HC Aschersleben.

Kribbelt es?

Ja, sicher. Vor Saisonbeginn ist die Aufregung immer groß. Schließlich weiß man nicht genau, wo man steht. Wir haben zwar nicht viele Neuzugänge, so dass die Abläufe
allen relativ klar sind. Trotzdem ist eine Vorbereitung immer was anderes als das erste Saisonspiel, denn da legt jede Mannschaft an Intensität zu. Ich bin gespannt, ob das, was wir in der Vorbereitung einstudiert haben, auch im Spiel funktioniert.

Diesmal gab es eine nicht von Corona geprägte Vorbereitung, also eine normale. Wie verlief sie?

Insgesamt bin ich nicht zu 100 Prozent zufrieden, aber trotzdem auch nicht unzufrieden. Wir sind eben im semi-professionellen Bereich. Da hatte dann der eine oder andere während der Vorbereitung seinen Urlaub. Ich hatte in den seltensten Fällen die komplette Mannschaft zusammen. Das bedeutete, dass wir viele Sachen wiederholen mussten. Bei den Vorbereitungsspielen war das ähnlich. Wir hatten einige Partien dabei, wo ich mir das etwas anders vorgestellt hatte, etwa bei der 25:32-Niederlage gegen den Drittligisten Bernburg. Wir hatten aber auch Begegnungen dabei, die richtig gut waren.

Welche Art Handball will der NHV spielen?

Wir wollen erneut mit einer ganz kompakten Abwehr spielen, die darauf ausgelegt ist, den Gegner
immer wieder unter Druck zu setzen, Ballgewinne zu forcieren, um darauf aufbauend ins Konterspiel zu kommen. Im Angriff wollen wir möglichst variabel spielen, damit wir für den Gegner schwer ausrechenbar sind.

Mit Torwart Max Neuhäuser, einem Rückkehrer, und Linksaußen Vincent Viehweger gibt es zwei Neuzugänge. Wie sind die Erwartungen an die beiden?

Max ist im Tor klar die Nummer eins. Es ist wichtig, dass er schnell zu guter Form findet, denn diesen Rückhalt brauchen wir. Er hat in der Vorbereitung gezeigt, dass er das sein kann. Vincent war in der vorigen Saison lange am Rücken verletzt und hatte sich in der Vorbereitung einen Finger ausgekugelt. Er braucht sicher noch ein bisschen Zeit. Beide Spieler bringen viel Erfahrung mit und strahlen Ruhe aus. Ich bin davon überzeugt, dass sie positive Energie einbringen und wichtige Faktoren im Spiel werden.

Mit Steve Baumgärtel hat der verlängerte Arm des Trainers seine Karriere beendet. Wie soll er ersetzt werden?

Es wird schwer, ihn eins zu eins zu ersetzen, da er über wahnsinnig viel Erfahrung verfügt. Wir müssen das ähnlich wie in seiner Verletzungsphase der vorigen Saison über das Kollektiv lösen. Das bedeutet, dass alle Spieler noch mehr Verantwortung übernehmen müssen. Niklas Prautzsch wird als Kapitän noch mehr in die Führungsrolle hineinwachsen.

Aschersleben hat in der vergangenen Saison gerade so den Klassenerhalt geschafft, der NHV wurde Dritter. Delitzsch ist also der Favorit?

Von einer Favoritenrolle zu reden vor dem ersten Spiel ist schwierig. Aschersleben ist prinzipiell sehr heimstark und hat jede Menge Erfahrung. Mit Andreas Rojewski, dem Ex-Bundesligaspieler von DHfK Leipzig und SC Magdeburg, ist riesige Erfahrung und Klasse dazugekommen. Die Partie wird eine echte Herausforderung, ein Gradmesser. Wir müssen uns auf großen Kampf einstellen. Zudem ist die Ausgangslage trügerisch. Das Team, das gegen den Abstieg gespielt hat, weiß, dass es ganz schnell Punkte sammeln muss.

Im NHV-Kader stehen 21 Spieler, nur 16 dürfen aufgestellt werden.

Die Ausgangslage ist klar. 15 Spieler sind fest im Kader, sechs im Anschlusskader. Sie wissen, dass sie ihre Aufgabe auch in unserer zweiten Mannschaft haben. Die Größe des Kaders war schon in der vorigen Saison unsere Stärke.

Die Oberliga scheint so stark wie selten zu sein. Wer sind die Favoriten?

Das sind für mich die beiden Absteiger aus der Dritten Liga, der HC Burgenland und der SV Plauen-Oberlosa. Dahinter wird sicherlich Halle als Meister mitmischen. Köthen hat den Kader zusammengehalten, dürfte wieder oben dabei sein. Bad Blankenburg hat sich gut verstärkt. Bei Jena muss abgewartet werden, wie rasch die Neuzugänge integriert werden. Auch Pirna wird eine gute Rolle spielen. Das wird schon eng da oben. Die Oberliga ist jetzt noch ausgeglichener.

Wie lautet das Saisonziel der Concorden?

Wie immer: Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Mir als Trainer ist wichtig, dass ich eine positive Entwicklung der Mannschaft und der jungen Spieler sehe. Wir wollen weiter eine unangenehme Mannschaft sein, gegen die keiner spielen will.

© Leipziger Volkszeitung 07.09.2022 Ulrich Milde