Das Glück im eigenen Haus

Gute Nachbarn, böse Verwandte: Der NHV Delitzsch empfängt Apolda

Von Ulrich Milde

Wieder fit: Tobias Karl könnte gegen Apolda seine Saisonpremiere feiern. Foto (Archiv): Alexander Prautzsch

Delitzsch. Ein guter Nachbar ist besser als viele böse Verwandte, heißt es in einem ungarischen Sprichwort. Und da vor zwei Jahren Handball-Oberligist NHV Concordia Delitzsch in eigener Halle den HSV Apolda mit 27:25 bezwang, dürften die Thüringer, derzeit mit 7:5 Punkten auf Platz sieben liegend, an diesem Sonnabend ein gern gesehener Gast der Nordsachsen sein, die sich mit ihren 8:6 Zählern auf dem sechsten Rang befinden. Der Anpfiff zu diesem Nachbarschaftsduell erfolgt in der Mehrzweckhalle um 19 Uhr.

Spannend wird dabei sein, welche der beiden Mannschaften den nicht gerade von Erfolg gekrönten vorherigen Spieltag besser verkraften wird. Der NHV verlor in Halle mit 25:30; Apolda erlaubte es dem bis dato punktlosen Tabellenletzten SG Grün-Weiß Wittenberg/Piesteritz, beim 18:18 den ersten Saisonzähler auf der Heimreise gebührend zu feiern. Die Concorden hielten dabei in der Saalestadt bis zur 48. Minute mit. „Danach haben wir gerade im Angriff den Kopf verloren“, sagt rückblickend Trainer Jan Jungandreas. In der Endkampfgestaltung sei sein Team nicht abgezockt genug gewesen. „Wir müssen da noch cleverer werden“, verlangt der Coach, der die Leistung aber als „prinzipiell in Ordnung“ bewertet.

Der nächste Gegner hat nach Ansicht von Jungandreas einen guten, breit aufgestellten Kader, ist bislang aber sehr wechselhaft aufgetreten. Eine Einschätzung, die Patrick Schatz teilt. Zwar ist der HSV-Coach mit dem Punktestand zufrieden. „Doch leider ist das nur die halbe Wahrheit“, meint er. In der Betrachtung der Gesamtschau müsste seine Mannschaft in einigen Aspekten speziell in der Spielanlage weiter sein. „Im Besonderen macht uns gerade die Effektivität im Abschluss und das Entscheidungsverhalten Schwierigkeiten“, hat er beobachtet. Genauso gebe es im Spiel „immer wieder extreme Leistungsschwankungen“. Was etwa die 24:26-Pleite in Halle und das Unentschieden gegen Wittenberg erkläre. Im Spiel gegen Jena – da gab es eine 16:25-Niederlage – „haben wir letztlich einen alles in allem gebrauchten Tag erwischt“. Bei den Siegen in Bad Blankenburg (26:22), gegen Aue (33:24) und gegen Glauchau (28:26) „waren wir diszipliniert“.

Beim NHV „wollen wir gerne in unserer Entwicklung einen nächsten Schritt machen“, kündigt Schatz an. Er erwarte von der Mannschaft eine Reaktion auf die Leistung der vergangenen Woche. „Dabei können wir befreit aufspielen, ich sehe bei uns keine Drucksituation“, so der Trainer. „Wir tun gut daran, von Spiel zu Spiel zu denken.“ Delitzsch habe eine gute, hungrige Mannschaft und bisher in seinen Heimbegegnungen überzeugen können. Das gelte vor allem für die Partien gegen die Top-Teams Köthen und Pirna. Mit ihrer „dynamischen Spielanlage“, so Apoldas Trainer, hätten die Concorden überzeugt. Als Lohn gab es jeweils ein Unentschieden.

Personell bleibt die Situation beim NHV angespannt. Die wichtigen Rückraumschützen Max Amtsberg und Steve Baumgärtel fallen aus, eventuell kann Tobias Karl nach auskuriertem Fingerbruch seine Saisonpremiere feiern. Ein Fragezeichen steht hinter Abwehrrecke Thomas Oehlrich, der in Halle verletzungsbedingt ausfiel. Gleichwohl gehe es in eigener Halle natürlich darum, das Publikum zu begeistern und die zwei Punkte einzufahren, sagt Jungandreas. Dazu muss eine gute Leistung her, denn auf eine eventuelle Schwäche des Gegner zu hoffen, ist riskant. „Das Glück gedeiht im eigenen Haus und kann nicht in Nachbars Garten gepflückt werden“, wusste bereits der 1857 verstorbene britische Dramaturg und Humorist Douglas Jerrold.

Programmheft: https://nhv-concordia-delitzsch.de/wp-content/uploads/2021/11/06.11.2021-1.pdf