Ulrich Milde / Leipziger Volkszeitung / 01.04.2021

Der Friese wurde schon zu Beginn seiner Zeit in Sachsen von Verletzungen gestoppt und konnte erst spät sein Können vor Zuschauern unter Beweis stellen. Doch nun verlässt Jan Derk Janßen den Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch und spielt in Zukunft wieder in seiner Heimat beim Nordsee-Oberligisten Varel.

Delitzsch. Es hatte sich bereits angedeutet, jetzt ist es Gewissheit: Jan Derk Janßen verlässt den Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch. Der 26-Jährige kehrt zurück nach Niedersachsen und schließt sich der Mannschaft des Nordsee-Oberligisten Varel (SG VTB/Altjührden) an. „Auch durch die Corona-Zeit kam ich zum Entschluss, wieder in die Heimat zu ziehen, um näher bei meiner Familie zu sein“, begründete der Rückraumspieler. „Wir freuen uns, dass Jan Derk zurück nach Friesland kommt und uns mit seiner Vielseitigkeit zukünftig verstärken wird“, sagte ein Sprecher des Vareler Vereins, in dem Janßen sportlich groß geworden ist.Anzeige

Janßen ist damit der zweite Abgang. Im November hatte Top-Torjäger Frank Grohmann bereits seinen Abschied zum Saisonende angekündigt. Der 32-Jährige wechselt zum Liga-Konkurrenten HG 85 Köthen. Dort wohnt der 1,93 Meter große Athlet schon seit langem mit seiner Familie, für die er mehr Zeit haben möchte.

Janßens Engagement in Nordsachsen stand nicht gerade unter einem glücklichen Stern. Kontakte zwischen dem NHV und ihm gab es schon lange, doch zunächst schloss sich der Spieler dem Sachsenligisten Zwenkau an. Janßen war seiner Freundin gefolgt, die 2015 aus Studiengründen nach Leipzig gezogen war. Für Zwenkau kam er in der Spielzeit 2017/18 auf lediglich fünf Begegnungen, in denen er 22 Tore erzielte. Erst führte ein ausgeschlagener Zahn zu einer mehrwöchigen Pause, dann zog er sich im Februar 2018 einen Kreuzbandriss zu.

Dennoch nahmen die Concorden ihn unter Vertrag. „Er ist ein Rückraum-Allrounder“, lobte der damalige Co-Trainer und jetzige Chef-Coach Jan Jungandreas den Neuzugang. „Im Probetraining wirkte er dynamisch im Eins gegen Eins und machte spielerisch einen guten Eindruck.“ Davon konnte der Rechtshänder allerdings zunächst nichts unter Beweis stellen. Denn im August 2018 zog der Pechvogel von der Nordsee sich einen zweiten Kreuzbandriss zu, auch der Meniskus wurde in Mitleidenschaft gezogen. Doch ans Aufgeben dachte er nicht, kämpfte sich zurück, war bei den Spielen der Delitzscher regelmäßig dabei, daheim wie auswärts. Sein Punktspieldebüt für den NHV feierte er im Oktober 2019 beim 33:22-Erfolg des NHV über die HSG Freiberg und erzielte dabei auch ein Tor. Sein letztes Pflichtspiel bestritt Janßen am 31. Oktober des vorigen Jahres – ebenfalls mit einem doppelten Punktgewinn. Die Nordsachsen schlugen Grün-Weiß Wittenberg/Piesteritz mit 28:25.

Janßen absolvierte in seiner hiesigen Zeit eine Ausbildung zum Physiotherapeuten, die er erfolgreich abschloss. Nun will er ins Berufsleben einsteigen. Die Entscheidung, nach Varel zurückzugehen, „fiel mir nicht leicht, weil ich beim NHV gute Freunde gefunden habe und über die Zeit in Delitzsch nur Positives sagen kann“. Es sei nicht selbstverständlich, dass der Verein ihn trotz seiner Verletzung sehr unterstützt habe. Das gelte vor allem für Trainer Jan Jungandreas und Team-Manager Marko Bergelt. „Das weiß ich sehr zu schätzen.“ Janßen sagte, er sei traurig, dass er sich nicht ordentlich in einem Heimspiel von den Zuschauern verabschieden könne. Der Kontakt nach Varel sei während seiner Zeit hier nie abgebrochen. So hat bis vor kurzem sein Bruder dort noch gespielt. „Dementsprechend konnten wir uns schnell einigen.“ Varel ist in Delitzsch nicht unbekannt. Als der hiesige Vorgängerverein SV Concordia 1910 noch in der zweiten Bundesliga spielte, trafen beide Vereine wiederholt aufeinander.