Johannes David Leipziger Volkszeitung 18.02.2021

Wünscht sich eine baldige Rückkehr in die Halle: NHV-Trainer Jan Jungandreas. © Alexander Prautzsch

Der SPORTBUZZER hat erste Reaktionen auf das vorzeitige Ende der Handball-Saison in Mitteldeutschland gesammelt. Immerhin gibt es weder Auf- noch Absteiger und die Hygienekonzepte liegen in den Schubladen der Vereine griffbereit. Ein Trost bleibt den Handballern – ein Freundschaftsspielbetrieb soll angeboten werden.

Leipzig. Am Ende dürfte es keinen mehr überrascht haben: Sowohl der Mitteldeutsche als auch der Sächsische Handballverband (HVS) haben am Donnerstag das vorzeitige Ende der Saison bekanntgegeben. „Es ist nicht die schönste Entscheidung, aber wir kommen daran nicht vorbei. Selbst eine halbe Runde ist nicht mehr realistisch“, sagte HVS-Präsident Karsten Küter dem SPORTBUZZER. Einem entsprechenden Antrag der technischen Spielkommission in Sachsen habe das Präsidium stattgegeben. Immerhin klebt der Verband den Verein ein Trostpflaster in Kindergröße auf die klaffende Abbruchs-Wunde: Man wolle sobald wie möglich einen organisierten Freundschaftsspielbetrieb anbieten – und wenn es irgendwie geht, die Pokalwettbewerbe zu Ende bringen.Anzeige

Meldefrist verschoben

Die erste Reaktion aus Oberliga-Kreisen folgte umgehend. „So schade das alles ist, am Ende haben es alle erwartet und waren darauf eingestellt. Wir müssen jetzt sehen, dass es irgendwann weitergeht und wir endlich wieder in die Halle können“, sagte Jan Jungandreas, Trainer des NHV Concordia Delitzsch.

Was den Spielbetrieb in den Ligen betrifft, ist die Sache bereits jetzt eindeutig geregelt. „Wir werden keine Wertung vornehmen und ähnlich wie vergangene Saison in die neue Serie starten.“ Heißt: Es gibt weder Auf- noch Absteiger. Die Mannschaften dürfen in der selben Liga wie bisher starten. Weil angesichts der langen Pause die Planung schwierig sei, werde die Meldefrist auf Ende April verschoben. „Wir wollen den Vereinen entgegenkommen. Auch sie müssen sich ja erst einmal neu sortieren“, so Küter.

Das Konzept eines freiwilligen, aber vom Verband organisierten Freundschaftsspielbetriebs stößt derweil auf Gegenliebe. „Das wäre für alle ein Lichtblick“, sagt Jungandreas. Und: „Hygienekonzepte haben ja noch alle in der Schublade“, ergänzt Küter. Nur wann sie wieder herausgeholt werden dürfen, das weiß noch immer niemand. Ohne Freigabe der Politik fliegt jedenfalls kein Ball.

Fehlende Perspektive aus der Politik

Für Steffen Händler von der HSG Neudorf/Döbeln war die Entscheidung absehbar und er sieht sie mit gemischten Gefühlen. „Die Mannschaften brauchen normalerweise ein, zwei Monate Vorbereitungszeit, bei einem schnellen Wiederbeginn hätte es Verletzungen ohne Ende geregnet. Für uns ist es bitter, weil unsere Männer in der Verbandsliga mit 6:0 Punkten besser als erwartet gestartet sind. Vielleicht hätten sie den Aufstieg geschafft, vielleicht tut ihnen ein weiteres Jahr in der Verbandsliga auch gut. Wir sind im Neuaufbau und setzen auf den Nachwuchs.“ Durch die fehlende Anwesenheit der Fans und Mitglieder bei den Heimspielen haben die Motivation und Begeisterung nachgelassen.

„Ich hätte mir auch gewünscht, dass der Verband vor seiner Entscheidung die Vereine mit einbezieht. Es gab keine Videokonferenzen, wir hatten null Einfluss. Wir verlieren jetzt schon das zweite Handball-Jahr, es fehlt eine Perspektive der Politik für die Vereine. Wir haben Mitgliederschwund, und unter diesen Bedingungen können wir keine neuen gewinnen.“ Normalerweise werden die Kinder von der Straße und vom Computer weggeholt, was jetzt nicht mehr geht. Da man sich nur noch beim Online-Training sieht, ist zunehmend der Zusammenhalt in den Vereinen gefährdet, wodurch das Vereinsleben zerstört wird. Steffen Händer hofft, dass der Freizeitsport bald wieder beginnen kann, zumal es ja gute Konzepte gibt, die aber kein Gehör bei der Politik finden.

Der Schlussstrich ist für Jörg Semper vom Bornaer HV okay und die beste Entscheidung, da alles andere nur ein Krampf gewesen wäre. „Die Inzidenzzahlen sind sehr unterschiedlich, abgesehen von der Terminnot wäre nicht klar gewesen, wer wann wieder spielen kann. Bedenklich sind aber die Auswirkungen. Es ist nun schon das zweite verlorene Jahr. Wir kommen kaum noch an unsere Mitglieder ran, es ist schwer, alle bei der Stange zu halten, und wir befürchten, dass wir einige verlieren.“ Unter diesen Voraussetzungen ist es schwierig, in die Zukunft zu blicken. „Die Pandemie-Bestimmungen wechseln ständig, wir sind in einer Sackgasse. Corona wird uns noch lange begleiten, wir brauchen einen neuen Ansatz der Politik.“