Der NHV verabschiedet sich vor 100 Zuschauern mit einem 28:25-Erfolg in die Pandemie-Pause. Die Saison soll am 12. Dezember fortgesetzt werden, vorausgesetzt dass die Corona-Beschränkungen Ende November tatsächlich aufgehoben werden.

Delitzsch. Der Fanclub „Loberhaie“ unterstützt unermüdlich mit einem Trommelwirbel nach dem anderen die Mannschaft. Und der NHV Concordia Delitzsch gewinnt gegen den SVC Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz mit 28:25 und hat damit, wie Torjäger Maximilian Amtsberg zufrieden feststellt, mit 6:4 erstmals in dieser Saison „ein positives Punktverhältnis“. Dennoch ist die Stimmung rund um diese Partie der Handball-Oberliga gedämpft. Wegen der Corona-Vorschriften sind nur 100 Zuschauer zugelassen. Die nun mindestens für den November anstehende Pandemie-Pause drückt ebenfalls gehörig die Laune.

„Das ist schon schade“, kommentiert Torhüter Felix Herholc die kommenden Wochen, in denen auch Mannschaftstraining behördlicherseits untersagt ist. Schließlich hätten die vielen ehrenamtlichen Helfer des Vereins, angefangen beim Vorstand, ein gutes Hygienekonzept entwickelt und auch umgesetzt. „Das ist alles nicht selbstverständlich“, meint der Mannschaftskapitän, der mit mehreren Glanzparaden einer der Väter des Erfolgs gegen den Aufsteiger ist.
Trainer Jan Jungandreas sorgt sich vor allem um die Nachwuchssportler („sie sind kein Infektionsherd“) des Klubs. „Ihnen werden soziale Kontakte und der sportliche Ausgleich zur Schule fehlen“, befürchtet er.

Angesichts dieser Sorgen und Nöte wird das Spiel gegen den Aufsteiger fast ein wenig zur Nebensache. Die Begegnung ist in den ersten 24 Minuten ausgeglichen. Die noch sieglosen Gäste halten gut mit. Den Concorden, die nicht gerade überzeugend in die Spielzeit gestartet sind, ist Verunsicherung anzumerken. „Das Team ist noch nicht so gefestigt“, kommentiert Jungandreas. Da gibt es zu viele technische Fehler, so manche gute Torchance wird nicht ausgenutzt.

Positiv ist, dass Hüter Herholc, der anfänglich keine Hand an den Ball bekommt, sich deutlich steigert und mehrere freie Würfe grandios entschärft. Dann geht ein Ruck durch die Nordsachsen. Vor allem Goalgetter Frank Grohmann dreht auf, erzielt in der Schlussphase bis zum Pausenpfiff vier Treffer. Aus einem dünnen 9:8 wird so ein Halbzeitstand von 16:10.

Nach dem Seitenwechsel drücken die Gastgeber weiter auf das Tempo, Wittenberg hat dem wenig entgegenzusetzen. Der NHV erarbeitet sich zwischenzeitlich eine Zehn-Tore-Führung. Das Spiel ist praktisch entschieden. Jungandreas nutzt die Gelegenheit („Wenn nicht jetzt, wann sonst?“), allen Spielern größere Einsatzzeiten zu geben. Routiniers wie Martin Müller und Steve Baumgärtel erhalten schöpferische Aufenthalte auf der Auswechselbank.

Wittenbergs Trainer Armands Uscins sieht bei seinen Spielern „zu viele Fehler, wodurch wir uns selbst geschlagen haben“, lobt aber den großen kämpferischen Einsatz. Herholc freut sich über die „gewonnenen zwei Punkte“, für Amtsberg ist der NHV „die deutlich bessere Mannschaft“ gewesen. Jungandreas spricht von einem „ungefährdeten und verdienten Erfolg“, bedauert aber, dass der NHV nicht die erhoffte Dominanz ausgestrahlt habe.

Sollten Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs die Corona-Beschränkungen Ende November aufheben, dann soll es in der Oberliga am 12. Dezember weitergehen. Laut Spielplan müssen die Delitzscher in Oebisfelde antreten. Bis dahin müssen sich die Handballer individuell fit halten. „Wir bleiben als Team aber in Kontakt“, verspricht Amtsberg. Herholc jedenfalls lässt sich von der Pandemie nicht unterkriegen. „Positiv denken – negativ bleiben“, empfiehlt er.

NHV Delitzsch: Herholc, Voigt; Günther 3, Janßen, Grohmann 11, Baumgärtel 1, Prautzsch 1, Müller, Sowada, Harig 2, Zierau, Kalliske 3, Schmidt 2, Amtsberg 5.

© Ulrich Milde / Leipziger Volkszeitung 02.11.2020; Bild Alexander Prautzsch