Delitzsch bricht in der Schlussviertelstunde ein und muss Köthen Rang zwei überlassen

Für Niklas Prautzsch, hier in einem früheren Spiel, und den NHV endet die Saison mit einer deutlichen Auswärtsniederlage.Foto: Alexander Prautzsch

Delitzsch/Köthen. Für Sachsen-Anhalt wurde der heißeste 18. Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemeldet. Das Thermometer stieg am Samstag auf knapp über 35 Grad. Gefühlt noch wärmer ging es in der Heinz-Fricke-Sporthalle in Köthen zu, wo die heimische HG in der Mitteldeutschen Handball-Oberliga in der Begegnung um den Vizemeistertitel den Tabellennachbarn NHV Concordia Delitzsch mit 32:24 besiegte. Die Nordsachsen belegten so am Ende den dritten Rang und wurden mit der Bronzemedaille geehrt.

Vom Anpfiff weg entwickelte sich bei den tropischen Temperaturen eine hitzige Partie. Beide Mannschaften machten deutlich, dass sie als Sieger das Parkett verlassen wollten, entsprechend hoch ging es her. Wiederholt lagen Spieler nach harten Zweikämpfen auf dem Boden und mussten kurz behandelt werden. Für Frank Grohmann, der einige Jahre für den NHV auf Torejagd ging und nun für Köthen aufläuft, keine große Sache. „Es war die erwartete Partie, klar, dass es da ordentlich zur Sache ging“, winkte er ab. Grohmann erzielte „nur“ sechs Treffer, darunter waren drei Siebenmeter. Der 32-Jährige glänzte vor allem mit guten Zuspielen an den Kreis und packte in der Defensive entschlossen zu.

An beiden Punkten haperte es beim NHV. Pässe an die Kreisläufer Moritz Brodowski und Max Kalliske kamen wiederholt zu unpräzise und wurden abgefangen. In der Abwehr, sonst das Prunkstück des Teams, „haben wir zu viele Durchbrüche bekommen“, bemängelte der zum HC Burgenland wechselnde Torwart Marian Voigt, der mit seinen 14 Paraden die Concorden lange Zeit im Spiel hielt. NHV-Trainer Jan Jungandreas ergänzte: „Wir haben in der Defensive Köthens Pässe an den Kreis nicht verhindert“, bemängelte er. Zudem habe seine Mannschaft zu viele einfache Fehler gemacht. „Köthen war heute die bessere Mannschaft.“

Nicht unbedingt reif für die Oberliga präsentierten sich das Kampfgericht und der technische Delegierte Martin Harms. Mehrmals lief die Uhr weiter, obwohl die Schiedsrichter das Zeichen zum Anhalten der Zeit gegeben hatte. Als NHV-Manager Marko Bergelt dies reklamierte, verpasste Harms ihm eine Zeitstrafe.

Lange Zeit hielten die Concorden dabei mit. Die Gastgeber lagen im ersten Durchgang mit bis zu vier Toren vorn, doch die Delitzscher zeigten eine gute Moral und kamen bis zum Seitenwechsel auf 12:14 heran. „Die erste Halbzeit war ausgeglichen“, sagte Grohmann. Im zweiten Abschnitt änderte sich zunächst nichts an diesem Bild. Der NHV erzielte sogar den Ausgleich. In den letzten 15 Minuten lief dann wenig bei den Gästen zusammen, Köthen zog davon und fuhr den letztlich sicheren Erfolg ein.

„Wir haben heute ein richtig gutes Spiel gemacht“, freute sich HG-Coach Martin Lux. „Am Ende haben wir die Partie aus der Hand gegeben“, seufzte Voigt, der von einer zu hohen Niederlage sprach. Lukas Kürth, mit fünf Treffern bester NHV-Torschütze, meinte, dass der dritte Rang unterm Strich „ein schönes Trostpflaster“ einer „guten Saison“ sei. Der Linksaußen beendet im Dezember sein Masterstudium (Betriebswirtschaftslehre) und verlässt den Verein. „Es wird mich dann raus aus Leipzig ziehen.“

Er sei „richtig stolz“ auf seine Mannschaft, kommentierte Jungandreas das Abschneiden. Schließlich sei es eine Spielzeit „mit vielen Rückschlägen“ gewesen. So fehlten auch in Köthen mehrere Stammspieler, diesmal unter anderem Thomas Oehlrich und Max Amtsberg. Seine Jungs seien „toll zusammengewachsen, jetzt bin ich gespannt, was in der kommenden Saison passiert“. Da stehen ihm zahlreiche junge, noch entwicklungsfähige Handballer zur Verfügung. „Das sieht nach einer schönen Zukunft aus“, gab Lux seinem Trainer-Kollegen mit auf den Heimweg.

NHV Delitzsch: Voigt, Herholc; Eulitz, Kürth 5/2, Prautzsch 4, Müller, Zierau, Kalliske, Schmidt 2/1, Griehl, Beyer 2, Wächter, Brodowski 3, Reinhardt 2, Teichert 1, Voigtländer 4.

© Leipziger Volkszeitung / 20.06.2022 / Von Ulrich Milde