Beide Mannschaften legten ein extrem hohes Tempo vor. Es war lange Zeit eine Partie auf Augenhöhe, doch am Ende bewies der NHV Delitzsch den längeren Atem und gewann gegen USV Halle mit 30:28.
Als wäre nichts gewesen. Handball-Regionalligist NHV Concordia Delitzsch zeigte im „erwarteten Kampfspiel“, wie Trainer Jan Jungandreas das Derby gegen den USV Halle betitelte, eine gute Leistung und behielt mit 30:28 die Oberhand sowie die Spitzenposition mit 26:4 Punkten.
Die Mehrzweckhalle war mit über 600 Zuschauern gut gefüllt. Auch in dieser Rangliste führen die Nordsachsen die Tabelle an. Der Beschluss des Vorstandes vor gut einer Woche, auch im Falle der Meisterschaft aus finanziellen Gründen nicht den Aufstieg in die dritte Liga wahrzunehmen, hatte also keine negativen Auswirkungen, es war die Rückkehr zur Normalität.
Landrat Kai Emanuel, einer der Mitgründer des Clubs vor knapp 15 Jahren und selbst ehemaliger Handballer, nannte die Entscheidung „mutig und realistisch“. Das schwierige konjunkturelle Umfeld lasse mehr gegenwärtig nicht zu. „Wir werden alle daran arbeiten, dass der Aufstieg irgendwann möglich sein wird“, sagte Emanuel.
Das Kreisoberhaupt hatte als Besucher Mathias Reuschel mitgebracht. Er ist Chef der Leipziger Unternehmensgruppe S&P, deren mehr als 400 Mitarbeiter Planungs- und Bauüberwachungsleistungen erbringen. Zur Gruppe gehört eine Brandprüfstelle der Tochter Material-, Forschungs- und Prüfanstalt (MFPA) im Delitzscher Ortsteil Laue. Reuschel jedenfalls war von der Atmosphäre der Partie begeistert und deutete ein Sponsoring an. „Wir wollen mit unserer Brandprüfstelle sicherbarer werden.“
USV-Rückraumakteur Chris Heyer, mit zehn Treffern der erfolgreichste Schütze des Abends, zeigte Verständnis für die Aufstiegs-Absage der Concorden. Die wirtschaftliche Seite im Übergang vom Semi- zum Vollprofitum dürfe nicht vernachlässigt werden. „Man sollte das nicht erzwingen“. Heyer verwies darauf, dass sein Verein vor drei Jahren ebenfalls trotz des Meistertitels den Sprung in die höhere Klasse nicht wahrgenommen hatte.
Das Derby entwickelte sich dabei wie erwartet. Beide Teams bewiesen großen Kampfgeist und legten ein extrem hohes Tempo vor. „Es gab in den 60 Minuten 90 Angriffe“, untermauerte Jungandreas das auch statistisch. Seine Mannschaft warf sich zwar zunächst einen kleinen Vorsprung heraus. Doch die Gäste aus der Händelstadt gingen keinem Zweikampf aus dem Weg, stellten die im ersten Abschnitt ungewohnt löchrige NHV-Defensive vor arge Probleme und führten zur Halbzeit mit 16:15.
Im zweiten Durchgang setzte sich das ausgeglichene Geschehen zunächst fort. „Bis zur 45. Minute haben wir gegen ein gutes Delitzscher Team mitgehalten“, meinte Heyer. Aber in der Schlussphase setzten die Gastgeber sich durch „Wir hatten den längeren Atem“, kommentierte Jungandreas.
Ausschlaggebend sei auch gewesen, dass die Abwehr nach dem Seitenwechsel Chris Heyer besser in den Griff bekommen habe. „Wir haben eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt“, ergänzte Kreisläufer Niklas Seifert. Halles Coach Jan Bernhardt lobte seine Spieler: „Es war herausragend, was wir gemacht haben“. Vor allem Torwart Helmut Feger überragte und entschärfte mehrere freie Würfe der Kontrahenten.
Am kommenden Samstag muss der NHV die Tabellenführung beim HC Glauchau/Meerane verteidigen. Der Verein aus der Nähe von Zwickau unterlag am Wochenende beim HC Aschersleben mit 21:27 und liegt mit 12:18 Punkten auf dem elften Rang. Das Hinspiel entschied Delitzsch mit 31:22 für sich. Normal wäre ein Sieg der Concorden.
NHV Delitzsch: Neuhäuser, Alpers; Eulitz (1/1), Seifert (2), Amtsberg (7), Prautzsch (3), Eckart (3), Bielicki (1), Zierau (2), Oehlrich, Griehl, Hanner (5), Viehweger (2), Reinhardt (4), Teichert.
Ulrich Milde / 26.01.2025 / Leipziger Volkszeitung