Meisterfeier mit bitterem Beigeschmack: Nach dem Sieg des NHV Concordia Delitzsch gegen die HG Köthen musste ein hoffnungsvoller Spieler mit Anfang 20 seine Laufbahn beenden. Ein anderer kehrte noch einmal auf die Platte zurück.

Der äußere Rahmen war dem Anlass angemessen. 800 Zuschauer – Saisonrekord! – waren in die Mehrzweckhalle gekommen, also fast so viele wie zu früheren Zweitbundesligazeiten des Vorgängervereins. Und der schon lange vor der Partie feststehende Meister der Handball-Regionalliga, der NHV Concordia Delitzsch, ließ sich am Samstag im letzten Saisonspiel nicht lumpen. Die Hausherren fegten die HG 85 Köthen mit 37:27 vom Parkett und krönten damit eine überragende Saison mit 48:4 Punkten. Das sind neun Zähler mehr als der Tabellenzweite, der HSV Bad Blankenburg, erreicht hat. Und doch gab es einen Wermutstropfen an diesem Feiertag.
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Der Verein habe es in den vergangenen Jahren geschafft, „eine Mannschaft zu bauen, die begeistert“, freute sich Trainer Jan Jungandreas über den großen Gästezuspruch. Darunter war auch Oberbürgermeister Manfred Wilde, der von einer „überragenden Dynamik“ der Concorden sprach und sie als „hochverdienten Meister“ bezeichnete. Ähnlich urteilte Frank Grohmann. „Delitzsch war ganz klar das beste Team der Liga“, sagte der Torjäger, der vor vier Jahren von Delitzsch nach Köthen gewechselt war. Besonders freue er sich für Jungandreas, der „einen Riesenjob“ mache.

Eine Rückrunde ohne Punktverlust für den NHV

Das Duell gegen die HG war so etwas wie ein Spiegelbild der Saison. Zwar scheiterte Niclas Reinhardt mit dem ersten NHV-Angriff an Schlussmann Tino Soutschek und Moritz Brodowski – auch er ein ehemaliger Delitzscher – brachte den Gast mit 1:0 in Führung. Das war das erste und zugleich letzte Mal, dass die Köthener vorn lagen. Denn danach drehte der Meister meisterlich auf. Die Abwehr war wie zumeist bissig und zupackend, zwang die HG zu Fehlern oder Notwürfen, die eine sichere Beute des überragenden Torwarts Max Neuhäuser wurden. Er entschärfte im Verlauf der Auseinandersetzung eine ganze Reihe von freien Würfen. Die Angriffsmaschine lief rasch auf Hochtouren. So setzte der Tabellenführer sich deutlich ab, ging mit einer vorentscheidenden 22:14 Führung in die Halbzeitpause.

Nach dem Seitenwechsel kam die HG zwar vier Mal hintereinander zum erfolgreichen Abschluss. Doch es hatte den Eindruck, als spiele die Katze Delitzsch mit der Köthener Maus. Die Concorden legten einen Zahn zu und zogen unaufhaltsam davon. HG-Trainer Martin Lux war denn auch voll des Lobes über den Spitzenreiter. „Wir hatten uns vorgenommen, den NHV zu ärgern. Das hat leider nicht geklappt.“ Der Klub vom Lober habe in dieser Saison eine beeindruckende Konstanz an den Tag gelegt. Die Erfolge – die Rückrunde wurde ohne einen einzigen Punktverlust abgeschlossen – „stärken das Selbstvertrauen“. Dann gelinge nahezu alles. Zudem hätten die Nordsachsen „eine breite Bank“, ergänzte Grohmann.

Zweiter Kreuzbandriss: Yves Vogtländer beendet Laufbahn

Das zeigte sich auch jetzt. Vincent Viehweger und Niklas Zierau fielen zwar verletzt aus. Dafür kam Oldie Benedikt Schmidt zu seinem zweiten Aushilfseinsatz und erzielte zwei Tore. Eine eher traurige Saisonpremiere feierte Yves Vogtländer. Er wurde in der 37. Minute für einen Siebenmeter eingewechselt und verwandelte ihn souverän. Der 23-Jährige wurde von den Klubchefs Axel Schüler und Sören Raab verabschiedet. Nach zweimaligem Kreuzbandriss beendet der Rückraumspieler seine Laufbahn. „Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen“, sagte er. „Aber ich muss an meine berufliche Zukunft denken.“

An das, was kommen wird, dachte auch Jungandreas „Ich hoffe, dass es in der nächsten Saison so erfolgreich weitergeht.“ Er habe das Gefühl, „dass wir noch nicht am Ende der Entwicklung sind“. Einen Vorgeschmack wird es am 16. August geben. Dann empfängt der NHV in der Vorbereitung den Drittligisten EHV Aue. Trainer dort: Jans Vater Uwe Jungandreas.

NHV Delitzsch: Neuhäuser, Alpers, Ramos Schwirtz; Eulitz (2), Seifert (3), Amtsberg (9/1), Prautzsch (2), Eckart (3), Bielicki, Schmidt (2), Oehlrich (4), Griehl, Hanner (9), Reinhardt (2), Teichert, Voigtländer (1/1).

Ulrich Milde/ 18.05.2025 / Leipziger Volkszeitung