Jan Jungandreas kontra Uwe Jungandreas: Erneut musste sich der Junior mit Concordia Delitzsch geschlagen geben. Allerdings gab es anschließend großes Lob von der Handball-Legende.

 Das Familienduell steht jetzt 3:0. Zweimal gewann in der Vergangenheit Trainer Uwe Jungandreas mit dem Dessau-Roßlauer HV gegen den von seinem Sohn Jan gecoachten NHV Concordia Delitzsch. Am Samstag schlug der Senior, seit Sommer Übungsleiter des Drittligisten EHV Aue, in einem Vorbereitungsspiel die eine Staffel tiefer rangierenden Nordsachsen in deren Halle mit 31:28.

„Ich war vorher schon ein wenig aufgeregt, da wir gegen das Team meines Vaters antreten“, berichtete Jan Jungandreas (37). Eine Nervosität, die sich mit dem Anpfiff allerdings schnell legte. „Im Spiel war diese Konstellation nebensächlich“, berichtete er. Der 63-Jährige dagegen blieb nach eigener Aussage cool. „In einem Punktspiel wäre das wohl anders gewesen“, räumte die ostdeutsche Trainer-Legende ein, die von 1997 bis 2010 in Delitzsch unter Vertrag stand und die Concorden sensationell bis in die erste Bundesliga führte. Später war der gebürtige Thüringer für den SC DHfK Leipzig, den SC Magdeburg und elf Jahre lang in Dessau tätig. Mit diesem Klub schaffte er den Aufstieg in die zweite Liga.
Jungandreas bringt Struktur und Tempo
Da will der Senior mittelfristig auch mit dem Verein aus dem Erzgebirge hin. Und hat in den ersten Wochen seiner Tätigkeit dort offenkundig eine Menge bewegt. „Er hat für eine klare Struktur gesorgt“, lobte Manager Rüdiger Jurke. Jungandreas stehe für ein schnelles, attraktives Spiel. „Wir haben von ihm schon viel gelernt“, erzählte der starke Rechtsaußen Francisco Pereira.

Aue startet am kommenden Wochenende mit der Heimpartie gegen den Oranienburger HC in die neue Saison. „Das sollten wir schon gewinnen“, gab Jurke die Zielrichtung vor. Geplant sei, „so weit wie möglich“ vorne mitzuspielen. Favoriten seien allerdings Eintracht Hildesheim, Empor Rostock und MTV Braunschweig. Der Ehrgeiz sei aber vorhanden, in diese Phalanx einzudringen.
Schnelle Konter und vielsagende Blicke
In der Begegnung beim NHV überzeugten die Gäste, die direkt vom Trainingslager in Warnemünde mit drei Kleinbussen an den Lober gekommen waren, vor allem im ersten Durchgang und zogen bis zum Seitenwechsel auf 19:13 davon. Gegen die schnellen Konter hatte Delitzsch kein Rezept, die Auer Abwehr blockte mehrere Würfe ab. Vater und Sohn coachten ihre Spieler ruhig, aber engagiert. Wie gut der Ältere seine Truppe schon im Griff hat, zeigte sich nach zehn Minuten. Worte waren nicht nötig, ein Blick genügte, und Sergi Ala Sanchez machte sich zur Einwechslung bereit.

Im zweiten Abschnitt legte der Heimverein, der zuvor dann gut ausgesehen hatte, wenn die Defensive stand, einen Zahn zu. Im Gegensatz zur ersten Halbzeit wurden klare Torchancen nun genutzt. Dominik Eckart überzeugte mit Treffsicherheit bei den eiskalt gesetzten Kontern, Max Neuhäuser erwies sich als sicherer Rückhalt im Tor. Unterm Strich „haben wir das ganz gut gemacht“, meinte Jan Jungandreas, der bis zum ersten Punktspiel am 6. September gegen Rot-Weiß Staßfurt noch Zeit an, an Feinheiten zu feilen. „Wir können zufrieden sein“, bilanzierte er.

Sein Vater stellte dem NHV ein gutes Zeugnis aus. „Eigentlich ist Delitzsch ein Drittligist“, meint er. „So spielen sie auch.“ Sprach’s, und fachsimpelte später mit seinem Sohn vor der Halle bei einem Bier.


NHV Delitzsch: Neuhäuser, Alpers, Ramos Schwirtz; Richter (1), Seifert (1), Amtsberg (4), Prautzsch (3), Eckart (6), Bielicki (1), Schmidt, Oehlrich (3), Griehl (3), Hanner (4), Wächter, Reinhardt (2), Teichert, Raab.

Ulrich Milde / 18.08.2025 / Leipziger Volkszeitung

Foto: Jörg Weichelt