Boris Teichert hat sich beim Handball-Regionalligisten NHV Concordia Delitzsch etabliert – und beim Spiel in Aue abgeliefert. Am Samstag kommt der HC Aschersleben.

Kaum bestellt, schon geliefert. Es läuft die 23. Minute. Boris Teichert wird in der Partie der Handball-Regionalliga zwischen dem EHV Aue II und dem NHV Concordia Delitzsch eingewechselt. Wenige Sekunden später setzt er sich am Kreis gegen zwei Abwehrspieler durch und markiert das 16:15 für die Nordsachsen. In der zweiten Halbzeit erhält der 25-Jährige viele Einsatzzeiten, verteidigt stark und erzielt zwei weitere Treffer.
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Der Zwei-Meter Hüne hat sich, wie die vergangene Partie im Erzgebirge gezeigt hat, zu einem festen Bestandteil der ersten NHV-Mannschaft gemausert. „Er hat die Chance, die er bekommen hat, genutzt“, lobt Trainer Jan Jungandreas den Kreisläufer, der zuvor zwei Jahre lang vor allem im zweiten Team auflief und nun seine erste Saison komplett in der Ersten absolviert. Dabei erlebt er eine traumhafte Spielzeit. Die Delitzscher führen die Tabelle souverän mit 36:4 Punkten an, liegen somit sieben Zähler vor dem HSV Bad Blankenburg, der mit seinen 29:11 Zählern schon ein wenig abgeschlagen ist. Anders ausgedrückt: Holt der NHV aus den letzten sechs Spielen mindestens sechs Punkte, ist ihm die Meisterschaft nicht zu nehmen.

Doch von vorzeitigen Glückwünschen mag Teichert nichts wissen. Zwar „sind wir auf einem guten Weg, aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben“, sagt der Lehramtsstudent (Sport, Physik). Ähnlich sieht das sein Übungsleiter. Er nehme Gratulationen erst an, wenn die Meisterschaft den Concorden rein rechnerisch nicht mehr zu nehmen sei. Zudem stünden noch „spannende Spiele an, die uns alles abverlangen werden.“ So wie die Begegnung an diesem Samstag in eigener Halle (Anpfiff 19 Uhr) gegen den HC Aschersleben.

„Diesen Gegner dürfen wir nicht unterschätzen“, warnt Teichert. „Aschersleben hat sich in der Rückrunde stabilisiert“, betont Jungandreas. Die Gäste liegen auf Rang sieben und haben nicht nur eine körperlich starke Abwehr, sondern können mit Andreas Rojewski (39) und Fabian van Olphen (43) die Erfahrung „von gefühlt 1000 Bundesligaspielen“ aufweisen. Beiden trugen einst das Trikot des SC Magdeburg, Rojewski lief auch für den SC DHfK Leipzig in der Eliteliga auf, van Olphen zudem für den TBV Lemgo. Und im Tor steht mit Sven „The Rock“ Mevissen ein 2,17 Meter-Riese, der an guten Tagen das Gehäuse förmlich vernagelt „Wir dürfen uns von ihm nicht einschüchtern lassen“, rät Teichert.
Beruf und 3. Liga nicht einfach zu vereinbaren
Ihn hat Jungandreas vom Rückraumschützen zum Kreisläufer umfunktioniert. „Er ist wahnsinnig ehrgeizig, entwickelt sich ständig weiter und hat ein hohes Standing in der Mannschaft“, sagt der Trainer. Teichert berichtet, dass ihm beide Positionen Spaß machen. „Wichtig ist, dass ich der Mannschaft helfen kann.“ Da sei es egal, wohin der Trainer ihn stelle. „Ich denke, dass ich mich am Kreis gut zurechtgefunden habe.“ Dort fällt der 112 Kilogramm schwere Sportler dadurch auf, dass er für seine Mitspieler Sperren stellt und versucht, Strafwürfe herauszuholen. „Das ist genauso erfüllend wie selbst Tore zu werfen.“ Viel schaut er sich von Routinier Thomas Oehlrich ab. „Allein seine pure Anwesenheit und Ausstrahlung macht unserer Mannschaft besser.“

Den Sprung in die Regionalliga hat Teichert geschafft. Sportlich wäre der Umschüler nicht abgeneigt, sein Können am Kreis auch mal eine Liga höher zu zeigen. „Das wäre cool.“ Ob das aber so kommen wird, ist ungewiss. Denn so langsam neigt sich sein Studium dem Ende entgegen. Als Lehrer „würde ich schon gerne hier in der Region bleiben“. Der Beruf ist mit der dritten Liga nicht einfach zu vereinbaren. Ein Praktikum an der Delitzscher Erasmus-Schmidt-Schule „hat mir Spaß gemacht“. Und beim NHV fühle er sich ausgesprochen wohl.

Ulrich Milde / 27.03.2025 / Leipziger Volkszeitung