Handball-Oberliga: NHV Delitzsch empfängt Abstiegskandidat Hermsdorf und muss weiter ohne zwei Leistungsträger auskommen
Den SV Hermsdorf vor der Brust, aber den USV Halle schon im Auge und im Zentrum der Überlegungen? Jan Jungandreas, Trainer des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch, will davon nichts wissen. „Wir dürfen Hermsdorf nicht auf die leichte Schulter nehmen“, mahnt er vor der Heimpartie am Sonnabend (Anpfiff: 19 Uhr) gegen die Thüringer, die mit 5:31 Punkten auf dem 15. und damit vorletzten Platz liegen und es sehr schwer haben werden, den Abstieg zu vermeiden.
„Wir müssen von Anpfiff weg konzentriert auftreten“, verlangt der Delitzscher Übungsleiter. Erst nach dem Ende der Begegnung dürften die Gedanken dem Derby in Halle eine Woche später gelten. Die Saalestädter liegen auf Rang vier der Staffel, mit ihren 23:13 Zählern aber satte sieben Punkte hinter den Concorden, dem Tabellenzweiten.
NHV ist der große Favorit
„Wir wollen uns gegen Hermsdorf vor allem Selbstvertrauen holen“, kündigt Jungandreas an. Je nach Verlauf sei es auch denkbar, das eine oder andere auszuprobieren und allen seinen Sportlern entsprechende Einsatzzeiten zu ermöglichen. Denn klar ist auch: Der NHV ist der große Favorit, alles andere als ein mehr oder weniger deutlicher Erfolg wäre eine negative Überraschung.
Die Nordsachsen haben zuletzt Einheit Plauen mit 34:21 aus der Halle gefegt. Der Gegner aus der Stadt, die vor allem wegen des gleichnamigen Autobahnkreuzes Bekanntheit erlangt hat, unterlag am vergangenen Spieltag gegen Halle mit 29:36. „Das wird bei den Concorden unser einfachstes Spiel der Saison“, sagt SV-Coach Mario Kühne. Sein Klub habe schließlich nichts zu verlieren. „Die Trauben in Delitzsch hängen für uns sehr hoch.“ Realistisch betrachtet wohl zu hoch. Doch davon will Kühne nichts wissen. „Wir gehen in jedes Spiel, um Punkte zu holen.“ Wovon auch Jungandreas überzeugt ist. „Hermsdorf hat noch die Chance, in der Oberliga zu bleiben und wird versuchen, uns zu ärgern.“
Fünf Niederlagen für Hermsdorf
Die Gäste wussten nach Angaben von Kühne von vornherein, dass es eine schwere Saison werden würde. Kurz vor dem Start verabschiedeten sich vier Leistungsträger, die nicht ersetzt werden konnten. Der Auftakt ging mit fünf Niederlagen in Serie schief, dem 24:36 im Hinspiel gegen Delitzsch folgte ein beachtliches 31:31 gegen die HG 85 Köthen. Kühne machte aus der Not eine Tugend, baut vermehrte junge Handballer aus der eigenen A-Jugend ein. Zudem nimmt er als taktisches Mittel gelegentlich bei eigenem Angriff seinen Torwart heraus, um so eine Überzahl zu erzeugen.
Der NHV muss weiter auf Max Amtsberg (Mittelfußbruch) verzichten. Auch Kreisläufer Max Kalliske ist weiter verletzt. „Natürlich fehlen uns die einfachen Tore aus dem Rückraum durch Amtsberg“, räumt Jungandreas ein. Andererseits hätten die 34 Treffer gegen Plauen bewiesen, dass sein Team erfreulicherweise auch ohne den Hünen im linken Rückraum torgefährlich sei. Es sei allerdings in der Offensive eine andere Gangart gefragt, da würden die Angreifer häufig das Eins gegen Eins suchen, um ganz nahe an den Kreis durchzubrechen – so, wie es im modernen Handball inzwischen an der Tagesordnung sei. „Das ist zwar kräftezehrend, ermöglicht aber einfache Tore.“
Zudem setzen die Concorden darauf, aus der gewöhnlich starken Abwehr raus schnelle Gegenangriffe zu fahren. „Da haben wir eine Schippe draufgelegt“, meint der Trainer und bescheinigt seiner Mannschaft, insgesamt in der Entwicklung „einen Schritt weitergekommen“ zu sein. Die Nagelprobe wird gegen Halle erfolgen.
Ulrich Milde / 16.02.2024 / Leipziger Volkszeitung