Neues Personal fürs Personal: Martin Müller und Falk Fürstenberg treten die Nachfolge von Marko Bergelt an. Was kann das neue Duo aus den „bescheidenen Voraussetzungen“ herausholen?
Delitzsch. Aus eins mach zwei. Nach diesem Motto handelt Handball-Oberligist NHV Concordia Delitzsch. Nach dem Ausscheiden von Teammanager Marko „Manta“ Bergelt hat der Verein sich für eine Doppellösung entschieden. Martin Müller und Falk Fürstenberg haben diese Funktion übernommen. „Es ist gut, dass wir uns hinter dem Team immer mehr verstärken“, freut sich Chefcoach Jan Jungandreas.
Müller ist dabei kein Unbekannter. Der Defensivspezialist hat gerade seine aktive Laufbahn im Dress der Nordsachsen beendet. Er spielte bereits von 2008 bis 2010 beim Vorgängerverein 1. SV Concordia Delitzsch in der 2. Bundesliga, lief nach dessen Insolvenz für die HSG Wolfen, den SC DHfK Leipzig sowie den HSV Bad Blankenburg auf und kehrte später an den Lober zurück.
Der Trainer soll entlastet werden
„Es geht darum, unseren Trainer zu entlasten. Er kann nicht alles alleine machen“, begründet Jurist Müller, der die Aufgaben gemeinsam mit Falk Fürstenberg erledigen wird. Der Ingenieur wohnt inzwischen in Leipzig, hat seine handballerischen Wurzeln aber in Cottbus. „Ich bin seit 25 Jahren Trainer“, berichtet er.
Unter anderem war er Landesauswahltrainer in Brandenburg. „Jan Jungandreas hat mich angerufen“, erklärt Falkenberg, warum er sich nun in Delitzsch engagiert. Hier trifft er im aktuellen Kader mit Niclas Reinhardt auf einen Spieler, den er in Cottbus unter seinen Fittichen hatte. In Handballkreisen kennt man sich.
Teammanager haben gute Kontakte
Die beiden Neu-Manager sehen sich als Bindeglied zwischen Mannschaft und Vorstand. „Die Spieler werden mit uns anders reden als mit der Führung“, erwartet Fürstenberg. Etwaige Probleme könnten so rasch aus der Welt geschafft werden. Neben administrativen Tätigkeiten geht es auch darum, den Spielermarkt zu beobachten und zu schauen, wer zu den Concorden passen würde. Da sind die Kontakte, die Müller und Fürstenberg mitbringen, von Vorteil. „Das macht es für uns schon einfacher“, sagt Müller.
Er und Fürstenberg haben sich vorgenommen, speziell nach jungen Sportlern Ausschau zu halten. „Wir haben eine junge Mannschaft, da tun sich diese Neuzugänge leichter“, meint Müller. Fürstenberg nennt ein weiteres Argument, mit dem Interessenten überzeugt werden: „Sie erhalten viel Einsatzzeiten.“ Das sei zur Weiterentwicklung sehr wichtig. Bei einem höherklassigen Club unter Vertrag zu stehen, aber hauptsächlich als Sparringspartner im Training zu fungieren, bringe sie nicht weiter.
Aufstieg der Zweiten ist ein Vorteil
Zudem habe der NHV mit Jungandreas einen zwar jungen, aber schon sehr erfahrenen Trainer, „so dass die Spieler am Ende der Saison besser sind als zu Beginn“. Positiv ist nach Ansicht der Manager, dass die zweite Herrenmannschaft des NHV den Aufstieg in die Sachsenliga geschafft hat. Dadurch sei der Sprung in die Oberliga aus dem Anschlusskader heraus nicht mehr so groß.
Die Delitzscher Strategie, angesichts „bescheidener Voraussetzungen“ (O-Ton Müller) auf junge Spieler zu setzen, hat sich nach Fürstenbergs Auffassung in der Szene herumgesprochen. Bekannt ist, dass einige Handballer, die nach Leipzig zum Studium gehen, von sich aus in Delitzsch anfragen. Yves Voigtländer etwa hatte per E-Mail um ein Probetraining gebeten. Aber Voigtländer fällt mit einem Kreuzbandriss mindestens für die Hinrunde aus.
Ob ein Ersatz kommt, ist noch offen. Müller: „Das wäre schön, aber es muss passen.“ Es werde „keine Hau-Ruck-Aktion“ geben. Die Aussichten des NHV – der zuletzt zweimal hintereinander Dritter wurde – für die Spielzeit 2023/24 bewerten die beiden Experten zurückhaltend. „Wir sollten den Ball flach halten“, mahnt Müller. „Einstellig sollte der Tabellenplatz schon sein“, formuliert es Falkenberg. Zwei Fachleute, eine Meinung.
02.08.2023 / Ulrich Milde / Leipziger Volkszeitung