Minikrise: NHV Delitzsch tritt in Freiberg an – der Gegner steckt in einem noch tieferen Tal
NHV-Spiel-macher Daniel Sowada Foto: Teresniak
Delitzsch. Zwei durchaus unnötige und auf jeden Fall unerwartete Niederlagen in Folge – was ist los beim Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch? Trainer Jan Jungandreas hat sich nach den zwei Schlappen bei Aufsteiger Rot-Weiß Staßfurt (30:35) und in eigener Halle gegen den HC Aschersleben (19:27) und vor der Begegnung am Sonnabend bei der HSG Freiberg natürlich auf Ursachenforschung begeben.
Den Vorwurf, seine Mannschaft habe nicht genügend Kampfgeist aufs Parkett gelegt, weist der Chefcoach dabei zurück. „Ich kann nicht sagen, dass die Bereitschaft zum Kampf nicht da war.“ Aber wenn seine Sportler, wie in den beiden Partien, sich über je 30 Fehler im Angriff leisten, „dann ist es nicht ganz einfach, solche Spiele zu gewinnen“. Das könne höchstens dann gelingen, wenn lediglich 18 Gegentreffer kassiert werden, wie kürzlich beim 24:18 gegen den HSV Apolda. Doch missglückte Pässe hätten sowohl in Staßfurt als auch gegen Aschersleben dazu geführt, dass die Gegner zu mehreren einfachen Toren genommen seien.
Zudem habe den Nordsachsen in der Offensive die Durchschlagskraft gefehlt. „Und selbst wenn wir den Zweikampf mit einem Gegenspieler gewonnen haben, dann sind wir zum Teil kläglich gescheitert.“ 18 Fehlwürfe hat Jungandreas gegen Aschersleben notiert, also ist nur ein Hauch mehr als jeder zweite Torversuch erfolgreich gewesen. „Das ist einfach zu wenig“, konstatiert der Übungsleiter. Je mehr Fehler, desto größer wird die Verunsicherung.
Ein Teufelskreis, der in Freiberg durchbrochen werden muss, wenn zu den 19:13 Punkten zwei Zähler hinzukommen sollen. „Wir müssen ganz klar auf uns schauen, um als Mannschaft die Kurve zu kriegen“, gibt der Trainer die Marschroute vor. Ziel sei, den Bock umzustoßen.
Dabei „brauchen wir nicht auf die Tabelle zu schauen“. Der NHV ist auf den achten Platz abgerutscht, Köthen, Halle und Pirna (Ränge zwei bis vier) haben inzwischen fünf Zähler mehr aufzuweisen. Drittligaabsteiger HC Burgenland hat sich mit seinen 29:3 Punkten inzwischen ein wenig abgesetzt und strebt zügig den Wiederaufstieg in die dritte Liga an.
Das hatte in der vorigen Spielzeit Freiberg auch durchaus angepeilt. Doch in dieser Saison hat das Team aus der Stadt der Bergakademie eine überraschende Talfahrt hingelegt und schwebt mit 9:23 Punkten in Abstiegsgefahr. Im Sommer gab es einen relativ großen Umbruch im Kader, der offenkundig noch nicht so richtig geglückt ist. Von den letzten acht Partien hat die HSG sieben verloren, zuletzt mit 22:33 in Staßfurt.
Obendrauf kamen Turbulenzen auf der Trainerbank. Jiri Tancos, einst lange Jahre Spieler und Spielertrainer in Freiberg, warf Ende November „aus persönlichen Gründen“ das Handtuch. Für ihn hat im Januar der Kroate Marko Brezic übernommen, der einen Vertrag bis Juni 2024 erhalten hat. Ergebnispositiv hat sich das bisher nicht ausgewirkt. Auch scheint es momentan an Rückhalt zu fehlen. In Staßfurt „war keine einzige Fantrommel in der Halle. So leise war es noch nie auf unserer Seite“, so Stefan Lange, Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH.
Jungandreas ist gleichwohl gewarnt. Die HSG „braucht jeden Punkt“, folglich handelt es sich um eine schwere Aufgabe. „Aber wir werden versuchen, Freiberg den Zahn zu ziehen“, kündigt der 35-Jährige an.