Debakel der Delitzscher Handballer: Trainer Jungandreas moniert fehlenden Willen seines Teams.
Auch Routinier Thomas Oehlrich kann die Pleite gegen Aschersleben nicht verhindern.Foto: Alexander Prautzsch
Delitzsch. Jan Jungandreas war sichtlich erbost. „Ich bin enttäuscht“, kommentierte der Trainer des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch den Auftritt seiner Mannschaft gegen den HC Aschersleben. Dabei ärgerte sich der Übungsleiter nicht nur über die 19:27-Niederlage, sondern vor allem über die Art und Weise. War vor einer Woche die 25:30-Pleite beim Aufsteiger HV Rot-Weiß Staßfurt schon geprägt von mehr als 20 technischen Fehlern, so setzten die Nordsachsen jetzt noch einen drauf. „Wir haben uns 35 Fehler geleistet“, schimpfte der 35-Jährige.
Mit dieser Quote ist in der Oberliga kein Blumentopf zu gewinnen, das reicht auch eine Klasse darunter, in der Sachsenliga, bei weitem nicht für zwei Punkte. Die Concorden rutschten nach dieser schlechtesten Leistung seit langem mit ihren nunmehr 19:13 Punkten vom sechsten auf den achten Platz. Der Gast machte derweil im Kampf um den Klassenerhalt Boden gut.
Hüne vernagelt den Kasten
Dabei erwischte der NHV vor der Saisonrekordkulisse von 420 Zuschauern in der Mehrweckhalle einen Start nach Maß und ging durch Treffer von Max Amtsberg und Vincent Viehweger mit 2:0 in Führung. Doch die Gäste kamen rasch heran und machten aus einem 4:3 für die Gastgeber ein 4:9. Schon da hatten die Delitzscher mehrere klare Chancen ausgelassen und leisteten sich mehrere Fehlpässe. Aschersleben nutzte das zu einer ganzen Reihen von erfolgreichen Schnellangriffen. „Uns hat der absolute Wille gefehlt, Tore zu erzielen“, kritisierte Jungandreas.
Zudem erwischte Sven Mevissen, 2,17-Meter-Hüne im HC-Gehäuse, einen Sahnetag und vernagelte förmlich den Kasten. „Wir sind gut ins Spiel gekommen und haben eine geschlossene Mannschaftsleistung geboten“, freute sich der Keeper. Neben einer starken Defensive, gegen die der NHV viel zu selten ein geeignetes Mittel fand, „war auch unsere Angriffsleistung heute gut“, meinte Frank Seifert und zeigte sich überrascht, „dass wir so deutlich gewonnen haben“.
Im zweiten Abschnitt setzte sich der Negativlauf der Delitzscher ungebremst fort, der erste Angriff endete passend mit einem Fehlpass. Die 13:8-Halbzeitführung baute Aschersleben auf 17:8 aus. Erst in der 40. Minute war das Heimteam durch Amtsberg wieder erfolgreich. Doch das erhoffte Aufbäumen blieb aus, im Angriff war weiterhin der Wurm drin. „Immer, wenn wir den Eindruck hatten, der NHV könnte doch noch herankommen, hat er sich einen Fehler erlaubt“, sagte Seifert. Das sei natürlich für das Selbstvertrauen nicht gut. Der von ihm erwartete „heiße Fight bis zum Ende“ fiel also aus. Der HC profitierte auch von der Klasse des Halbrechten Andreas Rojewski. Der langjährige Bundesligaspieler (Magdeburg und Leipzig), der „nur noch Spaß“ haben will, lenkte das Spiel mit seiner ganzen Routine. „Er ist ein sehr starker Rückhalt für uns“, lobte Mevissen. „Wenn er das Zepter in die Hand nimmt, sind wir nicht zu stoppen.“
Für die Concorden kommt es nun darauf an, „im Training hart zu arbeiten“ (Amtsberg), um aus dem Formtief rasch herauszukommen. „Wir brauchen 100 Prozent Emotionen und Leidenschaft“, forderte Jungandreas. „Wenn uns das nicht gelingt, haben wir noch eine zähe Restsaison vor uns.“
NHV Delitzsch: Neuhäuser, Alpers; Eulitz 1, Günther 1/1, Prautzsch, Müller, Sowada, Zierau 1, Kalliske, Schmidt 3/1, Oehlrich 2, Viehweger 3, Reinhardt 2, Brodowski, Voigtländer 2, Amtsberg 4.