Handball-Oberliga: NHV Delitzsch kommt nach Rückstand gegen USV Halle zurück und gewinnt mit 30:29
Maximilian Amtsberg (Mitte) wirbelte in der zweiten Halbzeit im Delitzscher Angriff und brachte den NHV auf Siegkurs. Foto: Antje Rennert
Delitzsch. Jan Jungandreas fand in der Kabine zur Halbzeit ganz offenkundig die richtigen Worte. „Jungs, wir vergessen den ersten Durchgang und fangen bei null an. Es ist noch alles offen“, sagte der Trainer des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch. Mit zwei Toren Rückstand beim Meister USV Halle sei nichts verloren. Die Pausenpredigt wirkte: Die Nordsachsen kamen wie verwandelt zurück aufs Parkett und gewannen das Spitzenspiel in der Saalestadt mit 30:29 (12:14). Damit weist der NHV ebenso wie der Gastgeber 10:2 Punkte auf. Beide Klubs liegen dicht hinter dem Aufstiegsaspiranten HC Burgenland, der mit seinen 12:0 Zählern eine weiße Weste hat.
Der Trainer-Appell hatte seine Berechtigung. Denn im ersten Abschnitt leisteten die Concorden sich ein wahres Fehlerfestival. Pässe kamen nicht an, von sechs Siebenmetern wurden nur drei verwandelt, das Zusammenspiel wies Schwächen auf. Beim Einsatz und Willen dagegen war den Delitzschern nichts vorzuwerfen. So hielten sie den Rückstand gegen ein in der Abwehr nicht konsequent genug zupackendes Hallenser Team in Grenzen. „Wir haben viel zu viele Fehler gemacht und zu viel liegengelassen“, sagte Jungandreas.
Im zweiten Durchgang zeigten die Gäste ein anderes Gesicht, die Fehler wurden weitgehend abgestellt. Es entwickelte sich eine packende und spannende Partie „zweier guter Mannschaften“, so USV-Trainerin Ines Seidler. „Wir haben uns letztlich gut zurückgekämpft“, freute sich Daniel Sowada, der über weite Teile dieser Halbzeit das Offensivspiel des NHV organisierte. Mitentscheidend war ein Schachzug von Jungandreas. Er schickte Neuzugang Vincent Viehweger aufs Parkett. Der Linksaußen erwies sich als überaus torgefährlich und brachte die Concorden in der 35. Minute mit dem 16:15 erstmals in Führung.
Der offene Schlagabtausch setzte sich fort. Halle kam zurück und lag wieder mit zwei Treffern vorn. Delitzsch ließ sich nicht entmutigen. Torwart Max Neuhäuser parierte in dieser Phase einige wichtige Würfe. Im Angriff drehte neben Viehweger vor allem Max Amtsberg auf. Der Torjäger war es auch, der in der 57. Minute das 29:28 für den NHV erzielte. In Unterzahl gelang den Gastgebern trotzdem der Ausgleich. Ein von Georg Eulitz verwandelter Strafwurf 30 Sekunden vor der Schlusssirene brachte in diesem Krimi die Entscheidung.
„Unsere Niederlage ist mega ärgerlich“, sagte USV-Spieler Pierre Sogalla nach der ersten Pleite. Die Abwehr sei nicht aggressiv genug gewesen, meinte er. „Kleinigkeiten haben den Ausschlag gegeben“, kommentierte Seidler. „Ganz großen Respekt vor meinen Spielern, dass sie dieses Begegnung gezogen haben“, lobte Jungandreas. Seine Erwartung, dass die Defensivleistung die Partie entscheiden würde, war zwar nicht aufgegangen. Dafür überzeugte die Offensive. Für Sowada hat sich gezeigt, dass der junge Kader „inzwischen doch eine gewisse Reife“ habe. Die wird auch am kommenden Samstag nötig sein. Denn dann kommt Vizemeister HG Köchen (ebenfalls 10:2 Punkte) in die Mehrzweckhalle.
Leipziger Volkszeitung / 17.10.2022 / Ulrich Milde