Der NHV Delitzsch steht vor einem Luxusproblem, der Trainer vor „unpopulären Entscheidungen“
Von Ulrich Milde
NHV-Talent Michael Günther will wie seine jungen Teamkollegen wieder möglichst viele Minuten auf dem Parkett stehen.Foto: Alexander Prautzsch
Delitzsch. Zu 100 Prozent ist er noch nicht wieder fit. „Aber wir arbeiten jede Woche daran, dass es bald soweit sein wird“, sagt Max Amtsberg. Der Torjäger hat wegen einer schweren Knieverletzung fast die komplette Saison verpasst und wird in der Heimpartie gegen den HC Elbflorenz II an diesem Samstag (Anpfiff: 19 Uhr) erst sein viertes Saisonspiel für den Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch bestreiten. „Es ist ein sehr gutes Gefühl, endlich wieder auf der Platte stehen zu können und nicht immer nur zuschauen zu müssen“, so der Riese aus dem linken Rückraum.
Das harte Los des Zuschauens wird diesmal allerdings auch einige Concorden treffen, die fit sind. Denn die personelle Situation hat sich deutlich entspannt. Vor zwei Wochen gegen den HC Glauchau/Meerane standen, wegen Verletzungen und Corona, gleich zehn Stammspieler nicht zur Verfügung. Doch der Nachwuchs schluge sich hervorragend, die Nordsachsen siegten mit 23:20. „Wir konnten bislang tatsächlich fast alle Ausfälle kompensieren“, berichtet Trainer Jan Jungandreas, der nun beinahe „aus dem Vollen schöpfen“ kann. Lediglich Max Kalliske wird aus beruflichen Gründen nicht dabei sein.
Die Aufstellung werde „schwer, weil sich einige in den Vordergrund gespielt haben“, räumt der Chefcoach die Qual der Wahl ein. So hat der 19-jährige Niclas Reinhardt in den vergangenen beiden Begegnungen – seine ersten in der Oberliga – als Rechtsaußen überzeugt und jeweils sechs Treffer erzielt. „Es wäre fast unfair, ihn nicht zu nominieren“, gesteht Jungandreas, der gleichwohl weiß, dass er „unpopuläre Entscheidungen“ treffen muss.
Wer glaubt, für den NHV, der mit 20:6 Punkten auf Rang zwei liegt, geht es gegen die Zweitvertretung des Zweitbundesligisten aus Dresden um nichts, der irrt. Die Gäste aus der Landeshauptstadt rangieren momentan auf Position sieben mit 12:12 Zählern. Um unter den besten acht Teams zu landen, die um den Meistertitel kämpfen, „brauchen wir mindestens zwei Punkte“, analysiert HC-Trainer Fabian Metzner die Lage.
Und er zeigt sich optimistisch, die bei den Concorden zu holen. „Wir können gegen jede Mannschaft gewinnen.“ Den Gastgeber schätzt er als „geschlossenes Team“ ein, das vor allem in der Abwehr sehr stabil stehe. „Das gilt es zu knacken.“
Seine Angreifer müssten also die NHV-Deckung in Bewegung bringen, das steigere die Chancen auf einen doppelten Punktgewinn. Der NHV hält dagegen. „Die Erwartungen sind wie bei jedem Heimspiel von uns: Am Ende wollen wir mindestens ein Tor mehr als der Gegner haben“, sagt Amtsberg. „Wir wollen nach unserem letzten Vorrundenspiel bei unseren sechs Minuspunkten bleiben und unseren zweiten Platz verteidigen“, formuliert es sein Trainer.
Denn es gilt auch: Sollte sich Elbflorenz für die Play-Offs qualifizieren, dann geht das Ergebnis von Samstag mit in die Wertung ein. Ein Erfolg ist also Pflicht, auch wenn Elbflorenz nach Einschätzung von Jungandreas „kein einfacher Gegner“ sei, „er wird uns das Leben schwer machen“.
Immerhin, Amtsberg hat von seiner Treffsicherheit offenkundig wenig eingebüßt. Beim 27:24-Erfolg vor drei Wochen in Bad Blankenburg warf er elf Buden. „Ich möchte der Mannschaft zeigen, dass ich nach meiner schweren Verletzung wieder weiterhelfen kann und meinen Teil zum Erfolg beitragen.“