Nachwuchshoffnung Yves Voigtländer hat viel für seine Handball-Laufbahn auf sich genommen
Yves Voigtländer, hier noch im Trikot von Aue, fliegt in den Kreis Foto: Jörg Weichelt
Delitzsch. Üblicherweise läuft es so ab: Sucht der NHV Concordia Delitzsch Verstärkung für seine Oberliga-Mannschaft, schauen sich die Verantwortlichen um Team-Manager Marko Bergelt bei den Konkurrenten um. Auch die oberen Jugendklassen werden im Rahmen der Möglichkeiten im Auge behalten. Gefällt ein Handballer und passt er offenkundig in das Konzept, wird er angesprochen, ob er sich einen Wechsel zu den Nordsachsen vorstellen kann. So lief das etwa bei Max Amtsberg ab, der beim LSV Ziegelheim in der Thüringenliga unter Vertrag stand und dort in der Saison 2018/19 sagenhafte 299 Treffer erzielte.
Manchmal geht den Nordsachsen aber auch ein dicker Fisch ins Netz, ohne zuvor den Köder ausgeworfen zu haben. So hat Yves Voigtländer schlicht und einfach eine Mail an den NHV geschickt, ob er nicht mal zum Probetraining vorbeikommen könne. Die Nachricht wurde an Coach Jan Jungandreas weitergeleitet, der rasch reagierte. Voigtländer wurde eingeladen und überzeugte.
Ihm selbst hat das Training ebenfalls „gut gefallen“, erzählt der
19-Jährige, der aus dem Nachwuchs der sächsischen Handballhochburg Aue kommt und dort als einer der Besten, vielleicht sogar der Beste seines Jahrgangs galt. Schnell waren beide Seiten sich handelseinig. Beim 28:28-Unentschieden gegen die HG 85 Köthen wurde Voigtländer ins kalte Oberliga-Wasser geworfen und schwamm sich mit zwei Treffern schnell frei. „Das hat mir viel Spaß gemacht“, berichtet er.
Einen Tag später lief er für die zweite NHV-Mannschaft in der Verbandsliga auf und trug mit vier Toren zum 24:8-Erfolg über die HSG Sachsenring Zwickau bei. Ein Start nach Maß in Delitzsch für den linken Rückraumspieler, der nach Einschätzung von Jan Jungandreas „gut ausgebildet“ ist. Er sei in Delitzsch „sehr offen empfangen worden“, sagt der Neuzugang.
Schon früh begann er mit dem Sport, sicherlich geprägt durch seine Mutter, die ebenfalls Handball spielte. Der in Mittweida wohnende Nachwuchsakteur fiel in der Bezirksauswahl den Auer Trainern auf und wechselte in die Erzgebirgsstadt. Anfänglich fuhren ihn seine Eltern viermal wöchentlich zum Training nach Aue. Das machte pro Tag rund 120 Kilometer aus. Später gab es auch Fahrgemeinschaften mit den Eltern anderer Spieler.
Der EHV Aue, der im Jugendbereich eine Spielgemeinschaft mit NSG Nickelhütte Aue eingegangen ist, ist seit 1992 fester Bestandteil der zweiten Handball-Bundesliga, unterbrochen nur von einem Jahr dritte Liga in der Saison 2011/12. Voigtländer war zum Schluss für Aue in der Jugend-Bundesliga aktiv. „Der Verein hätte mich gerne behalten, und er ist mir auch ans Herz gewachsen.“ Dennoch lehnte der Sportler ab. Denn er nahm jetzt im Herbst, nach der erfolgreich bestandenen Abiturprüfung, das Lehramtsstudium für Sport und Biologie an der Universität Leipzig auf und wohnt inzwischen in der Messestadt. Zum Training nach Aue zu fahren, das wäre zu viel gewesen. So schaute er sich in der Region um, die Wahl fiel auf Delitzsch.
„Wir wollen ihn behutsam, in
aller Ruhe aufbauen“, verspricht Trainer Jungandreas. Schließlich gelte es, Voigtländer nach auskuriertem Kreuzbandriss wieder vollständig fit zu bekommen. Der Handballer hat sich zum Ziel gesetzt, so schnell wie möglich fester Bestandteil der Oberligamannschaft zu werden. Ob es mit seiner sportlichen Vergangenheit noch höher hinausgehen kann? Da äußert er sich zurückhaltend. „Das werde wir sehen.“
Zunächst einmal ist Jungandreas froh, mit dem wurfgewaltigen Akteur, der auch ein gutes Auge für Mitspieler hat, eine weitere Alternative im Rückraum zu haben. „Er hat großes Potenzial. Wir werden noch viel Freude an ihm haben.“