Jan Jungandreas war sichtlich enttäuscht. Hatte doch Handball-Oberligist NHV Concordia Delitzsch die Heimpartie gegen die HSG Freiberg mit 27:32 (14:15) verloren und somit den Doppelschlag nach dem 25:20-Erfolg zum Saisonauftakt gegen den HC Aschersleben verpasst.
Delitzsch. Zudem hatten die Concorden vor zwei Jahren die Gäste noch mit 33:22 förmlich aus der Mehrzweckhalle gefegt und auch das Rückspiel mit 29:27 für sich entschieden. In der vorigen Saison trafen die beiden Kontrahenten nicht aufeinander, da die Saison wegen der Corona-Pandemie im November abgebrochen worden war. Der Chefcoach der Nordsachsen lobte dennoch sein Team. „Ich kann der Mannschaft trotzdem ein Kompliment machen. Sie hat alles gegeben, auch wenn es nicht zu zwei Punkten gereicht hat.“
Tatsächlich wirkte sich aus, dass der NHV zwar einen breiten Kader hat, aber die beiden Torjäger im linken Rückraum, Max Amtsberg und Tobias Karl, weiterhin verletzt sind und erst in einigen Wochen zur Verfügung stehen werden. „Anfang Oktober kann ich mit handballspezifischen Übungen anfangen“, berichtete Amtsberg. Und Karl bekommt nach eigener Aussage „in zwei Wochen den Draht“ aus dem gebrochenen Finger. „Wir wussten, dass Delitzsch mit Steve Baumgärtel nur einen gefährlichen Werfer aus dem Rückraum hat“, sagte HSG-Trainer Alexander Matschos. Folglich suchten die Concorden häufig die Eins-gegen-Eins-Situation, um zum Kreis vorzustoßen. „Deshalb haben wir in der zweiten Halbzeit in der Abwehr defensiver gespielt“. So wurde die Heim-Offensive ein wenig ausgebremst. Matschos zeigte sich „froh, dass wir gewonnen haben“
Gleichwohl sprach er von einem „Spiel auf Augenhöhe“. Und hatte ungeachtet des letztlich klaren Erfolges über weite Strecken der Begegnung recht. Von Beginn an ging es auf beiden Seiten in hohem Tempo nach vorn, die Führung wechselte mehrfach. Niklas Prautzsch kurbelte die Angriffsbemühungen des NHV unermüdlich an, Benedikt Schmidt und Thomas Oehlrich netzten wiederholt ein und hielten die Gastgeber auf Kurs. Nach dem Seitenwechsel änderte sich am ausgeglichenen Geschehen zunächst nichts. Die Vorentscheidung begann in der 44. Minute. Freiberg ging durch einen verwandelten Siebenmeter von Björn Richter erstmals mit drei Toren in Front. Kurz danach kassierte der gut aufspielende Routinier Oehlrich seine dritte Zeitstrafe und wurde disqualifiziert. „In dieser Phase haben wir uns zu viele Fehler geleistet“, konstatierte Jungandreas. „Dadurch wurde es einfach schwierig“. Der Gegner habe dagegen konstant seine Leistung abgerufen. Die HSG ließ sich in den Schlussminuten nicht mehr beirren und verteidigte souverän den Vorsprung.
„Freiberg hat stark gespielt und verdient gewonnen“, bekannte NHV-Rechtsaußen Schmidt, mit sechs Treffern der beste Torschütze seines Teams. Die Concorden hätten weder in der Abwehr noch im Angriff den nötigen Zugriff gehabt. „Es hat die letzte Konsequenz gefehlt.“ Zuschauer Uwe Jungandreas, im Hauptberuf Trainer des Zweitligisten Dessau-Roßlauer HV und einst Coach in Freiberg, hatte ebenfalls einen „verdienten Sieg“ der Mittelsachsen gesehen, monierte aber, dass die beiden Schiedsrichter Dominic Große und Patrick Luhn „bei 50:50-Entscheidungen immer gegen Delitzsch gepfiffen haben“. Der NHV ist am nächsten Wochenende spielfrei. „Die Zeit werden wir auch ein wenig zur Erholung nutzen“, kündigte Jan Jungandreas an. Schließlich gehe es danach zehn Wochen hintereinander weiter. Das beginnt am 2. Oktober bei Einheit Plauen und endet am 11. Dezember gegen Glauchau. Anschließend geht es in eine sechswöchige Unterbrechung.
NHV: Voigt, V. Bauer, Herholc; Eulitz (2), Günther, Kürth (3/1), Baumgärtel (4), Prautzsch (4), Sowada (1), Harig, Zierau, Kalliske, Schmidt (6/2), Oehlrich (4), Brodowski (3).
© Leipziger Volkszeitung / Ulrich Milde / 20.09.2021