Handball-Oberliga: Delitzsch startet morgen gegen Aschersleben in die Saison / Gäste kommen mit hünenhaftem Torwart
Delitzsch. Die Pause war übermäßig lang. Mehr als ein halbes Jahr hat die Mitteldeutsche Handball-Oberliga ihren Spielbetrieb nicht durchführen können. Die vergangene Saison wurde, bedingt durch die Corona-Pandemie, im März abgebrochen. Der HC Burgenland wurde zum Meister und Aufsteiger in die dritte Liga bestimmt, dem punktgleichen NHV Concordia Delitzsch der Vizemeistertitel zuerkannt. Jetzt geht es endlich wieder los, die Zwangsunterbrechung ist beendet. Morgen erfolgt der Start in die neue Spielzeit. Die Concorden
haben gleich ein Heimspiel, erwarten in der Mehrzweckhalle den
HC Aschersleben. Anpfiff wird um 19 Uhr sein – und es sind sogar einige Fans zugelassen.
„Die Vorfreude ist natürlich nach so einer langen Pause groß“, sagt NHV-Chefcoach Jan Jungandreas. „Es war eine lange Vorbereitung, jetzt können es alle kaum abwarten, wieder um Punkte zu kämpfen.“ Das sieht Dmitry Filippov, Trainer der Gäste aus Sachsen-Anhalt, logischerweise genauso. „Wir sind sehr froh, dass es nach dieser langen Unterbrechung wieder los geht.“ Den Delitzschern ist es dank eines und von den Behörden genehmigten Hygienekonzepts auch gelungen, dass die Partie nicht vor leeren Rängen stattfinden wird. Immerhin 260 Zuschauer sind zugelassen.
Eine Abendkasse wird es dabei nicht geben, die Verpflegung ist komplett nach draußen verlagert. „260 Zuschauer – das ist nicht schlecht“, lobt Filippov. Ohne die Anwesenheit von Fans zu spielen „wäre auch blöd“. Allerdings sind Anhänger der Gästeteams vom Verband nicht zugelassen worden. Rein akustisch gesehen haben die Nordsachsen da schon vor dem Anwurf gewonnen.
Die Erwartungen auf Delitzscher Seite sind angesichts der überragenden vergangenen Spielzeit natürlich hoch. „Der NHV gehört auf jeden Fall zu den Favoriten“, meint der Gäste-Trainer. Eine Rolle, die Jungandreas durchaus annimmt. „Wir wollen wieder oben angreifen.“ Auch wenn jetzt, nach dieser langen Unterbrechung, „keine Mannschaft genau weiß, wo sie steht“. Eine Einschätzung, die Filippov teilt. „Wer neben Delitzsch zu den Favoriten gehört, das kann ich deshalb erst nach drei Spieltagen sagen.“
Ein Vorteil für den NHV ist, dass die Mannschaft, im Gegensatz zu früheren Jahren, weitgehend zusammengeblieben ist. Lediglich der Vertrag mit Kreisläufer Oliver Wendlandt wurde nicht verlängert. Dafür kam Max Kalliske aus Bad Neustadt, zusätzlich wurde mit Rückkehrer Georg Eulitz ein weiterer Linkshänder verpflichtet. Mit Torjäger Frank Grohmann, Steve Baumgärtel, Benedikt Schmidt und eben Eulitz dürften die Delitzscher über die wohl stärkste rechte Angriffsseite der Staffel verfügen.
Filippov jedenfalls hat Respekt vor dem NHV. „Er hat auf jeden Fall eine noch bessere Mannschaft als in der vergangenen Saison.“ Jede Position sei doppelt besetzt.
Auf Seiten der Gastgeber sind alle Spieler fit und heiß darauf, die ersten beiden Punkte einzufahren. „Wir wollen unsere Zuschauer wieder begeistern“, kündigt Jungandreas an, der, auch ein Zeichen von Kontinuität, weiter von Maik Kroke unterstützt wird. Aschersleben sei wie in jedem Jahr schwer einzuschätzen, mahnt Jungandreas. Der Gegner habe viel Erfahrung und sei eingespielt. „Sie werden auf jeden Fall wieder hochmotiviert zu uns reisen und versuchen, uns mächtig zu ärgern.“
Allerdings hat der HCA – in der vorigen Saison unterlag er in beiden Begegnungen den Delitzschern deutlich – mit Steffen Cieszynski einen wichtigen Spieler verloren. Dafür wollen die Gäste im Tor ganz hoch hinaus. Aus Stadtoldendorf wurde mit Sven Mevissen ein 2,17-Meter-Hüne verpflichtet.
Für Filippov sind die Concorden zwar der eindeutige Favorit. „Aber wir fahren nicht dorthin, um kampflos die beiden Zähler abzugeben.“ Die Erwartung sei, mindestens ein Unentschieden zu holen, ein Sieg wäre ihm natürlich lieber. Als Saisonziel gibt er den Klassenerhalt aus. Im Kader seien mehrere junge Spieler, aber auch viele Polizisten. Bei denen ist immer unsicher, ob sie an den Wochenenden zu den Spielen zur Verfügung stehen. „Der Beruf geht vor“, meint der Trainer.
Die abgelaufene Saison beendete der HCA auf dem zwölften Platz und hätte womöglich in den bitteren Apfel des Abstiegs beißen müssen. Doch wegen des Abbruchs gab es keine Absteiger. Dadurch sind statt der üblichen 14 Vereine nun 17 in der Oberliga und stehen alle vor einer Mammutsaison.
„Wo genau wir stehen, wird man nach den ersten Spieltagen sehen“, sagt auch Jungandreas und kündigt an: „Wir wollen es auf alle Fälle allen so schwer wie möglich machen.“ Das erfordere viel Einsatz aller. „Aber ich denke: Die Mannschaft ist bereit.“
Ulrich Milde ©
Leipziger Volkszeitung