Delitzschs Vincent Viehweger beim Wurf. Im Spiel gegen Suhl traf er dreimal.

Handball-Regionalligist NHV Concordia Delitzsch will nicht in die dritte Liga – auch im Falle eines Staffelsiegs. Das könnte schmerzhafte Abgänge bedeuten.

Die Entscheidung ist gefallen. Handball-Regionalligist NHV Concordia Delitzsch wird im Falle der Meisterschaft nicht in die dritte Liga aufsteigen. „Wir haben alles versucht, aber aus finanziellen Gründen ist das leider nicht möglich“, sagte Vereinsvizepräsident Sören Raab der LVZ. Tatsächlich müsste der Etat deutlich um einen sechsstelligen Betrag angehoben werden, um mithalten zu können. „Das gibt das wirtschaftliche Umfeld nicht her“, bedauerte Raab.

Er sagte, das Präsidium habe sich diesen Beschluss nicht leicht gemacht. „Wir hätten es den Spielern, Trainer Jan Jungandreas und den tollen Fans gegönnt.“ Aber „wir wollen nicht noch mal“ einen zweiten negativen Fall. Damit spielte der Vize auf den Vorgängerverein SC Concordia Delitzsch an. Der war 2005 in die erste Bundesliga aufgestiegen, um chancenlos direkt wieder abzusteigen. Das Abenteuer hatte zu erheblichen finanziellen Belastungen und letztlich 2010 zur Insolvenz geführt. Raab betonte, es werde weiter hart daran gearbeitet, die Sponsorenbasis zu verbreitern. Auch die organisatorischen Belange müssten ausgebaut werden. Gelinge dieses, sei mittelfristig die dritte Liga denkbar.

Spieler sind enttäuscht, Abgänge drohen

„Rein sportlich bin ich sehr enttäuscht“, kommentierte Chefcoach Jungandreas das Aus zum Aufstieg. Allerdings könne er die Gründe nachvollziehen. „Wir müssen das jetzt so hinnehmen.“ Das ändere aber nichts am Ziel, den Meistertitel zu erringen „Wir sind mannschaftlich geschlossen genug, dass es keinen Abbruch geben wird.“ Nun herrsche Klarheit. Mannschaftskapitän Max Amtsberg war ebenfalls nicht erfreut. Wirtschaftlicher Aspekte, „die wir als Team nicht beeinflussen können“, hätten den Ausschlag gegeben. Gleichwohl bleibe das Ziel, am Saisonende weiter auf Platz eins zu stehen. „Aus unserer Sicht ist das schade“, ergänzte Torwart Denny Alpers.

Welche Folgen das Nein haben wird, ist noch unklar. Einerseits sind Stimmung und Zusammenhalt im Kader außergewöhnlich gut. Rechtsaußen Niclas Reinhardt sprach von einem „eingeschworenen Team, wie eine Familie“. Trotzdem ist nicht auszuschließen, dass einige der von Jungandreas in neue sportliche Sphären entwickelten jungen Handballer sich Angebote von Klubs aus der dritten Liga mindestens anhören werden. Kurzum: Es drohen Abgänge.

NHV Delitzsch: Warum ein Duo vom Finanzamt so wichtig für den Verein ist

In der Partie am Samstag gegen die HSG Suhl war von Enttäuschung oder gar Resignation nichts zu spüren. Vor knapp 600 Zuschauern präsentierte der NHV sich in Galaform und fegte den Gast mit 42:21 (20:12) aus der Mehrzweckhalle. Damit bleiben die Concorden mit 24:4 Punkten Spitzenreiter. Die Thüringer dagegen sind mit 10:18 Zählern auf den drittletzten Platz abgerutscht. Deren Trainer Manuel Müller sprach von einer „Lehrstunde“ für seine Mannschaft, die sich „zu viele einfache Fehler“ erlaubt habe. Delitzsch sei eine Nummer zu groß gewesen, räumte Veljko Buhac ein. Ziel des Aufsteigers bleibe der Klassenerhalt.

„Wir haben 60 Minuten lang unser Spiel durchgezogen und nie nachgelassen“, lobte Jungandreas. Tatsächlich präsentierten sich seine Sportler nach der 27:30-Niederlage in Köthen vor einer Woche wie umgewandelt, waren in der Abwehr bissig und aggressiv, beförderten den Ball mit extrem hohem Tempo nach vorne und zeigten sich im Angriff ebenso druckvoll wie entschlossen. „Wir können sehr, sehr zufrieden sein“, meinte der Übungsleiter. Allerdings nur rein sportlich.

NHV: Neuhäuser, Alpers; Eulitz (3/3), Karl, Seifert (5), Amtsberg (8), Prautzsch (4), Eckart (5), Bielicki (2), Zierau (2), Oehlrich (2), Griehl, Hanner (4), Viehweger (3), Reinhardt (4), Teichert.

Ulrich Milde / 19.01.2025 / Leipziger Volkszeitung