Jan Jungandreas, Trainer der NHV Concordia Delitzsch, fordert klare Verhältnisse.

Das Lob kommt von allen Seiten. „Delitzsch ist der ganz große Favorit“, sagt Dusan Milicevic, Trainer des Handball-Regionalligisten SG Pirna/Heidenau. „Der NHV Concordia Delitzsch ist die beste Mannschaft der Liga“, formulieren es unisono Gonzalo Tajuelo, Coach des HC Elbflorenz II, sowie seine Kollegen David Kylisek (HC Glauchau/Meerane) und Igor Toskoski (HSV Apolda). Als „abgezockte Spitzenmannschaft“ bezeichnet Mario Schuldes (Einheit Plauen) das laut Christian Herrmann (SV Oebisfelde) „absolute Top-Team“.

Bislang ist Handball-Regionalligist aus Delitzsch diesem Ruf gerecht geworden. Das Team von Trainer Jan Jungandreas ist mit 22:2 Punkten Spitzenreiter und führt die Tabelle mit drei Zählern Vorsprung vor dem HSV Bad Blankenburg an. Die Nordsachsen haben dabei die Anerkennungshürde selbst hochgelegt. „Wir wollen Meister werden“, verkündete Torjäger und Kapitän Max Amtsberg vor Saisonbeginn. Um dann möglichst in die dritte Liga aufzusteigen.

„Unsere jungen Spieler wollen das, ich als Trainer möchte das auch“, sagte damals der Chefcoach und Jungandreas wusste, dass der Vorstand daran arbeitet, diese sportliche Zielsetzung auch mit den erforderlichen Finanzen untersetzen zu können. „Wir müssen zeitnah Nägel mit Köpfen machen“, fordert nun der Übungsleiter. Verein wie Kader brauchen Klarheit, ob der Sprung in die höhere Klasse machbar sei oder eben nicht. Schließlich wollten potenzielle Neuzugänge wissen, in welcher Staffel sie spielen werden. Die Klub-Strategie ist klar. Wenn die dritte Liga angepackt werden soll, dann um dort mittelfristig zu bleiben. „Nur mal einen kurzen Ausflug zu machen, um sang- und klanglos wieder abzusteigen, ist nicht Sinn der Sache“, hat der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Sören Raab den Kurs vorgegeben.

Dabei sieht Jungandreas sein Team für die dritte Liga generell gut gerüstet. Allerdings sei es ein Wunschdenken, das Abenteuer mit allen Sportlern anzupacken. „Das wird nicht ganz funktionieren.“ Optimistisch stimmt den 37-Jährigen das vorhandene Potenzial. Viele seiner Sportler sind Anfang bis Mitte 20, also noch nicht am Ende ihres Leistungsvermögens angelangt. Und da hat der Trainer bewiesen, dass er seine Handballer besser machen und eine Mannschaft entwickeln kann.

Es herrscht seit Jahren eine große Kontinuität, vor Saisonbeginn kamen mit Tom Hanner (rechter Rückraum) und Dominik Eckart (Rechtsaußen) zwei wichtige Mosaiksteine hinzu. Jungandreas kann auf eine breite Bank („eine entscheidende Stärke“) zurückgreifen, Spielern eine Pause verordnen, ohne einen Qualitätsverlust hinnehmen zu müssen.

Das Konzept der Concorden basiert auf einer zupackenden und schwer bezwingbaren Abwehr vor den beiden Keepern Max Neuhäuser und Denny Alpers. Die Delitzscher Defensive hat bislang 295 Gegentreffer zugelassen, Bestwert der Staffel. Die Offensive liegt mit 368 Treffern auf Rang drei. Weiteres Markenzeichen ist das hohe Tempo, mit dem Angriffe nach vorne getragen werden.

Zwei Schwachpunkte hat der Mann an der Seitenlinie trotz des bislang überragenden Saisonverlaufs ausgemacht. Es fehlte gelegentlich die Konstanz über die kompletten 60 Minuten. „In zwei, drei Spielen sind wir ein bisschen in den Verwaltungsmodus gekommen.“ So verkürzte etwa der HC Aschersleben nach einem Neun-Tore-Rückstand auf drei Treffer. Allerdings legte der NHV dann zu und fuhr einen letztlich ungefährdeten 30:19-Auswärtserfolg ein. Zudem wurden von 44 Strafwürfen nur 30 verwandelt, also 68,2 Prozent. „Das ist nicht zufriedenstellend“, meint der Trainer. In engen Begegnungen könne das bedeutsam sein. Ligaweit beträgt die Quote 76,4 Prozent.

Da der NHV die Favoritenrolle angenommen hat, stehen die Chancen auf den Titel nach Einschätzung von Beobachtern gut. Womöglich wird die Entscheidung erst am Saisonende fallen. Am 12. April steht die Partie beim Dritten in Pirna an. Am 10. Mai geht es nach Bad Blankenburg zum Tabellenzweiten. „Aber bis dahin müssen wir unsere Hausaufgaben machen“, mahnt Jungandreas. „Es darf vorher kein Schlendrian einziehen.“ Auch nicht beim Auftakt im neuen Jahr. Am 10. Januar geht es zum letzten Duell der Hinrunde zur HG Köthen.

Ulrich Milde / 09.01.2025 / Leipziger Volkszeitung