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Co-Trainer Sven Griehl ist einer der leisen Erfolgsfaktoren beim Titelkandidaten NHV Concordia Delitzsch. Der 48-Jährige ist Bindeglied zwischen jüngeren und älteren Spielern und schützt auch mal Chefcoach Jan Jungandreas vor dessen eigenem Temperament.
Delitzsch. Es war die 37. Minute im Auswärtsspiel des NHV Concordia Delitzsch beim SV Oebisfelde am vorigen Wochenende. Jan Jungandreas, Chefcoach des Handball-Regionalligisten NHV Concordia Delitzsch, war mit einer Schiedsrichterentscheidung nicht zufrieden und diskutierte mit einem der beiden Unparteiischen. Bevor es zu heftig wurde, schritt Co-Trainer Sven Griehl ein und zog Jungandreas zurück auf die Bank. Gefahr erkannt, Gefahr der gelben Karte oder gar Zeitstrafe gebannt.
„Er muss mich während der Spiele schon gelegentlich ein wenig bremsen“, räumt der stets engagiert an der Seitenlinie auf und ab laufende Übungsleiter ein und kann nicht ausschließen, dass es eine Wiederholung an diesem Samstag geben wird. Dann empfangen die Nordsachsen zum nächsten Punktspiel den EHV Aue II. Der Anpfiff in der Mehrzweckhalle erfolgt um 19 Uhr. Als Co-Trainer hat Sven Griehl natürlich deutlich mehr Aufgaben, als seinen Chefcoach — und die Mannschaft — vor dessen Temperament zu schützen .
Die vielen Rollen des Sven Griehl
So ist er das Bindeglied zwischen jungen und älteren Sportlern — ein bisschen „wie ein Seelsorger“, sagt er schmunzelnd. Was daran liegt, dass der 48-Jährige zwölf Jahre lang beim VfB Eilenburg erfolgreich Jugendmannschaften verantwortete. Sein Wechsel nach Delitzsch zur Saison 2021/22 „war von langer Hand geplant“, erinnert er sich. Einige seiner Spieler waren zu talentiert, hatten höhere Ziele und schlossen sich ebenfalls dem NHV an. „Um sich weiterzuentwickeln“, sagt Griehl.
Ansonsten kümmert er sich im Trainingsbetrieb „um alles, was anfällt“, von der Betreuung individueller Übungen über die Analyse des nächsten Gegners bis hin zur Unterstützung der medizinischen Betreuung und der Belastungssteuerung. Auch in den Partien „ist er für mich extrem wichtig“, berichtet Jungandreas über den nahezu permanenten Austausch. „Zwei Meinungen sind immer gut.“
Griehl ist nicht der Typ für die erste Reihe
Griehl fühlt sich jedenfalls in seinen Rollen pudelwohl. Ambitionen, als Cheftrainer zu arbeiten, hat er zumindest derzeit nicht. „Ich bin nicht der Typ, der in der ersten Reihe stehen muss.“ Hinzu komme, dass seine berufliche Tätigkeit ihn stark beanspruche. Er ist Ergotherapeut und betreibt in Delitzsch eine eigene Praxis.
Überhaupt sind die Concorden auf der Trainerseite gut aufgestellt. Felix Herholc, langjähriger Torwart des Teams, beschäftigt sich regelmäßig mit den Schlussmännern Denny Alpers, Max Neuhäuser und Axel Ramos Schwirtz. „Felix bringt ganz viel Wissen mit, davon profitieren wir“, sagt Jungandreas. Um die Athletik kümmert sich seit dieser Spielzeit Benedikt Schmidt, zuvor torgefährlicher Rechtsaußen. Seine Arbeit sei logischerweise nicht immer bei den Spielern beliebt. Aber sie „wird sich im Laufe der Saison bezahlt machen“, ist Jungandreas überzeugt. Delitzsch ist bekannt und bei den Gegnern gefürchtet für ausgesprochen gute Fitness.
Das soll sich auch gegen Aue auswirken. Einen Verein, den Sven Griehl gut kennt. „Wir hatten beispielsweise mit der Eilenburger D-Jugend mit Aue ein gemeinsames Trainingslager.“ Griehl sieht den NHV als verlustpunktfreien Spitzenreiter gegen das Schlusslicht natürlich in der Favoritenrolle. An der jetzigen guten Ausgangslage „hat er einen großen Anteil“, lobt Jungandreas. „Aber wir müssen über 60 Minuten voll konzentriert sein“, mahnt sein Vize. „Wenn wir in der Abwehr unsere Hausaufgaben machen, wird es sehr schwer, gegen uns Tore zu erzielen.“ Im Übrigen „müssen wir nicht drum herumreden: Unser Ziel ist der Meistertitel.“
Ulrich Milde / 24.10.2024 / Leipziger Volkszeitung