Auf gleich sechs Spieler musste Trainer Jan Jungandreas verzichten und sein Team gehörig umbauen. Gott sei Dank erwischten Niklas Reinhardt und Benedikt Schmidt auf teils fremden Positionen einen Sahnetag.
Er machte aus der Not eine Tugend. Da musste Handball-Oberligist NHV Concordia Delitzsch in der Heimpartie gegen den SV Hermsdorf auf Denny Alpers, Max Amtsberg, Georg Eulitz, Jacob Griehl, Max Kalliske und Yves Voigtländer verzichten, die verletzt oder im Urlaub waren. Niklas Zierau stand angeschlagen auf der Platte. Trainer Jan Jungandreas war also zu Umstellungen gezwungen, setzte auf eine Startformation, die so bislang kaum aufgelaufen war und holte zudem fünf Sportler aus der eigenen Sachsenliga-Mannschaft in den Kader. Das Kalkül ging auf: Die Nordsachsen gewannen gegen den designierten Absteiger am Samstag in eigener Halle deutlich mit 32:21 und bleiben mit 32:6 Punkten Tabellenführer SV 04 Plauen-Oberlosa (34:4) dicht auf den Fersen.
Improvisationskünstler Jungandreas verschob Kreisläufer Niklas Seifert in den linken und Niklas Reinhardt in den rechten Rückraum. Seine eigentliche Rolle als Rechtsaußen ging an Benedikt Schmidt. Beide entwickelten extreme Torgefahr, waren mit zusammen 21 Treffern die erfolgreichsten Schützen des Abends. „Es macht Spaß, auch mal eine andere Rolle zu spielen“, kommentierte Reinhardt, der vom Fanclub Loberhaie zum Man of the Match gekürt wurde. „Manchmal läuft es einfach.“
Aber auch die Aktiven aus der B-Mannschaft – Boris Teichert, Max Beyer, Benet Bauer, Tobias Karl und Malte Wächter – überzeugten. In der Schlussphase standen sie gemeinsam auf dem Parkett und machten deutlich, dass der NHV viele ambitionierte Handballer hat, die bald dauerhaft reif für das Oberliga-Team sein könnten. „Gerade unsere jungen Leute haben das gut gemacht“, freute sich Routinier Schmidt. „Ich hatte nicht mit so viel Einsatzzeit gerechnet‘“, gestand der zweifache Torschütze Beyer. Er hatte bis 18 Uhr noch gearbeitet, war eine halbe Stunde später in der Mehrzweckhalle, um auszuhelfen. „Tolles Engagement“, lobte Jungandreas.
Die neu formierten Concorden erwischten dabei einen schlechten Start. Die Gäste zogen auf 0:3 davon. Aber der NHV kämpfte sich rasch zurück und ging durch Vincent Viehweger in der zwölften Minute mit 4:3 in Führung. Der Vorsprung wurde zunächst ausgebaut, doch eine Reihe von Fehlpässen und unkonzentrierten Abschlüssen ließen die Thüringer bis zum Halbzeitstand von 13:11 für die Gastgeber wieder herankommen.
Im zweiten Abschnitt drehte Delitzsch auf und zog davon. Jungandreas, der in der Halbzeitpause die Defizite angesprochen hatte, registrierte, dass nun die Positionsangriffe gelangen. Zudem fing die gut stehende Deckung zahlreiche Pässe der Mannschaft aus dem durch das Autobahnkreuz bekannten Städtchen ab. Ein schneller Gegenangriff nach dem anderen war die Folge. Die Taktik der Gäste, bei eigenen Angriffen den Schlussmann herauszunehmen, um in der Offensive Überzahl zu haben, ging nicht auf. Von fünf Wurfversuchen ins leere Tor gelangen dem NHV fünf Tore.
„Wir haben zu viele Fehler gemacht“, bemängelte Hermsdorfs Hüne Oleksandr Petrov. Der gute Hermsdorfer Keeper Torge Dunst gestand die verdiente Niederlage, sprach aber von einem „großen Leistungssprung“ seines Teams gegenüber den vergangenen Partien. Gleichwohl räumte Mario Kühne, der in der Woche aus beruflichen Gründen sein Amt als Cheftrainer an seinen Vize Tobias Högel übergeben hatte und nun selbst als Co fungiert, dass Hermsdorf (5:33 Punkte) für die Thüringenliga plane. „Wir sind gefühlt zehnmal ab- und aufgestiegen und werden das auch ein elftes Mal schaffen.“
NHV: Neuhäuser, Bauer; Karl, Seifert (4), Prautzsch (1), Bielicki, Zierau, Schmidt (10/3), Oehlrich, Beyer (2), Viehweger (2), Wächter, Reinhardt (11), Teichert (2).
Ulrich Milde / 18.02.2024 / Leipziger Volkszeitung