Artikel anhören • 4 Minuten
Schon zur Pause hatten sich die Nordsachsen eine komfortable Führung erarbeitet – und konnten sich dabei auch auf einen argentinischen Debütanten im Tor verlassen.
Delitzsch. Was für ein Debüt! Beim Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch musste Torwart Denny Alpers kurzfristig erkrankt passen. Dafür rutschte Axel Ramos Schwirtz am Samstag für die Partie gegen den HC Elbflorenz II in den Kader. Der Argentinier feierte seinen Einstand auf dem Parkett bereits in der vierten Minute. Eingewechselt für Stammkeeper Max Neuhäuser, parierte der 20-Jährige einen Siebenmeter von Henrique Bihastre. Und da sich Geschichte gelegentlich wiederholt, entschärfte Ramos Schwirtz in der achten Minute gleich den nächsten Strafwurf der Gäste.
„Das ist unglaublich“, strahlte der Schlussmann nach dem Abpfiff, „besser geht so ein Start nicht.“ Er trug seinen Teil dazu bei, dass die Concorden den Gast mit 34:31 zurück in die Elbmetropole schickten und nach der letzten Begegnung der Hinrunde mit 22:6 Punkten nur zwei Zähler hinter Tabellenführer SV 04 Plauen-Oberlosa mit an der Spitze liegen. „Wenn mir das jemand vor Saisonbeginn angeboten hätte, dann hätte ich das sofort genommen“, kommentierte der zufriedene NHV-Trainer Jan Jungandreas den Verlauf der ersten Serie. „Wir spielen nicht perfekt, wir sind keine Übermannschaft, aber wir machen extrem viel aus unseren Möglichkeiten“ – und das mit einem verhältnismäßig kleinen Kader.
Auch Nasenbeinbruch kann Max Amtsberg nicht stoppen
So wurde Max Amtsberg nach seinem Nasenbeinbruch, zugezogen im vorigen Monat beim HC Glauchau/Meerane, nur zu den Strafwürfen eingewechselt. Die verwandelte der Torjäger allesamt souverän. Vincent Viehweger saß angeschlagen auf der Bank, Yves Voigtländer fällt weiterhin nach seinem Kreuzbandriss aus. „Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wieder voll angreifen kann“, sagte Amtsberg, dessen Wurfgewalt aus dem Rückraum fehlt.
Gegen Dresden präsentierten sich die Delitzscher mit Höhen und Tiefen. „35 Minuten lang haben wir richtig, richtig gut gespielt“, stellte Jungandreas fest. Die Abwehr packte zu und nahm die Zweikämpfe an, im Positionsangriff herrschte jede Menge Bewegung. Damit kam das Perspektivteam des Zweitbundesligisten überhaupt nicht zurecht. „Wir waren da nicht clever“, meinte HC-Coach Gonzalo Tajuelo. „Unsere erste Hälfte war super“, fand NHV-Rechtsaußen Benedikt Schmidt, der sich zu seinem 33. Geburtstag am Spieltag mit drei Treffern selbst beschenkte. Mit 20:10 ging es nach dem Halbzeitpfiff in die Pause.
„Ein bisschen nachlässig und schludrig“
Im zweiten Abschnitt „haben wir einen guten Job gemacht“, sagte Henrique Bihastre. Der Außenspieler war mit elf Toren der treffsicherste Akteur des Abends und einer der Garanten für eine furiose Aufholjagd der Elbestädter. „Wir haben mehr Disziplin gezeigt“, begründete Tajuelo, warum sein Team den klaren Rückstand auf drei Tore verkürzen konnte, ohne letztlich die Überraschung zu schaffen.
Delitzschs Schmidt führte das Nachlassen der Nordsachsen auf „viele Unstimmigkeiten“ gerade in der Defensive zurück. Laut Jungandreas ist seine Mannschaft „ein bisschen nachlässig und schludrig“ aufgetreten. Zudem gelang es Elbflorenz, mit einer offensiven Deckung den Heimverein aus dem Rhythmus zu bringen. Es schlichen sich Fehlpässe und Schrittfehler ein. Zudem holten sich die Concorden in diesem Abschnitt sieben Zeitstrafen ab, der HCE keine. 14 Minuten lang waren die Gastgeber also in Unterzahl. „Aber in der entscheidenden Phase kurz vor Schluss haben wir wichtige Tore erzielt“, beschwichtigte Schmidt.
Ein weiterer Sieger des Abends ist der NHV-Nachwuchs. Er bekommt 500 Euro. Das ist der Erlös der von Sven Hühnerbein initiierten Versteigerung eines Trikots (mit Unterschriften seiner Mitspieler) des früheren langjährigen Torwarts Carsten Ohle, das an das Mobau Bauzentrum Halle ging.
NHV: Neuhäuser, Ramos Schwirtz; Eulitz (6), Seifert (4), Prautzsch (2), Bielicki (6), Zierau (3), Kalliske, Schmidt (3), Oehlrich, Griehl, Beyer, Viehweger, Reinhardt (4), Amtsberg (6/6)
10.12.2023 / Ulrich Milde / Leipziger Volkszeitung