„Mit jugendlicher Unbekümmertheit dagegenhalten“: Spitzenreiter NHV Concordia Delitzsch empfängt am Sonnabend den Aufstiegsfavoriten SV 04 Plauen-Oberlosa. Die Gäste kommen mit einigen Ex-Zweitligaspielern.
Mehr geht nicht. Es ist das Spiel aller Spiele in der Mitteldeutschen Handball-Oberliga, der Knaller schlechthin. Der NHV Concordia Delitzsch, der Spitzenreiter, empfängt am Sonnabend den direkten Verfolger, den Tabellenzweiten SV 04 Plauen-Oberlosa. Der Anpfiff erfolgt dieses Mal eine halbe Stunde später als gewöhnlich, um 19.30 Uhr. Zuvor findet in der Mehrzweckhalle eine Turnveranstaltung statt.
„Wir sind voller Vorfreude auf dieses Spitzenspiel“, sagt Gäste-Trainer Ladislav Brykner. „Dafür spielen wir schließlich Handball.“ Sein Delitzscher Gegenüber Jan Jungandreas sieht das ähnlich. „Die Freude meiner Mannschaft auf diese Begegnung ist sehr groß.“ Das habe sich sein Team in den bisherigen elf Saisonspielen auch erarbeitet.
Exzellente Arbeit von Jungandreas
Die Ausgangslage ist klar: Gewinnen die Concorden, die momentan 19:3 Punkte aufweisen, oder holen sie ein Remis, dann bleiben sie auf dem Platz an der Sonne. Die Vogtländer haben 17:3 Zähler, wären bei einem Erfolg in der nordsächsischen Fremde dann vorn. Plauen hat ein Spiel weniger ausgetragen.
Dass der NHV momentan von oben herab auf alle anderen 15 Vereine der Staffel blickt, ist schon ein klein wenig überraschend, zeugt aber von der exzellenten Arbeit von Jungandreas. Erwartet war, dass der SV 04 die Liga dominiert. Der Klub hat sich die Meisterschaft vorgenommen. „Wir wollen den Aufstieg in die dritte Liga schaffen und tun alles dafür“, betont Brykner, ein früherer tschechischer Nationalspieler. „Plauen ist der Favorit schlechthin“, gibt auch Jungandreas zu.
Max Amtsberg fehlt
Die Vereinsverantwortlichen haben dafür jede Menge investiert. Der Kader wurde deutlich aufgerüstet. So kam für die Rechtsaußen-Position Miroslav Nedoma vom Drittligisten aus Schwerin. Vom HC Burgenland, dem Aufsteiger in die dritte Liga, wechselte Florian Pfeifer. Der 1,92 Meter große Rückraumschütze gilt als Führungsspieler und war früher Kapitän des Zweitligisten Dessau-Roßlauer HV. Vom Zweitligisten EHV Aue verpflichtete Plauen Kapitän Kevin Roch und Nico Schneider. „Der SV hat sich deutlich verstärkt und ist auf jeder Position doppelt gut besetzt“, zollt Jungandreas Respekt.
Es werde also ein „große Herausforderung“, meint der Coach. Zumal das Fehlen von Max Amtsberg die Aufgabe nicht leichter mache. Der Torjäger hatte sich bei Glauchau/Meerane einen Nasenbeinbruch zugezogen. „Wenn er ausfällt, sind andere gefordert wie Niklas Zierau“, meint Brykner, für den es keine Überraschung ist, dass die Gastgeber oben mitmischen. „Sie bestätigen damit den längerfristigen Trend.“ Folglich „müssen wir uns gut auf die Mannschaft einstellen.“ Somit auch auf die starke Delitzscher Defensive um Thomas Oehlrich, „gegen den ich in der Zweiten Liga für Aue noch gespielt habe“.
Das Torwarttrikot von Carsten Ohle, der bis 2004 das Delitzscher Gehäuse hütete, wird bis zum 8. Dezember online versteigert.
Trikot wird versteigert
Doch auf der anderen Seite „wissen auch wir um unsere Stärke“, sagt Jungandreas. „Der Herausforderung wollen und werden wir uns stellen.“ Es werde darauf ankommen, mit der jugendlichen Unbekümmertheit gegenzuhalten. Dabei sei es wichtig, das Tempospiel der Gäste so weit wie möglich zu unterbinden.
Der Übungsleiter setzt auch auf das Publikum. „Ich hoffe, dass wir eine gewaltige Unterstützung haben werden.“ Der bisherige Saisonrekord von 520 zahlenden Zuschauern (aufgestellt gegen Staßfurt) dürfte überboten werden. Da werden Erinnerungen an alte Delitzscher Zweitligazeiten wach, als regelmäßig über 1000 Fans in die Halle strömten. Als Reminiszenz versteigert der NHV das Torwarttrikot von Carsten Ohle, der bis 2004 das Delitzscher Gehäuse hütete. Das Besondere dabei: Der Pullover ist mit den Unterschriften seiner Mitspieler versehen – darunter die von Silvio Heinevetter und Lars Kaufmann.
Ulrich Milde / Leipziger Volkszeitung / 17.11.2023