„Ein, zwei Fehler zu viel“: Trotz eines starken Auftritts verliert der NHV Delitzsch in Plauen. Der Ausfall zweier Leistungsträger und ihre kräftezehrende Spielweise machte den Gästen zu schaffen.
Delitzsch/Plauen. Es war eine beeindruckende Serie. Zehn Spiele lang war Handball-Oberligist NHV Concordia Delitzsch ungeschlagen, kämpfte sich auf den dritten Rang vor. Doch am Abend des 1.-Mai-Feiertages fand der Lauf ein nicht unerwartetes Ende: Der Tabellenzweite SV 04 Plauen-Oberlosa behielt in der eigenen, ausverkauften Halle mit 31:28 (15:13) die Oberhand. Während die Gastgeber mit ihren nunmehr 42:12 Punkten die Minimalchance auf den Meistertitel wahrten (Spitzenreiter HC Burgenland hat 46:6 Zähler), fielen die Nordsachsen (36:18) auf den fünften Rang zurück.
„Es hat Spaß gemacht, es war eine Partie auf Top-Niveau“, kommentierte SV-Trainer Ladislav Brykner den Ausgang. „Beide Mannschaften haben alles investiert.“ Sein Delitzscher Gegenüber war ebenfalls von der spannenden, temporeichen und hart umkämpften Begegnung angetan. „Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Spieler“, sagte Jan Jungandreas. Während Plauen in Bestbesetzung antreten konnte, musste der NHV auf zwei wichtige Akteure verzichten. Kreisläufer Thomas Oehlrich hatte Dienst bei der Polizei, Max Amtsberg fällt wegen einer Knieverletzung für den Rest der Spielzeit aus.
Rückraum-Schütze schmerzlich vermisst
Damit fehlte dem Team der Schütze aus dem Rückraum, der in 23 Spielen 143 Treffer erzielt hatte und die interne Torjägerliste mit weitem Abstand anführt. Georg Eulitz, die Nummer zwei, hat bislang 114 Mal eingenetzt. „Man hat schon gemerkt, dass Amtsberg nicht mitmachen konnte“, räumte der Plauener Sebastian Naumann ein. Der NHV, lobte der Rechtsaußen, habe eine „richtig coole Mannschaft“.
Und die verkaufte sich im Vogtland ausgesprochen gut. Im Angriff suchten Niklas Prautzsch, Niklas Zierau, Yves Voigtländer und Georg Eulitz permanent die 1:1-Situationen und setzten sich wiederholt durch. Überragend dabei Zierau. Er war von der Plauener Defensive kaum zu stoppen und mit neun Treffern bester Delitzscher Werfer. Bereits zwei Tage zuvor beim 34:26-Erfolg über den HC Glauchau/Meerane hatte der 22-Jährige seine derzeit überragende Form demonstriert (sieben Tore). Max Kalliske erwies sich in der Abwehr als würdiger Vertreter von Oehlrich.
Zehrende Spielweise führt zu Fehlern
Doch diese Offensiv-Spielweise ist kräftezehrend. Fast folgerichtig führte das in entscheidenden Phasen zu dem einen oder anderen technischen Fehler. Das nutze der Drittliga-Absteiger konsequent aus. Zwar lief er in der ersten Halbzeit lange einem knappen Rückstand hinterher, doch in den letzten fünf Minuten warfen die Hausherren einen knappen Vorsprung heraus. Mit 15:13 ging es in die Kabine.
Im zweiten Abschnitt ein ähnliches Bild. Die Gäste kämpften sich immer wieder heran, doch im Endspurt setzte Plauen sich dann doch durch. „Da haben wir einige Delitzscher Fehlpässe ausgenutzt“, kommentierte Franz Schauer. „Wir waren ein bisschen besser“, ergänzte Naumann. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht, nur ein, zwei Fehler zu viel“, meinte Zierau. Es sei schon ein wenig traurig, „dass wir hier nicht gepunktet haben“.
In der Saison 2023/24 dürfte es ein Wiedersehen der beiden Vereine geben. Plauen will dann zurück in die dritte Liga. „Hoffentlich klappt das“, sagte Schauer. Aber zuvor muss auch die Hürde NHV Concordia Delitzsch genommen werden. Ob man sich dort auch eines Tages mit einem Aufstieg beschäftigt?
NHV Delitzsch: Neuhäuser, Alpers; Eulitz 4, Günther, Prautzsch 1, Müller, Zierau 9, Kalliske 2, Schmidt 1/1, Griehl 1/1, Viehweger 1, Reinhardt 6, Brodowski, Teichert, Voigtländer 3.
02.05.2023 / Ulrich Milde / Leipziger Volkszeitung