Steve Baumgärtel vom NHV Concordia Delitzsch feierte Abschied mit drei Siegen
Von Ulrich Milde
Steve Baumgärtel blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück.foto: Alexander Prautzsch
Delitzsch. Es war ein Abschied nach Maß. Nach drei Siegen in Folge (30:23 in Jena, 35:25 gegen den Meister aus Halle, 27:24 in Freiberg) hängte mit Steve Baumgärtel eine der tragenden Säulen des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch vor wenigen Wochen die Schuhe endgültig an den berühmten Nagel. „Ich bin jetzt 38 Jahre alt, da gibt es nicht viele Handballer, die noch höherklassig spielen“, sagt der Routinier und freut sich darauf, nun an an den Wochenenden „nicht mehr in Sporthallen zu sein“, sondern andere Aktivitäten unternehmen zu können. Beim Trainingsauftakt heute ist der Routinier nicht mehr dabei.
Viele sportliche Stationen
Der 1,91 Meter lange Riese im linken Rückraum kann dabei auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Geboren in Frankfurt an der Oder, fing er beim dortigen ESV früh mit dem Handball an, wechselte später erst nach Cottbus, dann nach Dessau, spielte jahrelang in der zweiten Bundesliga. So auch in der Saison 2009/10, da für Concordia Delitzsch. Das Team um Trainer Uwe Jungandreas belegte den fünften Platz, die Spielbetriebsgesellschaft musste allerdings anschließend Insolvenz anmelden, der Verein wurde aufgelöst. „Ich war sehr traurig, dass es damals in Delitzsch nicht weiterging.“ Der Linkshänder wechselte mit mehreren Mitspielern zum DHfK Leipzig und stieg mit dem Klub in die zweite Bundesliga auf. Zwei Jahre lief er für Groß-Bieberau auf, um 2015 nach Leipzig zurückzukehren, zur SG LVB. Als in der Saison 2018/19 beim Bundesligisten DHfK Personalnot herrschte, sprang Baumi ein und kam zu insgesamt sechs Partien im Oberhaus: „Das waren geile Erlebnisse.“
Rückkehr nach Delitzsch
2019 kehrte er nach Delitzsch zurück. „Das ist ein Zeichen, dass es mir hier gefallen hat.“ Er übernahm, wie vorgesehen, gleich eine Führungsrolle. Er wurde zum Denker und Lenker in der Halle, beschleunigte das Spiel, wenn es angebracht war, beruhigte es, wenn es nötig war, strahlte Torgefahr aus. Er war der verlängerte Arm von Trainer Jan Jungandreas. In dieser jetzt beendeten Spielzeit war Baumgärtel verletzungsbedingt oftmals so etwas wie ein heimlicher Co-Trainer. „Die Zusammenarbeit mit Jan Jungandreas war super.“ Ob er später die Trainerlaufbahn einschlagen wird, steht noch nicht fest. Was die sportliche Zukunft bringen wird, weiß er noch nicht. „Ich werde im Herbst sehen, ob mir was fehlt“, sagt er schmunzelnd. Zwischenzeitlich hält er sich mit Krafttraining und Laufen fit.
Ärger über Platzierung
Der lange Blonde im rechten Rückraum war stets ein ehrgeiziger Spieler. Deshalb ist er mit dem dritten Platz, den der NHV jetzt belegte, nicht zufrieden. „Bei mir persönlich überwiegt definitiv der Ärger, nicht die Freude über die Platzierung.“ Denn es wäre aus seiner Sicht mehr drin gewesen. Die Vorrunde beendeten die Delitzscher punktgleich mit Tabellenführer Köthen auf dem zweiten Rang. Doch die Rückrunde fiel coronabedingt aus. Dafür gab es eine Playoff-Runde der besten acht Teams, wobei die Ergebnisse gegeneinander aus der Vorrunde mitgenommen wurden. Mit der Folge, dass der NHV mit sechs Minuspunkten in diese Entscheidungsspiele ging und nur zwei Heim-, aber fünf Auswärtspartien hatte. „Diese Regelung war suboptimal“, meint Baumgärtel. Die lange Pause zwischendurch tat ein Übriges. Die Concorden kamen in den Playoffs schwer in Tritt. Das von Baumi ausgegebene Ziel, Meister zu werden, wurde nicht geschafft.
Spannung in Oberliga-Saison
Die neue Oberliga-Saison wird seiner Meinung nach sehr spannend. Mit Plauen-Oberlosa und Burgenland sind zwei Mannschaften aus der dritten Liga abgestiegen, „die bestimmt wieder nach oben wollen“. Halle, Köthen und Pirna „sind bestimmt nicht schwächer geworden“. Für den NHV hält er somit eine Platzierung zwischen den Rängen fünf bis acht für realistisch. „Dazu gibt es immer ein, zwei Überraschungsmannschaften.“ Könnte auch Delitzsch dazuzählen? Das hält er nicht für ausgeschlossen. Schließlich gebe es im Kader viele junge Spieler, „die Potenzial haben“.
Wenn die neue Saison startet, „werde ich sicherlich mal in Delitzsch vorbeischauen“, verspricht er und denkt gerne auch an das tolle Publikum zurück und die familiäre Atmosphäre im Verein. „Das sollte der NHV unbedingt bewahren“, rät er.