Niclas Reinhardt möchte gerne weiter in Delitzsch spielen. © Alexander PrautzschAnzeige
Es sieht zumeist sehr spektakulär aus. Wenn Niclas Reinhardt von der Rechtsaußen-Position aus auf das gegnerische Tor wirft, dann fliegt er in den Torraum, liegt fast waagerecht in der Luft – und trifft in aller Regel auch. Die Oberliga-Handballer des NHV Concordia Delitzsch freut das selbstredend.
Delitzsch. „Das habe ich mir in der Jugend so angewöhnt“, sagt der Spieler des Handball-Oberligisten, der gerade seine ersten beiden Partien für das Team absolviert hat. Eine Eigenart, die mehr der Not gehorchend entstand. Denn Reinhardt ist, wie 90 Prozent aller Menschen weltweit, Rechtshänder. Und die werden in der Regel als Linksaußen aufgestellt.Anzeige
Doch da bei den Concorden der etatmäßige Rechtsaußen und Torjäger Benedikt Schmidt, ein Linkshänder, krankheitsbedingt für die vergangenen zwei Begegnungen das Handtuch werfen musste, stellte Trainer Jan Jungandreas den 19-Jährigen auf, der im Oktober zum Verein stieß. Und der Coach bereute seine Entscheidung nicht. Reinhardt erzielte sowohl bei 27:24-Erfolg beim HSV Bad Blankenburg als auch beim 23:20-Triumpf über den HC Glauchau/Meerane sechs Treffer. Letzteres brachte ihm den vom Fanclub Loberhaie verliehenen Titel Man of the Match ein.
Beinahe wäre dem Handball ein bemerkenswertes Talent verloren gegangen. Denn Reinhardt, der in Cottbus aufwuchs, spielte früher Fußball und wollte mit diesem Schwerpunkt auf die Sportschule wechseln. Das klappte nicht, folglich sattelte er auf Handball um. Und musste als Rechtsaußen beginnen, wo er sich seine Spielweise aneignete „die es den Torhütern schwer macht, zu erkennen, in welche Ecke ich werfen will“. Nach zwei Jahren wurde Reinhardt dann auch als Linksaußen nominiert. „Das ist schon mein Vorteil, dass ich beide Positionen spielen kann.“ Zuletzt war er für Cottbus in der A-Jugend-Bundesliga aktiv.
Zeichen stehen auf Verlängerung
Im vorigen Herbst kam er nach Leipzig, um sein Lehramtsstudium aufzunehmen (Sport und Informatik). Zwar schaute Reinhardt sich auch in der Messestadt um, doch so richtig sagte ihm dort keiner der Vereine zu. NHV-Routinier Steve Baumgärtel, der aus seiner Cottbuser Zeit gute Kontakte dorthin unterhält, wurde auf Reinhardt aufmerksam und vermittelte ihn nach Delitzsch, wo es ihm „sehr gut“ gefällt. Das Eingewöhnen erleichtert hat ihm, dass auch andere der „jungen Wilden“ des NHV das Lehramtsstudium aufgenommen habe: Boris Teichert, Yves Voigtländer und Malte Wächter.
Reinhardt gibt als Hobby den Sport an. Volleyball, Fußball und Windsurfen gehören zu seinen bevorzugtesten Freizeitaktivitäten. „Aber klar ist, dass meine oberste Konzentration dem Studium gilt.“ Gerade hat er sich für das zweite Semester eingetragen. Aber auch vom Handball kann er nicht genug bekommen. Zunächst wurde Reinhardt in der zweiten Mannschaft aufgebaut, um Spielpraxis im Herrenbereich zu erhalten. Daneben hat er noch ein Zweitspielrecht für Cottbus und läuft, sofern seine Zeit es zulässt, in der Brandenburg-Liga auf. Bei den Concorden hat er einen Vertrag bis zum Saisonende. Die Zeichen dürften auf Verlängerung stehen. „Ich möchte gerne weiter in Delitzsch spielen“, sendet Reinhardt erste Signale an den Verein.
Ulrich Milde Leipziger Volkszeitung 24.03.2022