Aufgrund einiger Ausfälle spielen sich beim NHV Concordia Delitzsch zur Zeit die Talente in den Vordergrund. © Alexander Prautzsch
Beim Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch haben sich einige Talente erstaunlich entwickelt. In den Play-Offs scheint für die Mannschaft so ziemlich alles möglich zu sein.
Delitzsch. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ginge es für die Oberliga-Handballer des NHV Concordia Delitzsch um wenig. Schließlich haben sich die Nordsachsen durch einen 27:24-Erfolg beim HSV Bad Blankenburg am vergangenen Wochenende bereits einen Platz unter den ersten acht Mannschaften gesichert, sind also in den Play-Offs dabei und kämpfen um den Meistertitel. Doch die Spieler um Trainer Jan Jungandreas bereiten sich mit der gewohnten Ernsthaftigkeit auf die Heimpartie gegen den HC Glauchau/Meerane vor, die am Sonnabend um 19 Uhr angepfiffen wird.https://538db21b8303ce094a39efbbd9cb8eb9.safeframe.googlesyndication.com/safeframe/1-0-38/html/container.htmlAnzeige
Locker angehen lassen – „darauf hat keiner der Jungs Bock“, berichtet der Coach. „Wir wollen uns auch nicht nachsagen lassen, ein Spiel abzuschenken.“ Obendrauf kommt, dass die Gäste, mit 10:12 Zählern derzeit auf Rang zehn liegend, noch Chancen haben, in die Play-Offs zu rutschen. Und wenn die losgehen, dann werden die zuvor erzielten Ergebnisse in den direkten Duellen mitgenommen. Zwei Punkte sind für den NHV also Pflicht. Schließlich hat Routinier Steve Baumgärtel bereits das Ziel ausgegeben, Meister zu werden.
Glauchaus Trainer Oliver Pflug sieht das zumindest ähnlich. „Der NHV hat sicherlich alle Chancen, unter den ersten drei Mannschaften anzukommen.“ Köthen (zurzeit Tabellenführer vor den Concorden) und Halle (Platz vier) hätten noch wichtige Spiele gegen Teams, die ebenfalls in den Play-Offs vertreten sein dürften, begründet Pflug. Da nehmen sie sich gegenseitig Punkte weg. „Je nach Verlauf der Spiele verbessern sich die Chancen für Delitzsch noch mehr“, vermutet Pflug.
„Tatsächlich erstaunlich“
Seine Mannschaft hat am vergangenen Wochenende Grün-Weiß Wittenberg mit 28:21 geschlagen. „Der Sieg war für uns sehr wichtig und zeigt, dass der Klassenerhalt machbar ist“, so der Coach, der davon ausgeht, in den Play-Downs dabei zu sein. Die dort anstehenden Partien „werden mit steigendem Druck jedoch nicht einfacher und wir müssen hoffen, dass uns keine weiteren Leistungsträger in dieser Zeit ausfallen“. Der NHV ist jedenfalls nach Pflugs Ansicht der klare Favorit, muss sich aber auf heftige Gegenwehr einstellen. „Ich bin davon überzeugt, dass jeder meiner Spieler alles aus sich herausholt. Ob es am Ende für eine Überraschung reichen wird, wissen wir erst am Samstagabend“, so der Übungsleiter der Gäste. Erschwerend komme hinzu, dass in der aktuellen von Corona geprägten Situation erst am Spieltag klar sei, wer überhaupt eingesetzt werden kann. „Das trifft zwar auf beiden Mannschaften zu, aber Delitzsch ist wesentlich breiter aufgestellt und kann Ausfälle einzelner Leistungsträger durchaus sehr gut kompensieren.“
Das ist den Concorden bislang tatsächlich gut gelungen. Über weite Teile der Hinrunde musste ohne die Torjäger aus dem Rückraum angetreten werden, jetzt in Bad Blankenburg fehlte erneut eine Handvoll Stammspieler. Trotzdem wurde gewonnen. „Es ist tatsächlich erstaunlich, was sich in dieser Saison entwickelt hat“, kommentiert Jungandreas. In vielen Begegnungen sind junge Spieler in die Bresche gesprungen, die in der zweiten Mannschaft (Verbandsliga) für höhere Aufgaben fit gemacht werden sollen. In Bad Blankenburg war es Niclas Reinhardt, der in seinem ersten Oberligaspiel für die Nordsachsen als Rechtsaußen sechs Treffer erzielte. „Das ist schön mit anzusehen und macht stolz“, so der Trainer, der hinzufügt: „Mit dieser starken Leistung hat sich Reinhardt eine erneute Nominierung gegen Glauchau verdient.“ Ansonsten stehen hinter der Aufstellung noch einige Fragezeichen. Sicher ist der Ausfall des verletzten Youngsters Yves Voigtländer.
Den Gast schätzt Jungandreas als „kampfstarke und eingespielte Truppe ein“, die es nicht zu unterschätzen gelte. Das trifft besonders auf Vaclav Klimt zu. Er führt mit 117 Treffern die Torschützenliste an. Im Schnitt netzt er also 10,6 Mal pro Partie ein, in Wittenberg warf er die Hälfte der Glauchauer Tore. Doch auch da kann der NHV mithalten. Maximilian Amtsberg, der nach einer langwierigen Knieblessur in Bad Blankenburg erst sein zweites Punktspiel in dieser Saison bestritt, trifft wieder wie früher – zuletzt waren es beeindruckende elf Buden.
© Ulrich Milde / Leipziger Volkszeitung / 18.03.2022