Nach fast elf Monaten Punktspielpause startet Concordia Delitzsch gegen den HC Aschersleben in die neue Saison. Im Vorfeld sprach NHV-Coach Jan Jungandreas im SPORTBUZZER-Interview über die anstehende Spielzeit, die Favoriten und die Neuzugänge.
Delitzsch. NHV Concordia Delitzschs Trainer Jan Jungandreas spricht vor dem Saisonstart über die Rückkehr der Zuschauer, die Maske als kleinstes Übel und viele, viele Unwägbarkeiten der neuen Spielzeit.
Herr Jungandreas, nach fast elfmonatiger Punktspielpause geht es am Samstag los in eigener Halle mit der Partie gegen den HC Aschersleben. Wie groß ist die Vorfreude?
Jan Jungandreas: Ganz klar riesengroß. Jetzt geht es endlich wieder um Punkte und wir können vor Zuschauern spielen. Wir haben die Gelegenheit, mit unserem liebsten Hobby Erfolge einzufahren und als Mannschaft zusammen zu kämpfen.
Was bedeutet es, dass Zuschauer zugelassen sind?
Es ist sehr wichtig, dass wir wieder die Unterstützung von den Rängen bekommen. Die Mannschaft braucht den Rückhalt, wohl mehr als im Profisport. Die Zuschauer, die Familienmitglieder, die Freunde – deren Anwesenheit macht im Amateursport etwas ganz Besonderes aus. Unsere Spieler arbeiten nichts ab, sondern stecken viel Leidenschaft hinein. Da ist es was anderes, wenn wir vor unseren Fans antreten können. Ich hoffe, dass so viele unserer Anhänger wie möglich kommen.
Ohne Nachweis, ohne Test, aber mit Maskenpflicht.
Schon, aber daran dürfte man sich nach anderthalb Jahren gewöhnt haben. Die Vorfreude auf Live-Handball sollte größer sein als die eventuelle Beeinträchtigung. Die Maske ist das kleinste Übel.
Wer sind die Favoriten?
Das ist ganz schwer zu beurteilen. Alle Vereine hatten diese ewig lange Pause, keiner weiß, wie sie sich auswirkt, wie die Spieler zurückkehren. Rein vom Kader her hat Halle sich sehr gut verstärkt, dürfte oben mitspielen. Das gilt auch für Pirna. Sicherlich wird die eine oder andere Mannschaft wie Köthen, Aschersleben oder Einheit Plauen für Überraschungen sorgen. Die Liga ist noch ausgeglichener als in den Vorjahren. Da wird ganz viel von der Tagesform abhängen.
Wie sehr schmerzt der Abgang von Frank Grohmann nach Köthen?
Er tut weh. Er hat in den vergangenen Jahren immer 180 bis 220 Saisontore erzielt. Es wird nicht einfach, das zu kompensieren. Es gibt im rechten Rückraum keinen besseren Spieler in der Liga. Jetzt müssen andere Spieler, vor allem die jüngeren, mehr Verantwortung übernehmen.
Auf der anderen Seite gibt es drei Neuzugänge.
Unser neuer Torwart Vincent Bauer kommt aus einer langen handballfreien Zeit. Er hat sich sehr gut integriert, ist sehr ehrgeizig und wird uns helfen können. Allerdings ist Marian Voigt zunächst die Nummer eins.
Von LVB Leipzig kam Linksaußen Lukas Kürth.
Er ist körperlich präsent. Es tut weh, gegen ihn zu spielen. Er hat seine Stärken in der Abwehr und im Konterverhalten, da er wahnsinnig schnell ist.
Dann ist da noch Rückkehrer Thomas Oehlrich.
Bei seiner Verpflichtung gab es eine super Zusammenarbeit mit Enrico Henoch vom SC DHfK Leipzig. Oehlrich hat eine starke körperliche Präsenz und viel Erfahrung aus der ersten, zweiten und dritten Liga. Ein echter Gewinn für das Team. Er wird uns viel Sicherheit in der Deckung geben.
Wie lautet das Saisonziel?
Das ist schwer zu beantworten. Wenn viel zusammenpasst, wir verletzungsfrei bleiben, können wir oben mitspielen. Viel wichtiger als Platzierung ist, dass die Mannschaft gesund bleibt und unsere vielen jungen Spieler immer mehr Verantwortung übernehmen. Wir wollen durch mutige Auftritte und Leidenschaft so viele Punkte wie möglich sammeln.
Der NHV hat viele junge Spieler geholt, die vor allem in der zweiten Mannschaft eingesetzt werden. Welche Philosophie steckt dahinter?
Wir wollen mit den jungen Spielern so arbeiten, dass sie nach und nach ihre Einsatzzeiten in der ersten Mannschaft bekommen und hineinwachsen. Wir wollen verstärkt auf junge Spieler bauen, aus der Region und solche, die zum Studium nach Leipzig oder Halle kommen. Ich finde diesen Weg sehr sympathisch und bin mir sicher, dass er vom Publikum honoriert wird.
Beim NHV fallen gegen Aschersleben Spieler wie Max Amtsberg und Martin Müller aus. Was erwartet die Zuschauer?
Ich glaube, das wird eine Wundertüte am ersten Spieltag. Aschersleben ist ein ganz unbequemer Gegner, sehr eingespielt. Wir werden uns auf unser Spiel konzentrieren und versuchen, die Euphorie, dass Handball wieder los geht, mit ins Spiel zu nehmen.
Ziel ist ein Sieg?
Natürlich. Wir wollen zeigen, dass wir das Handballspielen nicht verlernt haben und es vielleicht noch besser können als zuvor.
Ulrich Milde (Leipziger Volkszeitung) 08.09.2021