Niklas Zierau möchte beim Handball-Regionalligisten NHV Concordia Delitzsch bleiben / Derby gegen Halle
Delitzsch. Sören Raab hatte in sportlicher Hinsicht ruhige Tage. Es gab keine verärgerten Anrufer, keine erbosten, unangemeldeten Besucher an der Haustür. Dabei hatte der Vizepräsident des Handball-Regionalligisten NHV Concordia Delitzsch am vorigen Wochenende die Entscheidung verkündet, dass der Tabellenführer auch im Falle der Meisterschaft den Aufstieg in die dritte Liga aus finanziellen Gründen nicht wahrnehmen wird.
So ruhig es nach außen war – intern grummelt es im Verein durchaus. Schließlich kommt so eine Chance womöglich nicht so schnell wieder. Die Nachricht habe schon „etwas traurig“ gemacht“, berichtete Hartmut Sommerfeldt, Chef des Fanclubs Loberhaie. „Ich hätte die dritte Liga auf jeden Fall gerne wahrgenommen, das wäre eine schöne Aufgabe gewesen“, sagte Rückraumspieler Niklas Zierau, der vor knapp sechs Jahren aus Magdeburg – dort lief er in der A-Jugend-Bundesliga auf – zu den Nordsachsen gewechselt war. Diese Ansicht gilt, so ist zu hören, auch für den Löwenanteil der Mannschaft. Zeitgleich mit Zierau hatte Jan Jungandreas den Posten des Chefcoaches übernommen. „Mein Traum ist weiterhin die dritte Liga, und am liebsten mit Delitzsch“, betonte der 37-Jährige.
Raab bekräftigte das Ausstiegs-Aus. Mit Blick auf das schwierige konjunkturelle Umfeld sei es bereits eine große Herausforderung, die bestehenden Sponsoren zu binden. Neue zu finden sei sehr schwer. „Die finanzielle Seite passt zurzeit nicht“, bedauerte der Vize. Kurzfristig den Aufstieg zu packen, um dann sang- und klanglos wieder herunterzugehen, sei nicht Sinn der Sache. „Wir arbeiten daran, nachhaltig die wirtschaftliche und organisatorische Basis zu schaffen, um mittelfristig hochgehen zu können.“
Argumente, die „nachvollziehbar sind“, meinte Zierau. Ralf Krippner, Anfang der 2000er-Jahre, also zu Zweitligazeiten, Präsident des Vorgängervereins Concordia Delitzsch, sprach von einem „schwierigen Beschluss“. Wenn die Geldseite nicht stimme, sei das aber plausibel. Schließlich würde der Aufwand eine Staffel höher deutlich steigen. Der Etat müsste mindestens knapp verdoppelt werden
Die Gefahr besteht, dass vor allem die jüngeren Spieler nun bei geöffneten Fenstern schlafen, um Rufe jetziger Drittligisten nicht zu verpassen. „Das Mannschaftsgefüge stimmt, und ein sicherer Arbeitsplatz ist auch viel wert“, hofft Krippner, dessen Firma Prosoft zu den Sponsoren zählt und Kreisläufer Niklas Seifert beschäftigt, auf keinen Massenexodus. „Ich habe nie gesagt, dass ich nur bleibe, wenn wir aufsteigen“, deutete Jungandreas an. Zierau signalisierte ebenfalls seine Bereitschaft zum Verblieb im Team, „das toll zusammengewachsen“ sei. „Ich möchte weiter für den NHV spielen“, sagte der 24-Jährige. Er nähert sich dem Ende des Chemie-Studiums in Leipzig, strebt die Promotion an und dürfte in der hiesigen Chemieregion gute Aussichten auf einen Arbeitsplatz haben. „Der Job steht an erster Stelle.“
Am Samstag im Derby gegen den USV Halle in der Delitzscher Mehrzweckhalle (Anpfiff: 19 Uhr) baut Jungandreas auf Zierau. „Er hat sich super entwickelt und ist ein fester Bestandteil des Teams.“ Er habe starke Qualitäten in der Abwehr und im Eins-Gegen-Eins in der Offensive. Der Trainer sagte, er sei froh, mit Max Amtsberg und eben Zierau „unterschiedliche Spielertypen“ im linken Rückraum zu haben. Das mache die Nordsachsen unberechenbarer.
Gegen Halle rechnet der Übungsleiter mit einem „heißen Duell“ und einem „ganz harten Kampf“. Eine „schwierige Partie“ erwartet Zierau, setzt aber auf einen Sieg der Concorden, denn: „Wir streben die Meisterschaft an.“
Ulrich Milde / 25.01.2025 / Leipziger Volkszeitung