Niclas Reinhardt sorgt in der Handball-Regionalliga mit seiner Spielweise für Aufsehen – und ist damit Delitzschs zweitbester Torjäger. Am Sonnabend empfängt der 22-Jährige mit dem NHV die HSG Suhl.
Es hört sich nach einer Pflichtaufgabe an. Da erwartet der Tabellenführer und Halbzeitmeister der Handball-Regionalliga, der NHV Concordia Delitzsch (22:4 Punkte), am Samstag in der ersten Rückrundenpartie den Aufsteiger HSG Suhl (Anpfiff: 19 Uhr). „Wir dürfen den Gegner nicht unterschätzen“, mahnt gleichwohl Concorden-Rechtsaußen Niclas Reinhardt. Ähnlich sieht das sein Trainer Jan Jungandreas. Die Thüringer liegen mit 10:16 Punkten auf dem zehnten Rang, „haben eine erfahrene Mannschaft, nichts zu verlieren und sind mit allen Wassern gewaschen“.
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Dabei hat der Staffelneuling schon für einige Überraschungen gesorgt. Die HSG gewann beim HV Rot-Weiß Staßfurt mit 26:23 und bei der HG 85 Köthen mit 33:32. Und ausgerechnet bei diesen Köthenern unterlagen die Nordsachsen am vorigen Wochenende mit 27:30. „Köthen war einfach besser und hat unsere vielen Fahler gnadenlos ausgenutzt“, blickt Reinhardt zurück. Und gibt zu bedenken, dass der NHV „keine Mannschaft ist, die durch die Liga marschiert“. Es sei vielmehr ein „eingeschworenes Team, wie eine Familie“, schwärmt der 22-Jährige. Folglich „wollen wir gegen Suhl unser Bestes geben, um Wiedergutmachung zu betreiben“. Sein Kader, der in Köthen in allen Teilen nicht an das normale Leistungsvermögen herangekommen sei, sollte dringend „zur normalen Stärke finden und so wieder Selbstvertrauen gewinnen“, empfiehlt Jungandreas. „Wir wollen zeigen, dass wir es besser können und natürlich gewinnen“.
Dazu setzt der Coach auf das Können von Reinhardt, dem vielleicht ungewöhnlichsten, unorthodoxesten Spieler der Staffel. Der frühere Cottbuser ist, wie knapp 90 Prozent aller Menschen, Rechtshänder. Und die laufen im Handball gewöhnlich auf der linken Angriffsseite auf. Als der Lehramtsstudent (Sport, Informatik) in der Loberstadt ein Probetraining absolvierte, spielte er folglich auf der Linksaußenposition vor. Um dann rasch als Rechtsaußen eingesetzt zu werden, wie schon häufig in der Jugend.
„Das ist in der vierten Liga eigentlich nur eine Aushilfsvariante“, berichtet Jungandreas. Doch Reinhardt hat sich auf der falschen Seite durchgesetzt und zum wohl besten Spieler auf dieser Position sich gemausert. „Er hat einen richtigen Sprung gemacht“, lobt sein Übungsleiter. Es ist auch für die Zuschauer sehenswert, wenn er von außen in den Kreis springt, fast waagerecht durch die Luft fliegt und die gegnerischen Torhüter spektakulär ein ums andere Mal überwindet. „Das nervt die Keeper total“, freut sich Reinhardt, da sie zumeist nicht wissen, wie sie auf diese unnatürlichen Bewegungen reagieren sollen.
Niclas Reinhardt: „Wollen Meister werden“
Reinhardt ist mit 62 Treffern gegenwärtig hinter Max Amtsberg (83) der zweitbeste Delitzscher Torschütze, läuft häufig schnelle Gegenangriffe und hat im rechten Rückraum ebenfalls schon seine Qualitäten gezeigt. Auch in der Defensive ist der Blondschopf eine Bank. „Er kann in der Abwehr seine Gegenspieler zur Weißglut bringen“, hat Jungandreas beobachtet. Zudem werfe er über die komplette Spielzeit „alles rein, hat immer Bock zu spielen und sich zu einer absoluten Führungspersönlichkeit entwickelt“.
Ein Sieg gegen Suhl ist laut Reinhardt Pflicht. Schließlich „wollen wir Meister werden“. Egal, ob danach der Aufstieg in die dritte Liga realisiert werden kann oder nicht. Darüber ist noch keine Entscheidung gefallen.
Ulrich Milde / 17.01.2025 / Leipziger Volkszeitung