„Dürfen das nicht ignorieren“: Der Vorstand des NHV Concordia Delitzsch unterstützt Aufstiegspläne, sieht aber die finanziellen Rahmenbedingungen noch nicht gegeben. Hoffnung auf überregionalen Großsponsor.
Delitzsch. Die sportliche Zielsetzung lautet Aufstieg. Wenn in der kommenden Saison die Chance bestehe, „wollen wir es der Mannschaft ermöglichen“. So formulierte es jüngst Jan Jungandreas, Trainer des Handball-Regionalligisten NHV Concordia Delitzsch. Seitens des Vereins hat der Übungsleiter dabei Rückendeckung, vorsichtige allerdings. „Wenn die sportliche Leistung es hergibt und das Team dann in die dritte Liga aufsteigen will, dürfen wir das nicht ignorieren“, sagt Vizepräsident Sören Raab und bestätigt, dass die Klubführung sich mit diesem Thema durchaus beschäftigt.
Jedoch müsse im Falle des Falles geschaut werden, „ob die Rahmenbedingungen das auch hergeben“, schränkt Raab ein. Schließlich müsste dann der Etat „mindestens das Doppelte betragen, besser das Dreifache“. Dafür müsste die Sponsorenbasis deutlich verbreitert werden. „Daran arbeiten wir permanent, aber es ist nicht einfach.“
Harter Kampf um Sponsorengelder
Der Wunsch der Männer, eine Klasse höher anzupeilen, ist nach Ansicht von Beobachtern verständlich. In der jetzt abgelaufenen Spielzeit machte der NHV dem Meister und Aufsteiger SV Plauen-Oberlosa das Leben schwer, erkämpfte 47:9 Punkte und landete mit nur einem Zähler Rückstand auf Rang zwei. Zudem wurde für die Saison 2024/25 Top-Torjäger Tom Hanner vom USV Halle verpflichtet, Dominik Eckart kommt von der SG Pirna/Heidenau. „Wir sind mit Quantität und Qualität des Kaders sehr zufrieden, wir haben ihn nochmals verbessert“, sagte Jungandreas und hat die Favoritenrolle offenkundig angenommen. Eine Einschätzung, die Raab teilt. „Bisher waren wir der Underdog und haben alle gejagt. Jetzt wird das andersherum sein.“ Die Concorden verfügten über einen sehr starken Kader. „Von der Papierform her sind wir vorne dabei.“
Es sei ein harter Kampf um Sponsorengelder. Dabei „glaube ich nicht, dass wir in großem Maße Leipziger Unternehmen für uns gewinnen können“, so der Vizechef. „Wir sollten schon in erster Linie in unserem Raum bleiben, uns dabei aber trotzdem rechts und links umschauen.“ Generell wäre es wünschenswert, ein Unternehmen zu finden, das überregional tätig sei und den entsprechenden Werbeeffekt nutzen könnte. Raab verweist darauf, dass der NHV mit der ersten Männermannschaft regelmäßig das wichtigste Event in der Stadt durchführe mit im Schnitt 550 Zuschauern. „Wo hat man das sonst hier?“, fragt er rhetorisch.
Insolvenz des Vorgängervereins Concordia als Mahnung
Gebranntes Kind scheut bekanntlich das Feuer. „Wir werden vorsichtig bleiben und keine verrückten Sachen machen“, verkündet Raab. Nach einem eventuellen Aufstieg sei es wichtig, die Staffel auch zu halten. „Nur mal einen kurzen Ausflug zu machen, um dann sang- und klanglos wieder abzusteigen, ist nicht Sinn der Sache.“
Der 1. SV Concordia Delitzsch spielte mehrere Jahre in der zweiten Bundesliga und schaffte 2004/05 den Aufstieg ins Oberaus. Doch diese Saison endete mit dem Abstieg als Tabellenletzter und hohen finanziellen Verbindlichkeiten. Als Spätfolge löste das Amtsgericht Leipzig den Verein 2010 auf. „Das Desaster unseres Vorgängervereins will keiner haben“, betont Raab. Finanzielle Solidität stehe ganz oben.
Ulrich Milde / 22.06.2024 / Leipziger Volkszeitung