Dabei hatten die Nordsachsen zunächst große Probleme, den Top-Torjäger der Liga in Griff zu bekommen. Auf NHV-Seite überragte ein Ex-Bundesligaspieler – der wollte die Lorbeeren aber nicht annehmen.
Max Amtsberg, Yves Voigtländer, Niklas Zierau – so stark und torgefährlich ist der Rückraum des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch besetzt. Die Crux für Trainer Jan Jungandreas: Alle drei sind, zum Teil schon länger verletzt und werden in dieser Saison nicht mehr auflaufen. „Das ist eine Schwächung“, sagt der Coach. Doch er hat Gegenmittel für diese Ausfälle. Da stellt er Kreisläufer Niklas Seifert in den Rückraum, zieht etwa Max Beyer oder Malte Wächter aus der zweiten Mannschaft, die in der Sachsenliga spielt, nach oben.
Kompensationsmaßnahmen, die funktionieren. So auch am Samstag in der Partie gegen den HC Glauchau/Meerane. Die Nordsachsen gewannen deutlich mit 35:27, verteidigten mit ihren 41:9 Punkten Platz zwei und bleiben dem SV 04 Plauen-Oberlosa auf den Fersen. Der Aufstiegsfavorit aus dem Vogtland unterlag überraschend beim HC Elbflorenz II mit 31:35 und hat nun 42:6 Zähler.
NHV fängt sich kurz vor der Pause
Dabei lief es gegen Glauchau anfangs für den NHV nicht richtig rund. „Wir haben uns schwergetan“, kommentierte Niklas Seifert. „Wir hatten keinen Zugriff auf Vaclav Klimt.“ Tatsächlich war der beste Torjäger der Liga (HC-Mannschaftskapitän Franz Schmidt: „Er hatte einen Top-Tag“) gerade im ersten Abschnitt kaum zu stoppen und erzielte insgesamt zwölf Treffer. So hielten die Gäste lange Zeit gut mit und führten in der 24. Minute gar mit 14:12. Die Concorden leisteten sich bis dahin einige Fehler zu viel.
Doch in den Schlussminuten der ersten Halbzeit drehte Delitzsch auf. Die Angriffe wurden mit viel Tempo nach vorne getragen, plötzlich klappten die Abschlüsse, die Defensive hatte sich gefangen. Nach einem 5:0-Lauf ging es mit 17:14 in die Pause. „Da hat sich gezeigt, dass wir in den vergangenen Wochen viel Selbstvertrauen gewonnen haben“, meinte Trainer Jungandreas. „Auch ein Rückstand wirft uns nicht mehr um, wir haben große Intensität hineinbekommen.“
Ex-Bundesligaspieler überragt
Nach dem Seitenwechsel zeigte sich die Heimmannschaft vor über 500 Zuschauern hochkonzentriert, baute den Vorsprung auf 22:17 aus. Glauchau nutzte aber von den guten Schiedsrichtern Raimo Füßler und Dennis Schneider verhängte Zeitstrafen gegen den NHV konsequent aus und kam wieder heran. „Bis zur 45. Minute haben wir prima mitgehalten“, sagte Coach David Kylisek. Doch letztlich „fehlten uns die Alternativen“, ergänzte Schmidt und verwies auf verletzte Akteure wie Sebastian Poppitz und Tim Esche. „Unser Gegner war gut eingestellt und immer gefährlich“, lobte auch Jungandreas.
HC-Kapitän Schmidt räumte ein, dass sein Team zuletzt kein Gegenmittel gegen die zahlreichen Schnellangriffe der Concorden gefunden habe. „Es tut weh, so hoch zu verlieren“, gestand Kylisek. Immerhin: Sein Klub weist auf Rang elf 21:29 Zähler auf und kann bei drei ausstehenden Begegnungen von den dahinter liegenden Kontrahenten nicht mehr eingeholt werden. Der Klassenerhalt ist also unter Dach und Fach.
Beim NHV überragte Ex-Bundesligaspieler Thomas Oehlrich. Er war eine Bank in der Abwehr und mit sieben Toren bester Schütze seines Vereins. Die vom Fanclub „Loberhaie“ ihm zugedachte Auszeichnung als Man of the Match lehnte der 39-Jährige bescheiden ab. „Das hat einer der Jüngeren verdient.“ Von einem „auch in dieser Höhe“ verdienten Sieg sprach Jungandreas. Trotz der vielen verletzten und angeschlagenen Spieler gehe es mit Zuversicht am kommenden Samstag zum Spitzenspiel nach Plauen. „Die Mannschaft, die hinfährt, wird sich zerreißen“, sicherte der Übungsleiter zu.
NHV: Neuhäuser, Alpers; Eulitz (6), Seifert (4), Prautzsch (2), Bielicki, Kalliske (1), Schmidt (3), Oehlrich (7), Griehl (1/1), Beyer (4), Viehweger (3), Reinhardt (4).
Ulrich Milde / 14.04.2024 / Leipziger Volkszeitung