Die Concorden treffen am Sonnabend auf den USV Halle und sind favorisiert. Allerdings verfügt der Gastgeber über ein torgefährliches Team. Für einen NHV-Spieler ist es ein Auswärtsspiel in der Heimat.
Sein Anfahrtsweg ist der kürzeste aller Gästespieler. Benedikt Schmidt, Rechtsaußen des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch, wohnt in Halle. Die Nordsachsen treten dort am Sonnabend zum Derby beim USV an. Der Anpfiff in der Sporthalle des Bildungszentrums im Stadtteil Neustadt erfolgt um 19 Uhr.
„Das ist eine unangenehme, eingespielte Mannschaft mit sehr viel Tempo über die kompletten 60 Minuten“, sagt Schmidt, der 2019 vom HC Burgenland zum NHV gekommen war. Der Gastgeber verfügt dabei über ein torgefährliches Team. 598 Treffer stehen bislang zu Buche, das ist der zweitbeste Wert hinter Spitzenreiter SV 04 Plauen Oberlosa (616). Die Concorden haben die gegnerischen Schlussmänner 537 mal überwunden.
„Halle agiert gerne mit der schnellen Mitte und hat eine gute zweite Welle“, sagt der Delitzscher Chefcoach Jan Jungandreas. „Da brauchen wir einen extrem guten Rückzug und einen disziplinierten Angriff, um einfache Fehler zu vermeiden.“ Aufpassen muss der NHV vor allem auf Julius Conrad. Der 25-jährige Rechtsaußen führt mit 163 Treffern die Torschützenliste der Liga an und hat dabei 77 von 98 Strafwürfen verwandelt. „Er ist wahnsinnig schnell“, warnt Jungandreas.
Die Hallenser Offensive trifft dabei auf eine „unglaublich starke Delitzscher Deckung“, betont USV-Trainer Jan Bernhardt. „Sie müssen wir knacken, das wird der Schlüssel zum Erfolg.“ Tatsächlich hat die NHV-Abwehr mit den beiden Torhütern Max Neuhäuser und Denny Alpers die wenigsten Gegentreffer zugelassen (442). Die Saalestädter (573) werden hier nur von Schlusslicht SV Hermsdorf (638) überboten.
Der Heimverein hat laut Bernhardt aus dem Hinspiel noch eine Rechnung offen. Da gelang dem NHV durch Georg Eulitz kurz vor Schluss der 29:28-Siegwurf. „Das war sehr ärgerlich“, erinnert sich Bernhardt, der den Kontrahenten als „starke Mannschaft“ mit „hervorragendem 1:1-Verhalten“ lobt. Folglich sei Delitzsch „in der Favoritenrolle“.
Zumal der USV am vorigen Wochenende bei der HG 85 Köthen mit 28:32 unterlag. „Da haben wir uns in der ersten Halbzeit 13 Fehlwürfe geleistet“, schüttelt Bernhardt den Kopf. „Das darf uns gegen die Concorden nicht passieren, wir müssen voll fokussiert sein.“ Obendrauf kommt, dass sein Kader ins neue Jahr mit drei Niederlagen und nur einem Sieg gestartet ist und so mit 23:15 Zählern auf dem fünften Rang liegt.
Der NHV hat dagegen trotz des verletzungsbedingten Ausfalls mehrerer Stammspieler, darunter Torjäger Max Amtsberg, 2024 noch eine weiße Weste, alle vier Partien für sich entschieden. Zuletzt gab es ein 32:21 gegen Hermsdorf. Schmidt stellte dabei mit zehn Treffern unter Beweis, dass er nichts verlernt hat. Dabei erhält der 33-Jährige, der traditionell nur Ein-Jahres-Verträge abschließt, nicht mehr so viele Einsatzanteile wie früher. Er kommt an Niklas Reinhardt (Jungandreas: „Er spielt eine überragende Saison“) nicht vorbei. „Natürlich will ich immer spielen“, sagt Schmidt. „Aber wenn es gut läuft, habe ich kein Problem, ein wenig zurückzustecken“, stellt der gebürtige Hildesheimer seinen Teamgeist unter Beweis.
„Er ist stets hochmotiviert, ich kann ihn jederzeit bringen“, lobt ihn sein Übungsleiter. Es sei gut und wichtig, so einen erfahrenden Spieler im Kader zu haben, der flink sei und ein torgefährlicher Konterspieler dazu. Schmidt geht jedenfalls mit großer Zuversicht in die Partie: „Wir sind Tabellenzweiter und müssen uns auf keinen Fall verstecken.“ Und wenn er gefordert wird, dann will er seine Leistung bringen, um den NHV zum Erfolg zu führen und freudig den kurzen Heimweg anzutreten.
Ulrich Milde / 22.02.2024 / Leipziger Volkszeitung