Personal-Coup: Ein einstiger Angstgegner steckt plötzlich für einen Tag im NHV-Trikot. Die Personallage ist bereits nach zwei Spielen „angespannt“, weitere Zugänge sind nicht ausgeschlossen.
Delitzsch. Am vergangenen Sonnabend war er noch der Held, in den nächsten 14 Tagen fehlt Torhüter Denny Alpers dem NHV Concordia Delitzsch in der Handball-Oberliga. Der 31-Jährige ist im Urlaub in den USA. Das war lange klar und mit dem Verein abgesprochen. Was nicht klar war: Dem NHV fehlen an diesem Wochenende insgesamt vier (!) Schlussmänner. Deswegen holt der Coach einen früheren Angstgegner aus dem Ruhestand und in die eigenen Reihen. Auch die Gesamt-Personallage ist angespannt.
Carsten Klaus, 40, heißt die Aushilfe zwischen den Pfosten. Und der hat den Delitzscher Fans und Spielern schon reichlich Nerven gekostet. „Wir haben uns viele, viele heiße Duelle geliefert. Entweder hat er nichts gegen mich gehalten oder ich habe nichts gegen ihn getroffen“, erinnert sich der heutige Concordia-Trainer Jan Jungandreas. Neben dem Parkett haben die beiden dagegen offenbar ein sehr gutes Verhältnis gepflegt, sodass Claus sofort „Ja“ sagte, als Jungandreas wegen eines Kurzzeit-Comebacks anfragte. Der Gegner könnte passender kaum sein: Am Sonnabend, 17 Uhr, sind die Loberstädter bei Einheit Plauen gefragt. Klaus war zwölf Jahre lang Kapitän von Stadtrivale Plauen-Oberlosa. So schön die Rückkehr ist, so sehr bereitet die Gesamtsituation dem Übungsleiter doch Kopfzerbrechen.
Neben Alpers fehlen auch die beiden Torhüter der zweiten Mannschaft. Benet Bauer steht aus beruflichen Gründen nicht zur Verfügung, für Routinier Tino Pantel ist die Saison nach einem Kreuzbandriss schon ganz gelaufen. Zu allem Unglück kann auch Torwarttrainer und Stand-by-Spieler Felix Herholz an diesem Wochenende nicht einspringen. Er soll dafür nächste Woche Max Neuhäuser, die einzige verbliebene Stammkraft zwischen den Pfosten, unterstützen. „Ich kann nicht verantworten, dass wir die Spiele nur mit einem Torwart bestreiten“, sagt Jungandreas. Und er schließt zumindest nicht aus, dass Carsten Klaus womöglich eine längerfristige Option ist.
„Es ist erstmal nur für das eine Spiel geplant. Was im Laufe der Saison passiert, kann ich nicht vorhersehen.“ Angesichts des Verletzungspechs, dass die Delitzscher bereits jetzt plagt, treibt den Trainer eine gewisse innere Unruhe um. „Die Situation ist angespannt, es darf nichts mehr passieren. Ich wäre glücklich, wenn noch jemand dazu kommt.“ Doch es müssen eben die Bedingungen für beide Seiten passen. Jüngst haben die Concorden einen Probespieler getestet, hätten ihn durchaus gern verpflichtet. Man konnte sich aber nicht auf die passenden Konditionen einigen.
Johannes David / 22.09.2023 / Leipziger Volkszeitung