Der NHV Delitzsch tritt am Sonnabend beim Spitzenspiel in Aschersleben an – der Respekt der Handballer um Jan Jungandreas ist groß, aber die Zuversicht auch. Die Concorden können wieder mit einem überragenden Torschützen rechnen.
Delitzsch. Da hatte der Staffelleiter bei der Ansetzung das richtige Näschen. Bereits am zweiten Spieltag der mitteldeutschen Handball-Oberliga kommt es zu einem Spitzenspiel. Der Tabellenzweite HC Aschersleben empfängt am Sonnabend (Anpfiff: 18 Uhr) den Dritten, den NHV Concordia Delitzsch. Beide Teams haben ihre Auftaktbegegnungen gewonnen. Aschersleben siegte beim SV Hermsdorf mit 29:20, die Nordsachsen schlugen die HSG Freiberg mit 24:20. Ganz oben thront der von Experten als großer Aufstiegsfavorit gehandelte SV 04 Plauen-Oberlosa. Der Vize-Meister hatte den HSV Apolda mit 33:22 aus der Halle fegte.
Entsprechend vorsichtig geht NHV-Trainer Jan Jungandreas in die Partie. „Wir fahren mit viel Respekt nach Aschersleben.“ Der Gegner habe eine sehr erfahrene und abgezockte Truppe. Mit Andreas Rojewski steht ein ehemaliger Bundesligaspieler (SC Magdeburg, DHfK Leipzig) in den Reihen. Der HCA hat das generelle Problem, dass viele Polizisten zum Kader zählen. Und diese können nicht an allen Spielen teilnehmen, weil dann doch das eine oder andere Mal der Dienst ruft.
Delitzsch ist dicker Brocken
„Ich rechne damit, dass der neue Trainer für einen neuen Input sorgen wird“, sagt Jungandreas. Der langjährige Ascherslebener Coach Dmitry Filippov, der 14 Jahre lang mit kurzen Unterbrechungen das Team coachte, hat den Platz frei gemacht für seinen bisherigen Co Martin Wartmann. Der 40-Jährige spielte früher zehn Jahre für den SV Anhalt Bernburg in der zweiten Bundesliga.
„Vorbereitung ist das eine, Punktspiele sind aber eine ganz andere Geschichte“, hatte Wartmann vor dem Saisonstart noch geunkt. Doch seine Mannschaft überzeugte in Hermsdorf von Anfang an und strahlte von nahezu allen Positionen Torgefahr aus. „Ich bin froh, dass wir das Ding gewonnen haben“, verlautbarte Wartmann nach dem Abpfiff. Der hohe Sieg sei angesichts der frühen Phase „nicht aussagekräftig“. Mit Delitzsch komme nun ein dicker Brocken, „das wird kein einfaches Spiel“.
Lob für Neuzugang
„Ich glaube, unser Gegner wird eine bessere Rolle spielen als in der vorigen Saison“, vermutet Jungandreas. Diese beendete der HCA auf dem zehnten Platz. Dabei unterlag er in eigener Halle den Delitzschern knapp mit 22:23, um in der Rückrunde mit 27:19 einen Auswärtserfolg zu landen. Doch die Nordsachsen reisen nach den Erwartungen ihres Übungsleiters „mit viel Selbstvertrauen“ in die Stadt am nordöstlichen Rand des Harzes.
„Wir wissen um unsere Stärken“, betont der Trainer. So hat die Abwehr gegen Freiberg überzeugt, wovon 19 Ballgewinne eine beredte Sprache sprechen. Niklas Seifert machte deutlich, dass er am Kreis ein würdiger Nachfolger von Martin Müller (Laufbahnende) im defensiven Mittelblock werden kann. „Er hat das sehr ordentlich gemacht und war sehr beweglich“, lobt Jungandreas den Neuzugang vom HC Burgenland.
Nicht ganz so zufrieden war der Trainer mit der Angriffsleistung. „Wir haben aus unseren Chancen zu wenig gemacht.“ Da wirkte sich aus, dass sein Kader aus Urlaubsgründen in der Vorbereitung im Training zu selten sechs gegen sechs spielen konnte, somit fehlt das letzte Quäntchen blindes Verständnis. „Im ersten Saisonspiel kann nicht alles klappen“, gibt sich Jungandreas gelassen. Und „wenn wir cool bleiben und in der Offensive an Effektivität zulegen“, müsse der NHV nicht mit leeren Händen die älteste urkundlich erwähnte Stadt in Sachsen-Anhalt verlassen. Zumal die Concorden darauf bauen können, dass Niklas Zierau, in der Endphase der vorigen Spielzeit der überragende Torschütze, nach auskurierter Verletzung wieder mitwirken kann.
08.09.2023 / Ulrich Milde / Leipziger Volkszeitung