Nicht nur beim Trainingsauftakt: Erste und zweite Mannschaft machen beim NHV in vielerlei Hinsicht gemeinsame Sache. Ex-Torhüter ist wegen gesundheitlicher Probleme nun Trainer.
Delitzsch. Die Stimme ist laut und energisch. „Jetzt stellen wir uns im Kreis auf“, sagt Vincent Bauer. Danach müssen die Spieler des NHV Concordia Delitzsch im Stand die Beine kreisen lassen. Es folgen Dehnübungen für die Arme und den Oberkörper. Bauer schaut genau hin, lässt Schludrigkeiten nicht durchgehen. Jan Jungandreas, der Chefcoach, steht an der Seitenlinie und beobachtet das Geschehen ebenso aufmerksam wie Christian Hornig, Trainer der in die Sachsenliga aufgestiegenen zweiten Herren.
Diese Szenerie zeigt: Beim offiziellen Trainingsauftakt der Oberliga-Handballer ist diesmal vieles anders als früher. Erstes und zweites Team sind gemeinsam angetreten. Und Vincent Bauer, der die Kommandos gibt, stand in der vorigen Saison noch zwischen den Pfosten. Doch der Torwart hat seine Karriere beendet – auf Anraten von Augenärzten. Der 26-Jährige hat in der Vergangenheit, wie es bei Schlussleuten passiert, gelegentlich harte Würde an den Kopf bekommen. Bei Bauer bestanden Risiken für das Sehvermögen. Folglich hat er umgesattelt und fungiert nun als Co-Trainer der zweiten Herren, verantwortlich für den athletischen Teil.
Abwehr getragen von Ex-Bundesligaspieler
Vor den Sportlern stehen schweißtreibende und anstrengende Wochen. „Wir haben eine relativ kurze Vorbereitung“, sagt Jungandreas. Ziel ist es natürlich, die Mannschaften bis zum Saisonauftakt fit zu machen. Da wird die Belastung in allen Übungseinheiten hoch sein, „um den gewünschten Effekt zu erzielen“. Der Oberligist erwartet zum ersten Punktspiel am 2. September die HSG Freiberg, tritt eine Woche später beim HC Aschersleben ab und empfängt dann den HSV Apolda. Hornigs Truppe hat zum Auftakt am 3. September mit KJS Dresden den Fünften der vorigen Saison als Gast („das ist gleich eine Standortbestimmung“) und fährt anschließend zum Derby zu LVB Leipzig II.
Während Bauer zu einem kleinen Fußballspiel bittet, erzählt Jungandreas, dass er mit einer „spannenden Saison“ rechne. Schließlich hätten Vereine wie Vizemeister SV Plauen-Oberlosa ordentlich aufgerüstet, um den ersehnten Sprung in die dritte Liga zu schaffen. Über das Saisonziel der Concorden, die in der vergangenen Spielzeit auf dem dritten Platz landeten, mag der Übungsleiter noch nicht reden. „Das werden wir mit der Mannschaft besprechen.“ Klar ist dagegen, dass der NHV weiter auf einen attraktiven Tempohandball setzen wird, getragen von einer starken Abwehr um Ex-Bundesligaspieler Thomas Oehlrich.
Rückkehrer als Neuzugang
Für die zweite Mannschaft geht es laut Hornig darum, die Klasse zu halten. „Im Vordergrund steht die individuelle Ausbildung unserer vielen jungen Spieler.“ Er sei gespannt, „wie die Jungs mit dem Druck gerade auswärts umgehen werden“. Vorrangiges Ziel sei es, als Anschlusskader für den Oberligisten zu fungieren und den eigenen Nachwuchs an die hohen Anforderungen heranzuführen. Die Trainingsplanung stimmen die beiden Übungsleiter intensiv ab. Die Zweite soll mit ähnlicher Taktik wie der Oberligist antreten. Jungandreas gibt dabei die Linie vor. „Wenn Spieler aus der Zweiten bei der Ersten aushelfen, dann kennen sie die Spielzüge“, nennt Hornig einen der Vorteile dieser Konstellation. Mit Jonas Meiner begrüßt der Trainer einen Rückkehrer als Neuzugang für sein Team.
Der 27-jährige Linksaußen, der seine Ausbildung zum Polizisten erfolgreich absolviert hat, zeigt sich beim abschließenden Zirkeltraining engagiert und motiviert – wie die anderen Spieler auch. „Das war sehr schön heute, ich habe nichts zu meckern“, beendet Bauer die Einheit.
18. 07.20.23 / Ulrich Milde / Leipziger Volkszeitung