Die Gäste kommen mit dem Toptorschützen der Oberliga, kämpfen aber gleichwohl gegen den Abstieg. Ein Trainerwechsel soll die Wende zum Guten bringen.
Delitzsch. Gereiztheit, Unruhe, Schlafschwierigkeiten, Übelkeit, Gedächtnisprobleme – das sind nur einige Symptome bei Entzugserscheinungen. Ganz so krass ist es bei den Anhängern des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch nicht. Hartmut Sommerfeld, Chef des Fanclubs „Loberhaie“, weiß etwa noch genau, dass das letzte Heimspiel der Nordsachsen inzwischen sieben Wochen her ist.
Damals unterlag der NHV etwas unglücklich gegen Drittliga-Absteiger SV Plauen-Oberlosa mit 24:25. Ein paar Tage ohne Handball, gibt Sommerfeldt zu, könnten gelegentlich durchaus gut tun. „Doch jetzt sind wir scharf drauf, dass es weiter geht, es wird Zeit“, sagt er freudig. Am Samstag erfolgt also die Erlösung: Die Concorden erwarten zur ersten Begegnung im neuen Jahr in eigener Halle den HSV Apolda. Anpfiff ist um 19 Uhr.
Der Delitzscher Trainer Jan Jungandreas redet dabei auch nicht um den heißen Brei herum. „Wir sind schon der Favorit“, räumt er angesichts der Ausgangslage ein. Immerhin steht sein Verein mit 17:9 Punkten auf dem sechsten Platz. Über dem Klub aus der Glockenstadt, der auf eine über 200-jährige Tradition des Glockengießens zurückblickt, läutet mit 8:18 Zählern und Rang 13 in der 16er Staffel dagegen die Abstiegsklingel. Es sei „keine leichte Aufgabe“, heißt es denn auch bei den Thüringern. Ein wenig Hoffnung schöpft der HSV daraus, dass es gegen den NHV zumeist „immer spannende Spiele“ gewesen seien. In der vorigen Saison schlugen die Concorden daheim den Gast knapp mit 21:19, um in den Playoffs auswärts mit 18:22 denn Kürzeren zu ziehen.
Publikumsliebling wird zum Trainer
Folglich spricht Jungandreas auch von einer „schwierigen Begegnung“. Apolda habe eine erfahrene, clevere Truppe und sei körperlich sehr robust. Zudem verfügt das Team mit Jan Schindler über den Top-Torjäger der Liga. 126 Tore stehen für ihn bislang zu Buche. Das entspricht im Schnitt 9,7 Treffern je Partie. Zum Vergleich: Concordias Rückraumshooter Max Amtsberg kommt auf 72 Tore, also einen Schnitt von 5,5 Treffern, und befindet sich auf Platz zehn. Andererseits bedeutet dies, dass das Spiel von Apolda sehr auf Schindler zugeschnitten ist. Wird er ausgebremst, wird es für die Gäste schwierig.
Schwer hatte es der HSV auch zu Saisonbeginn. Die ersten fünf Auseinandersetzungen gingen allesamt verloren. Als Konsequenz trat Trainer Patrick Schatz, der zugleich Vereinspräsident ist, zurück. Nachfolger wurde Publikumsliebling Igor Toskoski. Der Torwart, der immer noch gelegentlich zwischen den Pfosten steht, zählte schon längere Zeit zum Trainerteam.
Nach einer kurzen Pause über die Weihnachtsfeiertage ist der NHV wieder im Training. „Alle machen einen fitten Eindruck“, lobt Jungandreas, „sie haben ihre Hausaufgaben erfüllt.“ Gute Voraussetzungen also, um den erhofften doppelten Punktgewinn einzufahren. Ziel ist es, wie Mannschaftskapitän Niklas Prautzsch gegenüber der LVZ erklärte, oben anzugreifen. Eine Absicht, die der Chefcoach natürlich unterstützt. „Ich bin mir sicher, dass wir oben attackieren können“, betont er. „Die Qualität dafür haben wir.“ Jedoch habe er ein im Schnitt junges Team und das weise somit nicht immer die dafür erforderliche Konstanz auf. Wenn allerdings alles zusammenpasse, also die Abwehr die gewohnt gute Stärke zeige und die Offensive in Schwung komme, „dann sind wir schwer zu besiegen“. Gelingt das gegen Apolda, gibt es zumindest keine Sieges-Entzugserscheinungen.
Leipziger Volkszeitung / Ulrich Milde / 12.01.2023, 15:11 Uhr